Homepage » General Aviation » 70 Jahre Cessna 172 Skyhawk

1955 brachte die Cessna Aircraft Company die Cessna 172 Skyhawk auf den Markt. Das Flugzeug war von Beginn an ein Erfolg und erschloss dem Hersteller neue Kundengruppen. Das Muster wird in seiner aktuellen Form noch heute in beachtlichen Stückzahlen gebaut.

7.07.2025

Die Cessna 172 Skyhawk wird seit 1955 gebaut. © Textron Aviation

Vor 70 Jahren, am 12. Juni 1955, startete der Prototyp der Cessna 172 Skyhawk in Wichita im US-Bundesstaat Kansas, zu seinem Erstflug. Damit begann einer Erfolgsgeschichte sondergleichen, denn die Cessna 172 ist eines der meistgebauten Flugzeuge der Allgemeinen Luftfahrt – und wird heute immer noch in Serie gebaut. Bislang haben über 45.000 Exemplare der Skyhawk-Familie die Produktionshallen verlassen. Allein im letzten Jahr übergab der Hersteller Textron Aviation 164 neue Cessna 172S Skyhawk SP an Kunden.

Cessna 172 Skyhawk

Anfang der 1950er Jahre hatte Cessna mit den beiden Spornradflugzeugen Cessna 170 und 180 zwei Einmots fest auf dem sich entwickelnden zivilen Flugzeumarkt etabliert. Doch der Hersteller wollte neue Interessenten ansprechen und modifizierte die beiden Spornradflugzeuge. Sie erhielten das von Cessna patentierte Land-o-Matic-Dreibeinfahrwerk, ein steuerbares Bugrad und ein modifiziertes Heck. Die Cessna 172 Skyhawk und die Cessna 182 Skylane waren geboren.

Um den Prototyp der Cessna 172 zu bauen, nahm man einfach eine Cessna 170B aus der Serienproduktion und modifizierte sie. Im Oktober 1955 startete das erste Serienflugzeug der Cessna 172 Skyhawk zu seinem Erstflug, und nur einen Monat später, am 4. November 1955, erteilte die FAA dem neuen Muster die Musterzulassung. Die ersten Skyhawk wurden für 8.295 US-Dollar verkauft.

Die Strategie von Cessna ging auf: Produktionszahlen der Cessan 172 stiegen von Jahr zu Jahr, und Cessna betrieb eine jährliche Modellpflege. In Frankreich produzierte Reims Aviation das Muster sogar in Lizenz. Ab Ende der 1970er Jahre brach die Produktion jedoch ein. Die Hersteller von Flugzeugen der Allgemeinen Luftfahrt gaben die Kosten für die Produkthaftpflicht an ihre Kunden weiter, dadurch schossen die Preise für die Kolbenmotorflugzeuge durch die Decke und erreichten absurde Höhen. 1986 war die Nachfrage quasi nicht mehr vorhanden, und Cessna stellte die Produktion der einmotorigen Kolbenmotorflugzeuge ein.

Die Serienfertigung startete 1996 wieder

1994 wurden die Produkthaftpflicht im Rahmen des General Aviation Revitalization Act in den USA geändert, und Cessna errichtete daraufhin ein neues Werk in Independence in Kansas, um wieder die Cessna 172, 182 und die T206 Stationair zu produzieren.

Die Cessna 172 Skyhawk ist in vielen Rollen unterwegs, nicht nur als Schul- und Reiseflugzeug. Sie fliegt auch für die Polizei, für den Such- und Rettungsdienst, für Umweltaufgaben und vieles mehr. Zwei Flüge aus zwei Epochen mit der Cessna 172 sind jedoch in die Geschichte eingegangen: Zwischen dem 4. Dezember 1958 und dem 7. Februar 1959 flogen die beiden Piloten Robert Timm und John Cook mit einer modifizierten Cessna 172, die auf den Namen des Hotels Hacienda getauft war, nonstop über dem McCarran Airport in der Spielerstadt Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada und stellten damit einen bis heute bestehenden Dauerflugrekord auf. Sie waren 64 Tage, 22 Stunden und 19 Minuten ununterbrochen in der Luft. Vorräte, Lebensmittel und Motoröl holten sie per Seilwinde ins Flugzeug, betankt wurde die Hacienda im extremen Tiefflug von einem Ford Pick-up aus, der den Treibstoff über einen Schlauch in die Tanks der 172 pumpte. Der Werbeeffekt für das Hotel und die Cessna 172 war enorm. Heute hängt die Hacienda im Ankunftsbereich des Terminals des McCarran International Airports in Las Vegas.

1987 machte eine Cessna 172 anlässlich einer sehr skurrilen Aktion ebenfalls weltweit Schlagzeilen: Der deutsche Pilot Matthias Rust, damals 18 Jahre alt, landete nach einem illegalen Flug von Helsinki kommend mit der Cessna 172 seines Luftsportvereins mit dem Kennzeichen D-ECJB auf dem Roten Platz in Moskau. Mit dieser Landung hatte er das sowjetische Militär bloßgestellt und dem damaligen Präsidenten Michail Gorbatschow eine willkommene Gelegenheit geschaffen, die Führungsspitzen der Roten Armee auszuwechseln. Dies kann der Pilot aber weder geplant noch gewollt haben. Er hatte einfach nur Glück gehabt. Auch seine Cessna 172 hängt heute im Museum und zwar im Deutschen Technikmuseum in Berlin.

Die Cessna Skyhawk II, mit der Mathias Rust in Moskau gelandet war, hängt heute im Deutschen Technikmuseum in Berlin. © Volker K. Thomalla

Noch heute fliegt die erste Serien-Skyhawk. Sie ist unter dem Kennzeichen N5000A im Luftfahrtregister der Vereinigten Staaten eingetragen und wurde umfassend von Dennis Ozment aus Quincy im US-Bundesstaat Illinois restauriert. Ozment ist der 16. Besitzer der N5000A und war nach dem Kauf überrascht, dass er die erste Serien-Skyhawk besaß. Er kommt regelmäßig mit seinem Schmuckstück zum EAA AirVenture in Oshkosh.

Stetige Modellpflege als Erfolgsrezept

Der Hersteller hat das Muster immer wieder modernisiert, ohne dabei die grundlegenden Qualitäten zu verändern. Mit dem Garmin-Glascockpit G1000 NXi ist die Cessna 172 avionikseitig auch heute up-to-date.

Chris Crow, Vorstandsmitglied für den Vertrieb von Kolbenmotorflugzeugen bei Textron Aviation, sagte anlässlich des Skyhawk-Jubiläums: „Als beliebtestes Flugzeug in der Geschichte der Luftfahrt unterstreicht die Cessna Skyhawk nach 70 Jahren Erfolg in der Pilotenausbildung und in Luftfahrtprogrammen das außergewöhnliche Design und die dauerhafte Leistungsfähigkeit des Flugzeugs. Mit unserem kontinuierlichen Engagement für Innovation, einschließlich der jüngsten Verbesserungen der Cessna-Kolbenmotor-Produktpalette, freuen wir uns darauf, dass die Skyhawk auch weiterhin als das Flugzeug der Wahl für Flugschulen und Privatpiloten auf der ganzen Welt die Welt des Fliegens inspirieren wird.“

Daten Cessna 172S

Antrieb
Art Kolbenmotor
Hersteller Textron Lycoming
Muster IO-360-L2A
Leistung 180 PS/134 kW
Abmessungen
Länge 8,30 m
Spannweite 11,00 m
Flügelfläche 16,17 qm
Höhe 2,70 m
Massen & Mengen
Insassen 4
Leermasse 762 kg
Tankvolumen 2 x 100,5 Liter
Maximale Abflugmasse 1.157 kg
Nutzlast bei vollen Tanks 254 kg
Maximale Landemasse 1.157 kg
Flugleistungen
Startrollstrecke 293 m
Startstrecke 497 m
Steigrate 730 ft/min
Max. Reisegeschw. 124 KTAS
Max. Geschwindigkeit 163 KIAS
Stall Speed 48 KCAS
Dienstgipfelhöhe 14.000 ft (4.267 m)
Max. Reichweite 640 nm (1.185 km)
Landestrecke 407 m
Landerollstrecke 175 m

Volker K. Thomalla

 

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Volker K. Thomalla

 

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Über Volker K. Thomalla

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Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

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