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Der Rolls-Royce UltraFan ist zum ersten Mal gelaufen

Triebwerksentwicklung ist ein langwieriges Geschäft. Rolls-Royce hat nun in Derby den Erstlauf seines Technologieträgers UltraFan gefeiert, mit dem Technologie-Bausteine für künftige Luftfahrtantriebe erprobt und zur Reife gebracht werden sollen. Der Standort Dahlewitz hat eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des UltraFans gespielt.

19.05.2023

Anfang Mai 2023 ist der UltraFan von Rolls-Royce erstmalig auf dem Prüfstand Testbed 80 in Derby gelaufen. © Rolls-Royce

Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce hat mit den Tests seines neuen Technologieträger-Triebwerks UltraFan in Derby in Großbritannien begonnen. Der Erstlauf fand auf dem neu errichteten Prüfstand Testbed 80 statt und wurde mit 100 Prozent SAF (Sustainable Aviation Fuel) durchgeführt. Nach Angaben des Herstellers ist es der erste Test eines neuen Triebwerks mit neuer Architektur bei Rolls-Royce seit 54 Jahren.

Mit dem UltraFan erprobt Rolls-Royce verschiedene skalierbare Technologie-Module, die für künftige Triebwerke genutzt werden können. Das UltraFan-Projekt wird von verschiedenen staatlichen Förderprogrammen cofinanziert, unter anderem von Innovate UK aus Großbritannien, dem Luftfahrt-Forschungsprogramm (LuFo) aus Deutschland und dem Clean Sky Joint Undertaking der Europäischen Union.

Eines diese Technologie-Module ist das Getriebe PGB (Power Gearbox) des UltraFan. Es wurde von Rolls-Royce in Dahlewitz auf einem eigens dafür gebauten Prüfstand ausführlich getestet und im März 2022 nach Derby verschifft. Das UltraFan-Getriebe ist das bislang größte und leistungsfähigste Luftfahrtgetriebe der Welt.

Fan-Durchmesser von 3,56 Metern

Der Fan des UltraFan weist einen Durchmesser von 3,56 Metern auf. Die Blätter des Demonstrator-Triebwerks sind aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff und Titan gefertigt. Der UltraFan ist 10 Prozent effizienter als der Trent XWB-Turbofan, dem derzeit effizientesten Großtriebwerk.

Während alle neue Technologien zusammen erst in einem neuen Triebwerk ihre volle Bandbreite an Vorteilen entfalten können, sieht Rolls-Royce Optionen, dass einzelne Technologie-Bausteine auch schon in naher Zukunft in heutige Trent-Triebwerke integriert werden können. Der Hersteller sieht Anwendungspotenziale für die UltraFan-Technologien sowohl in neuen Triebwerken für Narrowbodies als auch für Widebodies. Die Technologien seien skalierbar für Triebwerke von 25.000 lb bis 110.000 lb Startschub.

Tufan Erginbilgic, der CEO (Hauptgeschäftsführer) von Rolls-Royce plc, sagte anlässlich des UltraFan-Erstlaufs: „Der UltraFan-Demonstrator ist ein Meilenstein – die Technologien, die wir im Rahmen dieses Programms erproben, können sowohl die Triebwerke von heute als auch die von morgen verbessern. Deshalb ist diese Ankündigung so wichtig – wir werden Zeuge, wie Geschichte geschrieben wird; ein Schritt zur Verbesserung der Triebwerkseffizienz. In Verbindung mit nachhaltigen Luftfahrt-Treibstoffen werden effizientere Turbinentriebwerke der Schlüssel zum Erreichen des Ziels der Branche sein, bis 2050 klimaneutrales Fliegen zu erreichen. Heute sind wir der Verwirklichung dieses Ziels näher gekommen.“

Volker K. Thomalla

 

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Über Volker K. Thomalla

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Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

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