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Krise bei Boeing weitet sich aus: 17.000 Jobs werden gestrichen

Verzögerungen bei der Zulassung von wichtigen Flugzeugprogrammen, Qualitätsmängel in der Produktion und seit Mitte September auch noch ein Streik von 33.000 Gewerkschaftsmitgliedern in den Boeing-Werken an der US-Westküste: Boeing kommt derzeit nicht zur Ruhe, ganz im Gegenteil, die Krise beim Hersteller weitet sich noch aus.

12.10.2024

Die Produktionslinien für die Boeing 787 Dreamliner in Charleston. © V. K. Thomalla

Kelly Ortberg, seit dem 8. August Präsident und Hauptgeschäftsführer (CEO) der Boeing Company, hat keine leichte Aufgabe von seinem Vorgänger Dave Calhoun übernommen.

In einem Schreiben an alle Boeing-Angestellten teilte Ortberg nun mit: „Unser Unternehmen befindet sich in einer schwierigen Lage, und die Herausforderungen, denen wir uns gemeinsam stellen müssen, können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Sanierung unseres Unternehmens erfordert nicht nur die Bewältigung des derzeitigen Umfelds, sondern auch schwierige Entscheidungen, und wir werden strukturelle Veränderungen vornehmen müssen, um sicherzustellen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben und unseren Kunden auf lange Sicht etwas bieten können.

Wir müssen uns über die vor uns liegende Arbeit im Klaren sein und realistisch einschätzen, wie viel Zeit wir brauchen werden, um die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zur Erholung zu erreichen. Außerdem müssen wir unsere Ressourcen auf Leistung und Innovation in den Bereichen konzentrieren, die für uns von zentraler Bedeutung sind, anstatt uns auf zu viele Anstrengungen zu verteilen, was oft zu mangelnder Leistung und zu geringen Investitionen führt.“

Zehn Prozent der Jobs fallen weg

Man werde die Zahl der Arbeitsplätze an die finanziellen Realitäten anpassen, war zu einer Reduzierung der Mitarbeiterzahl um zehn Prozent führe. Das sind rund 17.000 Arbeitsplätze konzernweit. Ortberg führte aus, dass die Reduzierung der Jobs alle Ebenen betreffe. In der nächsten Woche werde es mehr und detaillierte Informationen dazu geben.

Schlechte Nachricht für alle Kunden: Die Zulassung der Boeing 777X verzögert sich erneut. © Boeing

Damit nicht genug der schlechten Nachrichten: Aufgrund der Herausforderungen bei der Entwicklung der Boeing 777X und der kürzlich erzwungenen Pause bei der Flugerprobung der 777X werde man, so Ortberg, den Zeitplan weiter nach hinten verschieben. Man habe die Kunden darüber informiert, dass die ersten Auslieferungen der 777X erst 2026 erfolgen würden. Das wäre gegenüber dem Zeitplan, der beim Start des 777X-Programms verkündet wurde, eine Programmverspätung von sechs Jahren!

Ortberg verkündete auch das Ende des Boeing 767-Frachterprogramms für das Jahr 2027. Man werde die ausstehenden Aufträge für die 767-Frachter noch erfüllen und danach das Programm einstellen. Die KC-46A Pegasus-Tankflugzeuge würden aber weiterhin gebaut.

Bei Boeing Defense and Space stimme die Leistung bei den zum Festpreis beauftragten Entwicklungsprogrammen nicht, so Ortberg. In diesem Quartal erwartet der Hersteller „substanzielle Verluste“ in diesem Geschäftsbereich.

„Während wir diesen Prozess durchlaufen, werden wir uns weiterhin konsequent auf Sicherheit, Qualität und die Versorgung unserer Kunden konzentrieren. Wir wissen, dass diese Entscheidungen für Sie, Ihre Familien und unser Team schwierig sein werden, und ich wünschte aufrichtig, wir könnten sie vermeiden. Die Lage unseres Unternehmens und unsere zukünftige Erholung erfordern jedoch harte Maßnahmen“, schrieb Ortberg.

Bob Fischer

 

 

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Über Bob Fischer

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Bob Fischer ist PPL-Inhaber mit diversen Ratings. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Luftfahrtmagazinen auf der ganzen Welt. Bob hat eine große Erfahrung in Air-to-air-Fotografie mit Jets, Kolbenmotor- und Turbopropflugzeugen. Er hat mehr als 40 Jahre für der CAA-NL gearbeitet, sein letzter Job war Inspekteur für Flugausbildung in den Niederlanden.

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