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Doppeldecker-Parade über dem Donau-Ries

Zur Erstellung perfekter Air-to-Air Fotos von historischen Flugzeugen gehört das geduldige Warten auf optimales Wetter. Viel Flexibilität ist gefragt, um genau zum richtigen Zeitpunkt am passenden Standort zu sein. Welche nostalgischen Flieger eignen sich nun besonders gut für aufwendige Shootings, um ein attraktives Ergebnis zu erzielen?

28.09.2025

Start der Bü 131 in Neuburg-Egweil. © Ralf Kurz

Als ein ideales Objekt dafür ist die wendige Bücker Bü 131 Jungmann immer eine gute Wahl. Der zweisitzige Doppeldecker hob am 27. April 1934 zum Erstflug ab. Rund 4.200 Exemplare wurden insgesamt produziert, davon etwa 3.000 in Deutschland. Unter dem Namen CASA 1.131E-2000 entstanden zirka 900 spanische Lizenzbauten. Das ursprüngliche Modell war als reines Sport- und Schulflugzeug konzipiert. Später erfolgte unter der Bezeichnung Bücker Bü 133 Jungmeister eine Weiterentwicklung als Einsitzer für den Kunstflug. Dort genoss das Muster viele Jahre einen glänzenden Ruf und feierte große Erfolge wegen seiner hervorragenden Flugeigenschaften. Bezüglich seiner Motorisierung kommen bei der Bücker Bü 131 Jungmann unterschiedliche Triebwerke mit Leistungen von 80 PS bis 150 PS zum Einsatz.

Bücker 131 Jungmann

Viel Glück hatte der Autor dieser Zeilen, als er zwei Bücker Bü 131 Jungmann nebeneinander fliegend am Himmel über Süddeutschland ablichten konnte. Das Exemplar mit Kennzeichen D-EGPE glänzte dabei in einer attraktiven weiß-roten Farbgebung. Dagegen präsentierte sich die als D-EEQM registrierte Maschine im eher schlichten weiß-silbernen Farbkleid. Als Kulisse für diese ungewöhnliche Fotosession diente die markante Kraterlandschaft des Donau-Ries. Vor 15 Millionen Jahren entstand das Wunder der Natur durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag. Organisiert wurde das Fliegerspektakel am Flugplatz Egweil, nahe der bayerischen Kreisstadt Neuburg an der Donau. Der Airport wird seit 1961 vom dort ansässigen Motor-Fliegerclub betrieben und besitzt eine 640 Meter lange Graspiste mit Ausrichtung 08/26.

Die Do 27 ist aufgrund ihrer großen Fenster und ihrer gutmütigen Flugeigenschaften ein ideales Fotoflugzeug. © Ralf Kurz

Als Fotoflugzeug diente eine 1959 gebaute Dornier Do 27-A3 mit der Zulassung D-EDPZ. Sie gehört dem Luftsportverein LSV JG74M, der seinen Sitz am benachbarten Fliegerhorst Neuburg/Donau hat. Dort ist das Taktische Luftwaffengeschwader 74 der Bundeswehr mit seinen Eurofighter stationiert. Die einmotorige Dornier 27 wurde als STOL-Mehrzweckflugzeug für verschiedenste Aufgaben konzipiert. Von 1956 bis 1965 baute man von dem robusten Viersitzer mehr als 600 Exemplare, hauptsächlich als Verbindungsflugzeug für die Luftwaffe. Auch die D-EDPZ trägt noch ihren ursprünglichen Tarnanstrich mit der Codierung 56+69. Insgesamt 88 Einheiten wurden von der Version Do 27-A3 produziert, eine Ausführung mit verstärktem Rumpfaufbau.

Die Do 27 D-EDPZ gehört dem Luftsportverein LSV JG74M, der seinen Sitz am Fliegerhorst Neuburg/Donau hat. © Ralf Kurz

Bevor die drei Oldtimer zur Luftparade abhoben, ließ sich in Egweil ein seltener Gast blicken. Es war eine knallrote Antonow An-2 mit dem Spitznamen „Baronesse“ und dem Kennzeichen D-FKMC. Dass der betagte Veteran vor dem Fotoshooting hier landete, schien dem Zufall geschuldet. Der große Doppeldecker hatte damit nichts zu tun, sondern war aus einem anderen Grund in Egweil eingetroffen. Sein Besitzer Peter Richter besuchte seine alte Heimat und hatte deshalb die eigene An-2 gleich mitgebracht. Vor vielen Jahren zog es den Unternehmer in Richtung Brandenburg. Dort hat er sich als privater Flugplatzbetreiber in Klietz/Scharlibbe mit der von ihm gegründeten Firma Mobil Air selbstständig gemacht. Um die hohen Spritkosten der durstigen Antonow An-2 für den weiten Trip ins entfernte Egweil zu decken, entstand eine geniale Idee.

Die An-2 ist ein durstiges Flugzeug

Rundflüge für die regionale Bevölkerung sollten etwas Geld in die Kasse spülen. Vielleicht wollten einige Bewohner umliegender Gemeinden die seltene Gelegenheit nutzen, um ihre Heimat aus der Vogelperspektive kennenzulernen? Das Interesse daran hielt sich, trotz des eigentlich passablen Wetters, jedoch in Grenzen. 

Schließlich gelang es dem erfahrenen Piloten Hans-Günter Seidler, die nötige Mindestzahl von acht Passagieren zum vierten und damit letzten Flug des Tages zu versammeln. Immerhin 70 Euro waren für das 20 Minuten dauernde Flugvergnügen zu berappen. Nichtsdestotrotz verfolgten am Boden viele Schaulustige die Starts und Landungen. Alle leichtgewichtigen Passagiere hatten beim Einsteigen allerdings schlechte Karten. Damit die optimale Trimmung zum Abheben stimmte, bekamen sie Plätze im hinteren Teil der Kabine zugewiesen.

Die als D-FKMC registrierte An-2 mit der Seriennummer 176-473-12 wurde 1957 in Polen gebaut. Die Antonow An-2 gilt als größter einmotoriger Doppeldecker der Welt. Seit dem Erstflug im Jahr 1947 verließ eine riesige Anzahl von geschätzt etwa 18.000 Maschinen die Werkshallen verschiedener Herstellerfirmen. Maximal zwölf Passagiere finden in dem mit einem 1.000 PS starken Neunzylinder-Sternmotor bestückten Veteranen Platz. Bei einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von nur etwas mehr als 100 Knoten (190 km/h) beträgt die Reichweite fast 1 400 Kilometer. Zur Landung reicht eine 180 Meter lange Piste – vorzugsweise mit Grasbelag. Für den Start genügen sogar nur 150 Meter.

An-2 sind auf fast jeder Airshow vertreten

Auch wenn die Antonow nicht als Attraktion für große Airshows taugt, ist sie dennoch auf fast jeder vertreten. Als Hingucker fungiert der unverwüstliche Doppeldecker mit seiner urigen Erscheinungsform in jedem Fall. Sowohl Flugzeugfans wie auch neugierige Laien zieht der ungewöhnliche Vogel immer wieder aufs Neue an. Vergangenes Jahr bestand sogar die einmalige Gelegenheit, eine An-2 aus luftiger Höhe vorbeifliegend zu bewundern. Bei der legendären Flugparade Stanserhorn im Juli 2024, welche leider zum letzten mal dort stattfand, umrundete die als YL-LEI registrierte Maschine den 1.898 Meter hohen Gipfelgrat. Das geiche Exemplar war schon im August 2022 bei der spektakulärer Flugschau in Mollis präsent. Zu den Schärdinger Flugtagen schickte Classic Wings aus Wiener Neustadt im August 2024 ihren einzigen Vertreter mit dem Kennzeichen SP-FAH. Bei dem lediglich alle fünf Jahre veranstaltenden Treffen waren die vor Ort angebotenen Rundflüge ganz schnell ausgebucht. 

Classic Wings aus Wiener Neustadt betreibt diese polnisch registrierte An-2. © Ralf Kurz

Die An-2 HA-EKS aus Ungarn war beim Flugtag in Trento im September 2024 zu Gast. © Ralf Kurz

Natürlich durfte auch bei der renommierten AirPower-Airshow in Zeltweg eine betagte Antonow An-2 nicht fehlen. Die im dunkelgrünen Militäranstrich ausgestellte Maschine, registriert als D-FOFM, ging allerdings Anfang September 2024 in der Masse von 250.000 Besuchern völlig unter. Stärkeres Interesse zog dagegen das weiße Exemplar, mit schwer erkennbaren Kennzeichen HA-EKS, beim sehr beliebten Festivolare Trentino in Italien Mitte September 2024 auf sich. Zuvor sorgte die Begegnung mit der litauischen LY-MHC im Juli 2024 auf dem Flughafen Altenrhein für eine willkommene Ergänzung des Fotoarchivs des Autors.

Bei der legendären Flugparade am Stanserhorn bot sich den Zuschauern auch einmal die Möglichkeit, eine An-2 im Flug von oben zu betrachten. © Ralf Kurz

Die An-2 mit dem roten Stern fotografierte der Autor auf dem Flugplatz Altenrhein in der Schweiz. © Ralf Kurz

Auch 2026 dürften verschiedenste Antonow An-2 wieder bei zahlreichen Flugtagen und Airshows in ganz Europa auftauchen. Was man von den beiden Bücker Bü 131 Jungmann, die ihre Runden über das Donau-Ries drehten, nicht behaupten kann.

Ralf Kurz

 

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Über Ralf Kurz

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Mein Name ist Ralf Kurz und ich wurde 1958 in München geboren. Seit der Kindheit fasziniert mich die Fliegerei. Meinen Traumjob, Pilot zu werden, konnte ich nicht realisieren. Nebenberuflich arbeite ich als freier Luftfahrtjournalist. In den letzten drei Jahrzehnten wurden über 90 Artikel und Reisereportagen in deutsch- und englischsprachigen Fachmagazinen von mir publiziert. Schwerpunkt sind dabei kleinere Airlines in exotischen Ländern, welche bei uns unbekannt sind. Zudem bin ich Mitglied der deutschen Sektion von MAF, einem christlichen Flugdienst, der rund 120 Kleinflugzeuge in 27 Staaten betreibt. Zwecks Erstellung von Fotoreportagen über unsere MAF-Projekte führten mich Reisen nach Amazonien, Angola, Bangladesch, Lesotho, Madagaskar, Mosambik, Mongolei, Neuguinea, Osttimor, Suriname und Uganda. Alles geschah auf eigene Kosten in meiner Freizeit, verwendet wird ausschließlich selbst erstelltes Fotomaterial.

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