Die H140 ist eine Weiterentwicklung der H135 und baut strukturell und von der Auslegung auf die kleine Schwester auf. Airbus Helicopters hat das neue Muster in engem Austausch mit Betreibern entwickelt, die sich eine größere Kabine als bei der H135 wünschten. Ziel der Entwicklung war, so Dirk Petry, Vice President und Head of H135 Programme bei Airbus Helicopters, die Messlatte in Bezug auf Leistungen und Technologie anzuheben und dabei aber von der Reife der H135 zu profitieren. „Die H140 bietet den Kunden eine optimale Mischung aus Innovation, Leistung und Wirtschaftlichkeit“, so Petry.
Airbus Helicopters H140
Am 11. März 2025 enthüllte Airbus-Helicopters-CEO Bruno Even die H140 auf der Verticon in Dallas. © Airbus Helicopters
Die H140 wird von zwei Arrius 2E-Triebwerken von Safran Helicopter Engines angetrieben, das über eine digitale Zweikanal-FADEC-Triebwerkssteuerung verfügt. Das neue Arrius 2E soll weniger Maintenance erfordern als die Vorgängerversionen und so den Betreibern Kosten sparten. Die H140 erhält einen neuen Hauptrotor, der – wie bei der H145-D3 – auch über fünf Blätter verfügt. Die Hauptrotorblätter sind eine modifizierte Version der Rotorblätter der H145. Der Fenestron der H140 wurde ebenfalls für den neuen Hubschrauber optimiert. Er ist größer als bei der H135, und sein Gehäuse wird aus einem Stück aus Faserverbundwerkstoffen gefertigt. Der Fenestron verfügt über vier Statoren und einen heckrotor mit zehn assymetrisch angeordneten Rotorblättern. Diese Anordnung senkt die Geräuschentwicklung des Fenestrons. Die direkten Maintenancekosten der H140 sollen auf dem Niveau der H135 liegen, obwohl die H140 ein größerer Hubschrauber ist.
Die H140 hat eine größere Kabine als die H135
Die H140 ist mit 3.175 Kilogramm maximaler Startmasse nur 195 Kilogramm schwerer als die H135. Dafür ist das Kabinenvolumen mit 6,10 Kubikmetern aber spürbar größer als bei der kleinen Schwester, die ihren Nutzern ein Kabinenvolumen von 5,04 Kubikmetern bietet. Statt fünf Sitzplätze wie die H135 bietet die H140 sechs Sitzplätze für Passagiere in der Kabine, die zudem noch über einen durchgehend flachen Boden verfügt. Um die Beladung durch das Heck zu ermöglichen, haben die Ingenieure zwei große Hecktüren konstruiert. Sie sind mit 92 Zentimetern Höhe 25 Zentimeter Höher als bei der H135. Die Konstrukteure haben bei der Auslegung der H140 die Gelegenheit genutzt, größere Fensterflächen als bei der H135 zu integrieren. Das trägt zum Komfort der Insassen bei. Die Frontscheiben des neuen Musters sind vogelschlagresistent.
Die H140 ist etwas schneller als die H135: 155 Knoten gegenüber 140 Knoten. Auffälligstes Merkmal der H140 ist das T-Leitwerk oberhalb des Fenestrons. Nach Angaben von Dirk Petry sorgt dieses für rund 80 Kilogramm zusätzlichen Auftrieb. Das T-Leitwerk hat der Hersteller an seinem Experimental-Hubschrauber Bluecopter Mitte der vergangenen Jahrzehnts bereits entwickelt und getestet. „Damals haben wir viel gelernt, vor allem, wie man ein T-Leitwerk nicht ausführt“, sagte Petry. Die H140 wird ein leiser Hubschrauber, unter anderem deswegen, weil der Hauptrotor mit niedriger Drehzahl betrieben wird.
Die H140 wird auch für den Einpilotenbetrieb zugelassen. Die Helionix-Avionik reduziert die Arbeitsbelastung im Cockpit. © Airbus Helicopters / Christian Keller
Im Cockpit finden die Piloten die bewährte Helionix-Instrumentierung vor, zu der auch ein Vierachsen-Autopilot gehört. Es ist vorgesehen, die H140 für den Einpilotenbetrieb zuzulassen.
Die H140 hat schon 55 Flugstunden geloggt
Der Prototyp der H140 (Kennzeichen D-HEEY) ist bereits geflogen. Nach Angaben von Volker Bau, dem Cheftestpiloten von Airbus Helicopters Deutschland, fand der Erstflug schon im Juni 2023 statt. Auf den ersten Flügen, bei denen die grundsätzliche Flugeigenschaften getestet wurden und bei denen noch nicht alle Systeme an Bord integriert waren, hat die D-HEEY 35 Flugstunden gesammelt. In der zweiten Phase der Flugerprobung wurden weitere 20 Stunden geflogen. Derzeit fliege man bis zu drei Mal pro Woche, deswegen baut der Prototyp jetzt auch schnell Flugstunden auf. Insgesamt sollen drei weitere Prototypen das Erprobungsprogramm absolvieren und die für eine Zulassung notwendigen Nachweise erfliegen. Prototyp Nummer zwei soll noch 2025 fliegen, 2026 sollen die Prototypen Nummer drei und vier folgen, wobei die Nummer vier der Serienkonfiguration entspricht. „Als erste Version werden wir die HEMS -Version (Helicopter Emergency Medical Services) auf den Markt bringen“, sagte Petry. Sie soll 2028 verfügbar sein. Die für den gewerblichen Passagiertransport ausgelegte Version soll 2029 folgen und die Executive-Version ACH140 im Jahr 2030. Derzeit ist keine militarisierte Version H140M geplant. „Die H135M wird hauptsächlich im Ausbildungsbetrieb eingesetzt und erfüllt dabei ihre Aufgaben hervorragend, so dass wir derzeit keinen Bedarf für eine H140M sehen“, sagt Dirk Petry.
In diesem Sommer, so Cheftestpilot Bau, werden noch die Testflüge unter Hot & High-Bedingungen erfolgen, für den nächsten Winter sind die Flüge bei extrem niedrigen Temperaturen geplant. Da die EASA als Lead Agency die Zulassung der H140 betreut, wird auch die erste Zulassung durch die EASA erfolgen. Die FAA-Zulassung ist für 2029 angestrebt, also ein Jahr später als die EASA-Zertifizierung.
Die H140 wird in Donauwörth auf der Endmontaglinie gefertigt, auf der auch die H135 und H145 endmontiert werden. © Airbus Helicopters / Christian Keller
Die H140 wird auf der gleichen Endmontagelinie in Donauwörth gebaut wie die H135 und die H145. Die Aufteilung der Baugruppen der verschiedenen Airbus-Helicopters-Werke wird auch bei der H140 entsprechend der Standort-Spezialisierung eingehalten. So kommt beispielsweise der Heckausleger mit dem Fenestron aus Albacete in Spanien, während die dynamischen Teile in Marignane gefertigt werden.
Die H140 wird das Portfolio von Airbus Helicopters ergänzen und die H135 nicht ersetzen. Mit dem neuen Muster bietet der Hersteller seinen Kunden ein weiteres Muster an, damit die Betreiber die für sich optimale Lösung auswählen können. Da sich der Hubschraubermarkt derzeit positiv entwickelt, stellt die H140 eine sinnvolle Ergänzung der Produktpalette des Herstellers dar, die eine interessante Marktlücke besetzt.
Volker K. Thomalla
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