Das Programm von Boeings neuestem Widebody-Twinjet Boeing 777X ist derzeit vom Pech verfolgt. Der Hersteller aus Seattle hatte erst das groß geplante Roll-out der 777X abgesagt, das ursprünglich für Mitte März vorgesehen war. Doch wenige Tage nach dem Absturz der Ethiopian 737 MAX war niemandem zu feiern zumute, und Boeing sagte das Roll-out richtigerweise ab.
Dafür sollte der für den 26. Juni vorgesehene Erstflug der 777X gefeiert werden, doch auch dieses Event wurde verschoben. Schon während der Paris Air Show im Juni hatte GE Aviation als Hersteller des GE9X-Turbofans angekündigt, dass es ein technisches Problem mit dem Antrieb gebe, dessen Lösung zu einer Verzögerung führen könne. Im Rahmen der Kommentare zu den Ergebnissen des zweiten Quartals teilte Boeing dann mit: „Das 777X-Programm macht gute Fortschritte bei den Tests, die zum Erstflug führen. Während das Unternehmen noch die Erstauslieferung der 777X bis Ende 2020 anstrebt, besteht für diesen Zeitplan aber ein erhebliches Risiko angesichts der Herausforderungen mit dem Triebwerk, die den Erstflug bis Anfang 2020 verschieben.“
Ein Stator muss neu konstruiert werden
Ein Stator vor dem Hochdruckverdichter des GE9X zeigte im Rahmen der Flugerprobung einen größeren Verschleiß als geplant und muss deswegen neu konstruiert werden. Die Änderungen an dem Teil sind so umfangreich, dass dadurch der bisherige Zeitplan für die Zulassung des Antriebs nicht eingehalten werden kann. Das hat folglich auch Auswirkungen auf die 777X.
Mit dem verspäteten Erstflug gerät der gesamte Programmzeitplan ins Wanken, auch wenn Boeing nach wie vor die Zulassung des neuen Flugzeugs bis Ende 2020 anstrebt. Für die Flugerprobung und die Nachweisflüge für die Zulassung ist in der Regel ein Jahr anzusetzen. Lufthansa ist einer der Erstkunden für das größte zweistrahlige Verkehrsflugzeug der Welt. Der jüngste Auftrag für das Muster kam von der IAG Group und umfasste 18 Festbestellungen. Damit liegen Boeing nun 358 Bestellungen und Kaufabsichtserklärungen für seinen neuen Widebody-Twinjet vor. Neben Singapore Airlines, All Nippon Airways (ANA), Cathay Pacific und Emirates gehören auch Qatar Airways und Etihad zu den Airlines, die die 777X bisher geordert haben.
Volker K. Thomalla
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