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Die Lockheed Super Star glänzt wieder im klassischen Design

Wie von AeroBuzz berichtet, wurde die Super Star Constellation D-ALAN der Lufthansa im Juli zum Flughafen Münster-Osnabrück zu Altitude Paint Service (APS / Flugzeuglackierungen) gebracht. Jetzt ist sie fertig lackiert.

17.08.2025

Der Rumpf der D-ALAN ruht nun auf seinem Transportgestell und soll in diesen Tagen auf Rollen an seine endgültige Position gezogen werden. © Jan Frieben, FR

Zügig und mit viel Elan hat man sich bei APS der „Diva“ gewidmet. Nachdem die Tragflächen als Erste fertig lackiert waren, ging es an die anspruchsvolle Farbenkomposition von Rumpf und Leitwerk, die in den Anfängen der heutigen Lufthansa nach 1955 das Design-Aushängeschild war. Eines der besonderen Stilelemente stellte das APS-Team vor eine besondere Herausforderung, – die Form und Lage der Parabeln galt es detailgetreu wiederherzustellen. Dazu trugen Unterlagen des LH-Archivs und die Lufthansa Technik mit ihrer Abteilung „Graphics Solutions“ bei.

Lockheed Super Star der Lufthansa

Das Endprodukt kann sich wahrlich sehen lassen, – kein Beobachter, der angesichts der lackierten „Connie“ nicht begeistert ist. Außenstehende bekamen das klassische Outfit erst bei der Abfahrt vom Flughafen Münster-Osnabrück zu sehen, soweit man zufällig vor Ort war.

Connie-Transport nächster Teil: FMO – FRA 

Das Organisationsteam des Transportes stand bis zur Abfahrt unter höchster Spannung. Die Strecke war genehmigt, aber am Morgen des Abfahrtstages 12. August tauchten seitens der Autobahn GmbH erneut Hindernisse auf in Form zweier Nachtbaustellen, die für den Transport aufgrund seiner Maße nicht passierbar waren. Die Ablehnung einer Alternativroute fand keine Gnade bei der Behörde, sodass bis am späten Nachmittag es aussichtslos erschien, pünktlich starten zu können. Kurzfristig wurde dann mit den Zuständigen vereinbart, dass der Transport ausnahmsweise von 22.00 Uhr auf 20.00 Uhr vorgezogen wird, um vor der endgültigen Einrichtung der neuen Baustellen die kritischen Stellen zu passieren. Wer im Team noch kein graues Haar hatte, … der Grundstein dafür war gelegt.

Als Beobachter des Geschehens lernt man die Komplexität eines solchen Transportes kennen, aber immer werden Lösungen gefunden. Man bekommt aber als Außenstehender den Eindruck, dass der bürokratische Aufwand und dessen Kosten die Organisatoren mehr Nerven kostet als die Fahrt selbst.

Ich darf hier auf einige Spannungsmomente der Tour eingehen. Nach pünktlichem Erscheinen der Connie am Flughafentor wurden in kurzer Folge bereits die ersten beiden scharfen Kurven noch vor der Landstraße zur ersten Prüfung. Bis man schließlich den Konvoi mit allen Höhen- und Breiteneinstellungen der Sattelauflieger marschbereit hatte, brauchte es zirka eine Dreiviertelstunde. Wenn ich vom Konvoi spreche, dann meine ich sowohl den Rumpf- als auch den Leitwerkstransporter. Sie haben je zwei Sicherungsfahrzeuge bei sich, ferner Polizei auf den Landstraßen und mehrere Fahrzeuge der Verkehrssicherungsdienste, die Kreuzungen sperren, wo nötig Schilder abbauen und wieder montieren etc. Hinzu kommt, aber nicht bestellbar, das Verständnis der Autofahrer, das aber willkommen ist und bei Engpässen stressmindernd wirkt für alle Beteiligten.

Nach zirka 100 Kilometern wurde es besonders eng, und in Absprache mussten die Absperrungen korrigiert werden, um den Transport durchfahren zu können. Die Geduld der aufgestauten Autofahrer wurde auf die Probe gestellt. Aber kein einziges Mal war Hupen zu hören. © Jan Frieben, FR

Nach Erreichen der Autobahn A1 bei Greven sollte es nicht lange dauern, auf den ersten Kilometern die beiden neuen Baustellen zu passieren. Von drei auf eine Spur verschmälert, – bei einem Bedarf von zwei Spuren aufgrund der Transportbreite –, lässt die Leser schon ahnen, dass es zu Tempodrosselung bis hin zum Schritttempo kam. Glücklicherweise reichte es von der Zeit so gerade. Der Verkehrsfunk meldete kurze Zeit später die Vollsperrung der A1 bei Münster. Glück gehabt!

Weiter auf die A43 und A2, wo nach 100 Kilometer Fahrtstrecke die nächste Baustelle, die sich als zu eng erwies. Die Fahrer und Sicherheitsdienste konnten das Problem schließlich durch kurzzeitiges Versetzen der Begrenzungsbaken, ohne Sicherheitsabstände zu verletzen, beheben. Der weitere Verlauf über die A2 und die A3 bis zum Tagesstopp Raststätte Medenbach kurz vor Wiesbaden verlief flüssig, aber die Einfahrt zum reservierten Platz für diesen Schwertransport wurde wieder zum Puzzlewerk für die Fahrer. Sowohl baulicher Art, – die Zufahrt hat eine Kurvenschikane –, was für solche Transporte gar nicht geht, als auch durch LKWs zugeparkten Zuwege. Wer spät nachts mit dem Auto unterwegs ist, wird diese Probleme schon selbst erfahren haben. Langer Rede kurzer Sinn: eine Stunde nach Anfahrt des Rastplatzes konnten die Transportcrew erst an Ruhe denken.

Das Ziel dieser Nacht ist erreicht. Rumpf und Leitwerk verbleiben noch auf ihren Transportern und werden bis zum Morgen auf Lufthansa-Gelände geparkt. © Jan Frieben, FR

Die Sonne meinte es tagsüber zu gut und strapazierte in der Wartezeit mit bis zu 33 Grad im Schatten, von dem es zu wenig gab. Die sinkende Abendsonne ließ aufatmen, bis es um 23.00 Uhr weiter ging mit den letzten wenigen Kilometern, aber mit „trickigen“ Abschlusskurven, ehe man gegen Mitternacht das neue Visitor-and Conference Center der Lufthansa Group am Flughafen Frankfurt erreichte. Die Fahrt bis zur Höhe der Lufthansa-Basis verlief trotz enger Kurven der letzten anderthalb Kilometer problemlos. Eng wurde es beim Einlenken in das LH-Gelände und auf den letzten Metern im Baustellenbereich. Mit Geduld und Umsicht bewältigte die Crew auch diese Herausforderung und konnte das Transportgespann für den Rest der Nacht im Freien abgestellen. Die Einbringung in das neue Gebäude und die Abladung sollten noch mal höchste Konzentration der Transportcrew und des technischen Personals der LH-Technik erfordern, weswegen dieser Part auf den kommenden Morgen geplant wurde.

Slalomparcours kurz vor dem Ziel

Die Baustelle um das neue Visitor and Conference Center gleicht einem Slalomparcours, den die beiden Transporter mit teils über 40 Meter Länge im Kriechtempo zu bewältigten hatten. Auf den ersten Blick schien es kaum gangbar, aber die technische Ausstattung der Sattelauflieger mit separat lenkbaren Hinterachsen ermöglichte es.

Das Leitwerk der Constellation in der neuen Halle am Frankfurter Flughafen. © Jan Frieben, FR

Um den bereits fertigen Hallenboden nicht durch die schweren Fahrzeuge und Transportgestelle zu beschädigen, war die Halle mit dicken Gummimatten ausgelegt. Von den Anwesenden als historischer Moment bezeichnet war die Einfahrt des Rumpfes in das künftige und endgültige Heim der Super Star Constellation. Die Abladung im Gebäude konnte nicht, wie in freiem Gelände möglich, durch Kräne erfolgen. Es bedurfte zweier großer Gabelstabler und ihren exakt synchron arbeitenden Bedienern (einer davon der Projektleiter der Connie persönlich!) um zu beiden Seiten des Rumpfes auf Zuruf der eingeteilten Techniker zentimeterweise den Rumpf mit Transportgestell so weit anzuheben, dass der Auflieger darunter wegfahren konnte. Einhelliges Aufatmen, als die Flugzeugzelle sicher abgestellt werden konnte.

Der Herausforderungen war es noch nicht genug, – das Leitwerk musste rückwärts in das Gebäude eingefahren werden, was der Fahrer mit Unterstützung weiterer „zu- Fuß-Kollegen“ mit Bravour schaffte, als habe er das in einem Simulator geübt.

Große Erleichterung nach dem erfolgreichen Transport

Die Erleichterung über die gelungenen Aktionen konnten aufmerksame Beobachter auch bei Wolfgang von Richthofen erkennen, der Leiter des Projektes „100 Jahre Lufthansa“ ist und den gesamten Morgen die Arbeiten beobachtet hatte.

Zugegebenermaßen gibt es zwar unterschiedliche Meinungen zur Errichtung dieses neuen Zentrums, aber die dort geplanten Aktivitäten für die Zukunft der Verkehrsluftfahrt in Kombination mit zwei ausgestellten Meilensteinen ihrer jeweiligen Ära werden gewiss einen ähnlichen Effekt haben wie die „Elfie“ in Hamburg. Viele wollten sie nicht, – heute möchten die Hamburger nicht mehr darauf verzichten! Nicht zu vergessen, dass Arbeitsplätze gesichert bzw. weitere geschaffen werden.

Das Einfahren und Abladen von Rumpf und Leitwerk in ihr endgültiges Zuhause darf man getrost als einen besonderen Moment betrachten, – auch hinsichtlich des 100-jährigen Jubiläums der ursprünglichen „Luft Hansa“ im Jahr 2026. Aber ebenso ein besonderer Moment für all die, die seit 2008 an dem Projekt „Lufthansa Super Star Constellation“ mit Professionalität, viel Hingabe und Herz gearbeitet haben, – in allen Bereichen!

Und das muss einmal klargestellt werden: Die Technik betrat Neuland abseits des üblichen Geschäftes, und wer die Connie sieht, wird begeistert sein von dem, was teils in viel Handarbeit erstellt worden ist. Diese Connie ist ein Meisterstück!! Wer sich in der Branche wirklich auskennt, wird das bestätigen.

Auch wenn sie nie fliegen wird, sie findet letztendlich ein würdiges Lufthansa-Dach über dem Leitwerk und wird in ihrer früheren Bedeutung für die Verkehrsluftfahrt weiter geschätzt werden. Die Tragflächen folgen in Kürze, sobald die noch fehlende Transportgenehmigung der Autobahn GmbH erfolgt ist, und die Tante Ju als „Alt-Lufthanseatin“ und weiteres Highlight scharrt in Paderborn gewissermaßen schon mit den Hufen, beziehungsweise ihren Rädern, um sich in wenigen Wochen zu ihrer Schwester aus der Lufthansa-Ära nach 1955 zu gesellen.

Die erleichterten wahren Helden unter der Leitung von Projektleiter Oliver Sturm können stolz auf ihre Leistung sein! Aber ein großes Stück Arbeit liegt noch vor Ihnen – der Aufbau von Connie und Tante Ju. © Jan Frieben, FR

So ist für die Techniker und Transporteure dieses Kapitel noch nicht abgeschlossen. Die Montage der Connie steht in den kommenden Wochen an, gefolgt von Transport und Aufbau der Tante Ju. Sie sind diejenigen, denen der besondere Respekt gilt. Immer wieder auftauchende Schwierigkeiten werden mit Einfallsreichtum und Improvisation blendend gelöst.

Mit Spannung darf man auf die Eröffnung und Freigabe der Ausstellung für die Öffentlichkeit schauen. Wechselnde Themen aus der Geschichte der Lufthansa sind in regelmäßigem Wechsel geplant und sollen das Interesse des Publikums hochhalten. Sobald die Ausstellung öffentlich zugänglich wird und Events mit diesen beiden Klassikern als Kulisse möglich werden, wird sich zeigen, dass dieses Konzept von Erfolg gekrönt sein wird.

Jan Frieben

 

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Über Jan Frieben

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Jan Frieben kann auf eine lange Karriere in der Luftfahrt zurückblicken. Er hat als Dispatcher beim JaBoG 31 seinen Dienst geleistet, war am Medizinischen Institut der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt tätig, hat Flugzeugbau studiert und flog von 1980 bis 2004 bei der Lufthansa als Flugingenieur die Boeing 727, die Douglas DC-8 und die Boeing 747-200. Er war seit 2008 im Projektteam der Lockheed L-1649 Super Star und hat bislang rund 11.000 Flugstunden gesammelt. Er war nebenbei auch immer journalistisch tätig.

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