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Textron Aviation beendet die Fertigung der Beech Bonanza und Baron

Es hat sich schon seit Jahren angekündigt: Die Verkaufszahlen für die Beechcraft Bonanza und Beechcraft Baron erlaubten keine effiziente Fertigung der Flugzeuge mehr. Nun hat der Hersteller die Konsequenzen gezogen und stellt die Produktion der legendären Kolbenmotor-Flugzeuge ein.

21.11.2025

Textron Aviation hat beschlossen, die Fertigung der Blech Baron nach fast 65 Jahren einzustellen. © Textron Aviation

Der Flugzeughersteller Textron Aviation aus Wichita im US-Bundesstaat Kansas stellt die Serienfertigung der beiden Kolbenmotorflugzeuge Beechcraft Bonanza und Beechcraft Baron ein. Zuerst hat das US-Webmagazin AvBrief.com darüber berichtet. 

Die beiden Muster finden sich auch nicht mehr auf der Website des Unternehmens. Die Nachfrage rechtfertigt keineVerkaufsbemühungen mehr und erlaubt auch keine profitable Fertigung der Muster mehr. Laut Zahlen des Industrieverbands GAMA (General Aviation Manufacturers Association) hat Textron Aviation im gesamten vergangenen Jahr fünf einmotorige Beech Bonanza ausgeliefert und zwei zweimotorige Beechcraft Baron an Kunden übergeben. Im ersten Halbjahr 2025 sah es nicht viel besser aus. Laut GAMA-Statistiken wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nur zwei Baron und vier Bonanza ausgeliefert. 

Von den Einmots der Beechcraft Baron-Familie wurden seit 1947 über 17.000 Exemplare gebaut. © Textron Aviation

Die beiden Flugzeugmuster haben Geschichte geschrieben und die Entwicklung der General Aviation in großem Maße geprägt. Der Prototyp der Bonanza 35 war im Dezember 1945 zwei tage vor Weihnachten erstmalig geflogen – seinerzeit noch mit dem charakteristischen V-Leitwerk. In die Serienfertigung ging das Muster ab 1947. 1968 konstruierte Beechcraft mit der A36 Bonanza auch eine Version mit konventionellem Leitwerk. Bis 1982 produzierte Beechcraft die V-Leitwerks-Bonanza und die A36 mit konventionellem Leitwerk parallel in Wichita. 

Deutschland war in Europa ein wichtiger Markt für die Bonanza. Das Muster war jahrzehntelang das Standard-Schulflugzeug der damaligen Lufthansa Verkehrsfliegerschule in Bremen und in Goodyear bei Phoenix in Arizona und ist vielen Verkehrspiloten in guter Erinnerung. Aber auch Piloten, die eine Bonanza oder eine Baron privat oder geschäftlich nutzten beziehungsweise noch nutzen, schätzen die Flugeigenschaften und den Komfort der beiden Muster. 

1945 flog die Bonanza zum ersten Mal

Ein Textron-Sprecher teilte auf Nachfrage von AvBrief.com mit: „Im Rahmen des Produktinvestitionsplans von Textron Aviation wird das Unternehmen die Produktion der Modelle Beechcraft Baron G58 und Beechcraft Bonanza G36 einstellen, sobald alle aktuellen Bestellungen erfüllt sind. Die für ihre Leistung und Handwerkskunst bekannten Flugzeuge Baron und Bonanza sind seit fast acht Jahrzehnten die Eckpfeiler der Führungsposition des Unternehmens auf dem Markt für Kolbenmotorflugzeuge.

Im Dezember dieses Jahres jährt sich der Erstflug der Beechcraft Bonanza zum 80. Mal, was die Bedeutung dieses Flugzeugs für die Geschichte der Luftfahrt unterstreicht. Diese strategische Neuausrichtung ermöglicht es Textron Aviation, sich auf die Aufnahme der Beechcraft Denali in sein Produktportfolio zu konzentrieren und gleichzeitig zukünftige Investitionen in diesem Segment sorgfältig zu prüfen.“

Diese V-Tail-Bonanza war schon einmal Grand Champion bei einem EAA AirVenture. Sie ist wahrscheinlich in einem besseren Zustand als als Neuflugzeug. © V. K. Thomalla

Beechcraft war jahrzehntelang eigenständig und ging später unter Beibehaltung der Marke in Textron Aviation auf. Das Unternehmen hat bislang fast 18.500 Beechcraft Bonanza (inklusive 1.297 Exemplare des Vorgängermusters Debonair) sowie fast 7.000 Beech Baron produziert. Auch wenn sie nicht mehr als Neuflugzeuge angeboten werden, wird der Hersteller Ersatzteile und Service für die Flugzeuge anbieten.

Die Flugzeuge sind als robuste und komfortable Reiseflugzeuge in ihren Klassen bekannt. Die Preisschilder auf den letzten Exemplaren zeigen relativ hohe Zahlen: Für eine neue Bonanza müssen Kunden in diesem Jahr rund 1,4 Millionen US-Dollar an den Hersteller überweisen, für eine Beechcraft Baron 2,3 Millionen Dollar. 

Volker K. Thomalla

 

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Über Volker K. Thomalla

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Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

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