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Die Fokker D.VII aus München steht jetzt im NMM in Soesterberg

Die Geschichte der Fokker D.VII des Deutschen Museums ist ein Historienkrimi, an dessen Lösung Forscher aus den Niederlanden und Deutschland gemeinsam arbeiten. Jetzt wurde der Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg an das Nationaal Militair Museum (NMM) in Soesterberg als langfristige Leihgabe übergeben.

1.10.2025

Die Fokker D.VII steht nun für mindestens fünf Jahre im Museum in Soesterberg. © Dennis Mitschke

Wi von AeroBuzz.de schon im März dieses Jahres berichtet, hat das Deutsche Museum aus München eine Fokker D.VII, ein Jagdflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg, als Leihgabe für die nächsten fünf Jahre dem Nationaal Militair Museum (NMM) in Soesterberg überlassen. Am 19. September wurde der seltene Doppeldecker per LKW von der Historischen Flugwerft Schleißheim nach Soesterberg transportiert. Am 27. September folgte dann die feierliche Übergabe.

Das Flugzeug hat eine bewegte Geschichte, die noch nicht endgültig aufgeklärt ist. Das Deutsche Museum und das NMM wollen nun gemeinsam an der Klärung der Frage arbeiten, ob es sich bei der Fokker D.VII um NS-Raubgut handelt oder nicht.

Alfred Staarman, Konservator am NMM, sagte: „Wir sind dankbar für die Leihgabe der Fokker D.VII und bedanken uns beim Team des Deutschen Museums für die Zusammenarbeit und den Einsatz. Für viele Luftfahrtbegeisterte in Holland ist es ein großer Moment, die Fokker an der niederländischen Wiege der Luftfahrt, dem Flugplatz Soesterberg, zu sehen. Wir freuen uns darauf, die Zusammenarbeit bei künftigen Forschungsprojekten fortzusetzen.“

Im Dezember 1945 waren US-Soldaten der Sondereinheit „Monuments, Fine Arts, and Archives“ (MFAA) – besser bekannt als die „Monuments Men“ – auf eine Scheune in Vilsbiburg in Bayern gestoßen. Dort fanden sie die Fokker D.VII, deren Herkunft aber zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt war. Also wurde es 1948 dem Deutschen Museum in München übergeben.

Erst 1980, bei Restaurierungsarbeiten, kamen niederländische Merkmale des Doppeldeckers zum Vorschein, darunter ein holländisches Rondell und ein Registrierungscode. Man geht davon aus, dass die Fokker D.VII beim „Marine Luchtvaart Dienst“ im Einsatz stand.

Die Fokker D.VII residiert jetzt in Soesterberg

Andreas Hempfer, Kurator für Historische Luftfahrt am Deutschen Museum, erklärt: „Wir wissen nicht, ob das Flugzeug als Geschenk oder als Raubgut nach Deutschland kam. Und wir wissen nicht mit Sicherheit, welche Maschine das ist.“ Denn die Kennung sei nicht eindeutig lesbar. Von der Kennung ist nur der untere Teil auf alten Bildern zu erkennen – und die Bemalung lässt sich als D 28, aber auch als D 20 lesen. Das Kennzeichen ist aber von entscheidender Bedeutung bei der Beantwortung der Frage, ob es sich um Raubgut handelt oder nicht.

Bei der Restaurierung im Jahr 1980 wurde die niederländische Kokarde sowie erhaltene Teile des Kennzeichens D-28 oder D-20 freigelegt. © Deutsches Museum

Würde es sich bei der Maschine um die „D 28“ handeln, wäre die Fokker vermutlich ein Fall für eine Restitution, berichtet das Deutsche Museum, – sie war nämlich 1937 dem Königlich Niederländischen Luftfahrtverband als Exponat für ein geplantes Nationales Luftfahrtmuseum überlassen worden. Es gebe aber auch Anzeichen dafür, dass es sich um die „D 20“ handelt – die war aber damals kein Museumsstück, sondern ausgemusterter Flugzeugschrott. Und schließlich sei die Maschine nachträglich auch wieder auf eine Motorisierung aus der Zeit des Ersten Weltkriegs umgerüstet worden, denn das Flugzeug sollte wohl ein Geschenk für Hermann Göring werden – und dafür sollte die Maschine wie eine deutsche D.VII aus der Zeit des Ersten Weltkriegs aussehen. Göring hatte geplant, nach dem Krieg ein  Luftwaffenmuseum zu errichten.

Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Michael Decker, sagte: „Ich bin froh, dass sich unser Haus so intensiv um die Provenienz unserer Objekte kümmert – und zwar freiwillig. Der Fall der Fokker zeigt, wie schwierig es sein kann, potenzielle Raubgut-Fälle aufzuklären. Mit dem längerfristigen Leihvertrag haben wir eine gute Übergangslösung gefunden, um die unklare Provenienz so transparent wie möglich zu machen und damit auch ein Zeichen für unsere Restitutionsbemühungen zu setzen.“

Volker K. Thomalla

 

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Über Volker K. Thomalla

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Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

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