Andreas Ungar, der Geschäftsführer des Flughafens Mönchengladbach machte in seiner Ansprache direkt klar, dass er es ernst meint. Er sagte: „Wir sind nicht hier, um schöne Zeilen zu generieren, sondern weil es in der Luftfahrt so nicht weitergehen kann. Wir müssen Maßnahmen treffen, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Auch wir in Mönchengladbach haben das verstanden.“
Der Flughafen Mönchengladbach geht als Pionier voran, denn dort können ab sofort und permanent Flugzeuge nachhaltig produzierten Treibstoff, so genanntes SAF (Sustainable Aviation Fuel), tanken. Der MGL ist damit der erste Flughafen in Deutschland, bei dem durchgehend SAF verfügbar ist. Zwar wird SAF auch bereits an anderen Airports in Deutschland angeboten, aber eben nicht kontinuierlich. Die Betankung erfolgt über Rheinland Air Service (RAS), den Treibstoff liefert TotalEnergies. Das SAF in Mönchengladbach wird mit einem Mischungsverhältnis von 35 Prozent SAF und 65 Prozent konventionellem Jet-A1 vertankt.
NRW-Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer nahm am 2. Juli 2024 die symbolische erste Betankung eines Luftfahrzeugs mit SAF am Flughafen Mönchengladbach vor. © V. K. Thomalla
Die symbolische erste Befüllung nahm heute Oliver Krischer, der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen vor. Er sagte: „Das ist eine wirkliche Ehre für mich. Der Verkehrssektor erfüllt die CO2-Vorgabe nicht. Wir brauchen den Luftverkehr, um Menschen und Länder zu verbinden, Es ist notwendig, dass Menschen zusammenkommen und miteinander kommunizieren. Die Landesregierung will, dass Nordrhein-Westfalen die erste klimaneutrale Industrieregion Europas wird. Der Luftverkehr muss auf Dauer nachhaltig werden.“
Krischer betankte einen HondaJet mit SAF, den Rheinland Air Service zur Verfügung gestellt hat. Johannes Graf von Schaesberg, der CEO von RAS, sagte: „Rheinland Air Service hat sich als Europahändler von Honda Aircraft und Daher Aircraft verpflichtet, alle HondaJet-Überführungsflüge und Vorführflüge durch die RAS grundsätzlich mit SAF vorzunehmen. Das Gleiche gilt für die TBM- und Kodiak-Flugzeuge von Daher.“
Sustainable Aviation Fuel ist der derzeit schnellste und vielversprechendste Weg, um die CO2-Emissionen der Luftfahrt zu reduzieren. Im Vergleich zu Kerosin aus fossilen Quellen ist SAF – über die gesamte Lebensdauer betrachtet – um bis zu 90 Prozent weniger kohlenstoffintensiv. Der Treibstoff darf derzeit mit einem maximalen Mischungsverhältnis von bis zu 50 Prozent in Flugzeugen verwendet werden. Weltweit arbeiten Flugzeug- und Triebwerkshersteller daran, dass künftig die Verwendung von reinem SAF zugelassen wird. Die EU-Verordnung ReFuelEU sieht vor, dass ab 2025 2 Prozent der vertankten Treibstoffe an Flughäfen in der Europäischen Union aus nachhaltigen Quellen hergestellt sein müssen. 2035 soll dieser Anteil schon bei 20 Prozent liegen, 2045 bei 42 Prozent und 2050 bei 70 Prozent.
Kraftstoff aus der Kreislaufwirtschaft
Das SAF am Flughafen Mönchengladbach wird aus Abfällen und Reststoffen aus der Kreislaufwirtschaft (wie zum Beispiel tierische Fette und Altspeiseöle) hergestellt und anschließend mit konventionellem Flugkraftstoff vermischt, Damit kann er als so genannter „Drop-in-Treibstoff“ unmittelbar in allen Flugzeug-Triebwerken ohne weitere besondere Zulassungen eingesetzt werden kann.
Freuen sich über das neue Angebot am Flughafen Mönchengladbach: Jochen Klenner (MdL), Claudia Schwan-Schmitz (Beigeordnete Stadt Mönchengladbach), Dr. Ulrich Schückhaus (Geschäftsführer MGL), Dr. Christoph Hartleb (Förderverein Flughafen MGL), NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, Oberbürgermeister Felix Heinrichs, Andreas Ungar (Geschäftsführer MGL), Vanessa Odermatt (MdL), Rolf Zimmermann (Förderverein Flughafen MGL). © Flughafen MGL
Mit jährlich knapp 50.000 Flugbewegungen zählt der MGL zu den bedeutendsten Flugplätzen der Allgemeinen Luftfahrt in Deutschland. Andreas Unger sagte: „Wir freuen uns sehr, in Zusammenarbeit mit RAS unseren Kunden ab sofort SAF anbieten zu können und damit einen wichtigen ersten Schritt zu gehen. Die Luftfahrt steht vor der Herausforderung, die Dekarbonisierung und damit die Mobilitätswende in der Luft zu gewährleisten. Wir möchten dabei nicht auf die Ergebnisse anderer warten, sondern die Prozesse aktiv und gewinnbringend mitgestalten und somit die Voraussetzungen neuer und nachhaltiger Wertschöpfungsketten am Standort schaffen. Die dauerhafte Verfügbarkeit von SAF am MGL stellt den Anspruch der Flughafengesellschaft und von RAS heraus, eine nachhaltigere Luftfahrt aktiv mitzugestalten. So können wir als ,First Mover’ der deutschen Luftfahrtbranche die Voraussetzungen der neuen Regionalluftfahrt am MGL schaffen.“
Volker K. Thomalla
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