Das ESAF rangiert in der heimischen Publikumsgunst weit vor den Olympischen Spielen oder einer Fußball-Europameisterschaft. Beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest treffen sich die Besten dieses Nationalsportes. Eine landestypische Form des Freistilringens mit Jahrhunderte alter Tradition. Dafür wird jedes Mal exklusiv das größte mobile Stadion der Welt errichtet. Der neue Rekordhalter ist seit dem 29. August 2025 die Glarnerarena im Kanton Glarus mit einem Fassungsvermögen für 56.500 Besucher.
Die Arena des ESAF 2025 in Mollis bot Platz für 56.500 Zuschauer. © Ralf Kurz
Allerdings befinden sich unter den teilweise überdachten Tribünen keine der üblichen Einrichtungen wie etwa Toiletten. Deshalb spielt sich gesamter Festivalbetrieb rund um das frei zugängliche Gelände neben dem Stadion ab. Dutzende Essbuden, Verpflegungszelte und eine Musikbühne mit Public Viewing sorgen für die richtige Stimmung während dieses gigantischen Volksfestes, auch wenn man keine der begehrten Eintrittskarten erhalten hat. Natürlich sind ebenfalls namhafte Firmen aus der ganzen Schweiz mit Informationsständen vertreten, um für ihre Unternehmen zu werben.
Das Eingangstor zum ESAF 2025 war auf der Runways des Flugplatzes Mollis aufgebaut. © Ralf Kurz
Der Flugplatz Mollis bot die ideale Lösung, diesen logistischen Kraftakt zu bewerkstelligen. Dazu wurde die 1.707 Meter lange Asphaltpiste 01/19 mit hohem Aufwand in die sogenannte Linth Meile umgewandelt. Sie trägt den Namen des kleinen Flusses, der sich nebenan vorbei schlängelt. Wie aber kommt man in den abseits wichtiger Verkehrsrouten liegenden Kanton Glarus mit seinen lediglich 42.000 Bewohnern? Das einzige Tal liegt eingezwängt zwischen 3000 Meter hohen Berggipfeln und ist nur von Norden gut erreichbar. Immerhin bietet eine solche Landschaft die perfekte Kulisse für eine spektakuläre Flugschau, welche hier letztmalig 2023 unter dem Titel ZigAirMeet Mollis stattfand. Damals donnerten Eurofighter Typhoon der deutschen Luftwaffe und französische Dassault Rafale C durch das idyllische Glarnerland. Vor 25.000 Zuschauern drehten die Kampfjets waghalsige Pirouetten zwischen den steilen Gebirgsmassiven. Ihr Displayprogramm war absolutes Highlight, neben weiteren, zahlreich ausgestellten Flugzeugen und Hubschraubern verschiedenster Kategorien und Epochen.
Erwartet wurden 350.000 Zuschauer
Die Veranstalter des ESAF 2025 rechneten mit 350.000 Besuchern von Freitag bis Sonntag. Allein für Samstag wurden 120.000 Schwingerfans prognostiziert. Daher war fraglich, ob die Sonderzüge der Schweizerischen Bundesbahnen den Ansturm bewältigen könnten. Vorsorglich standen 15.000 Campingplätze sowie 40.000 Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wer unbedingt mit dem Auto anreisen wollte, den schreckte man durch Parkplatzgebühren in Höhe von 200 Franken ab. Letztendlich wurden wegen des schönen Wetters die Schätzungen weit übertroffen. Fast eine halbe Million Menschen pilgerten zum Schwingerfest!
Linth Air Service flog Besucher des Schwingerfests 2025 mit der EC 120 nach Mollis. © Ralf Kurz
Wahrscheinlich das interessanteste Angebot, um dem erwarteten Verkehrschaos zu entgehen, hatte Martin Stucki. Als umtriebiger Chef von Linth Air Service nutzte er den Heimvorteil. Mit seiner EC120B Colibri bot er bis zu vier Passagieren an, sie von jedem Ort der Nord- und Ostschweiz direkt neben der Glanerarena abzusetzen. Für den 17-minütigen Trip ab Winterthur waren beispielsweise 1.300 Franken fällig. Maximal 40 Flüge pro Tag hoffte man durchführen zu können. Obwohl die teure Offerte sofort Umweltschützer auf den Plan rief, waren laut Webseite alle verfügbaren Plätze schnell ausgebucht. Die als HB-ZUL registrierte Eurocopter Colibri stand folglich im Dauereinsatz.
Auch die Rega war präsent
Auch andere Hubschrauberfirmen ließen sich beim ESAF 2025 blicken. Die Schweizerische Rettungsflugwacht REGA betreibt am Flugplatz Mollis eine ihrer Einsatzbasen. Vor Ort präsent waren zwei Airbus Helicopters H145 D3. Der Hubschrauber mit dem Kennzeichen HB-ZQO ist jedoch bereits nach Neuseeland an GCH Aviation verkauft. Als einzige dieses Musters wird sie, wie alle älteren Versionen H145 D2 sowie AW 109SP, demnächst ausgemustert. Ersetzt werden diese Modelle durch eine homogene Einheitsflotte bestehend aus modernen und hochgebirgstauglichen Airbus Helicopters H145 D3. Bereits im Einsatz steht die ebenfalls anwesende H145 D3 mit der Registration HB-TIE.
Auch zwei Hubschrauber der Rega waren während des Schwingerfests zu sehen, darunter die H145 mit dem Kennzeichen HB-ZQO. © Ralf Kurz
Die H145 D3 mit der Registrierung HB-TIE gehört zu den ersten Exemplaren dieses Musters in der Rega-Flotte. © Ralf Kurz
Beim örtlichen Hubschrauberhersteller Kopter – heute eine Tochter von Leonardo – blieben die Hangartore am Wochenende für die Öffentlichkeit leider verschlossen. Gerne hätte man deren Neuentwicklung Leonardo AW109 zu Gesicht bekommen. Während des ZigAirMeet präsentierte das Unternehmen ihr viertes Vorserienexemplar HB-ZXD noch medienwirksam dem interessierten Publikum.
Fuchs Helikopter aus Schindellegi schickte sein Flaggschiff Airbus Helicopters H125 mit dem leicht zu merkenden Kennzeichen HB-ZZZ nach Mollis. Es trägt, wie die anderen Flottenmitglieder, das markante Fuchsemblem im attraktiv dunklen Farbschema.
Kein Trojanisches Pferd, sondern der Muni Max, der größte hölzerne Stier, der über 20 Meter hoch ist und 182 Tonnen wiegt. © Ralf Kurz
Die Glarnerarena, das größte mobile Stadion der Welt, wird schon bald, wie ihre Vorgänger, verschwunden sein. Wie aber schaut die Zukunft eines weiteren ZigAirMeet in Mollis aus?
Das ZigAirMeet 2023 war ein Verlustgeschäft
Diese DC-3 war 2023 beim letzten ZigAirMeet in Mollis einer der fliegenden Stars des Treffens. © Ralf Kurz
Die französische Armée de l’air et de l’espace hatte gleich zwei Rafale zum ZigAirMeet 2023 entsandt. © Ralf Kurz
Eurofighter der Luftwaffe beim ZigAirMeet 2023 in Mollis. © Ralf Kurz
Diesbezüglich gab es im Herbst 2024 schlechte Nachrichten. Die fantastische Air Show 2023 war wegen zu geringer Besucherzahlen ein großes Verlustgeschäft. Deshalb wird es laut der Veranstalter keine weitere Flugschau im Zigerschlitz geben. Gereicht hätten vor zwei Jahren bereits 35.000 Zuschauer, um nicht ins Minus zu rutschen, gekommen waren 10.000 weniger. Zahlen, über die man bei einem ESAF nur müde lächeln kann!
Ralf Kurz
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