Der Erweiterungsbau des Terminals T1 in München ist derzeit in einem Übergangsstadium: Das Gebäude ist keine komplette Baustelle mehr, aber eben auch noch kein sofort betriebsfähiges Flughafen-Terminal. Bauarbeiten, bei denen Wände gesetzt oder Beton gegossen werden muss, finden keine mehr statt. Aber Hunderte Handwerker und Techniker sind im Gebäude im Nordwesten des Terminal 1 des Flughafens München damit beschäftigt,. die Inneneinrichtung zu vervollständigen, Leitungen und Systeme zu testen und alles für die Inbetriebnahme vorzubereiten.
Erweiterung des T1 in München
Die ersten Ladengeschäfte sind bereits dabei, ihre Verkaufsflächen zu gestalten. © V. K. Thomalla
Jonas Dröge, der Leiter de Anforderungsmanagements bei der Flughafen München GmbH, erklärt beim Besuch von AeroBuzz auf der Baustelle im November, dass die Eröffnung des Erweiterungsbaus im ersten Halbjahr 2026 erfolgen werde. Erste Probeläufe mit Komparsen und Gepäck sollten im Laufe des Monats erfolgen. Bei den ersten Betriebssimulationen seien 110 Komparsen im Einsatz, die als Reisende die Abläufe im neuen Gebäudekomplex nachspielten, bei den großen Simulationen spielten bis zu 300 Komparsen mit. Geplant seinen acht Simulationen, bei Bedarf würde man aber auch weitere Probeläufe durchführen.
Das Terminal T1 ist das älteste Fluggastgebäude am Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt. Als der Airport in den achtziger Jahren geplant und gebaut wurde, rechnete niemand damit, dass er sich eines Tages zu einem Luftverkehrsdrehkreuz mit globaler Bedeutung entwickeln würde. Deswegen ist das Terminal 1 auch für Quell- und Zielverkehr ausgelegt. T1 ist auch optisch in die Jahre gekommen und liegt in der Passagiergunst deutlich hinter dem schicken Terminal 2 des Münchner Airports. T2 wird von der Lufthansa und der Flughafen München GmbH gemeinsam betrieben, deswegen werden dort auch die Lufthansa- und Star-Alliance-Flüge abgefertigt, während aller anderen Airlines – aber auch die Lufthansa-Tochter Eurowings – mit dem T1 vorlieb nehmen müssen.
Die Erweiterung ist als reines Non-Schengen-Terminal ausgelegt
Durch den T1-Erweiterungsbau, an dem seit dem ersten Quartal 2019 gebaut wird – erhöht sich die Kapazität des Flughafens München um rund sechs Millionen Passagiere, so Jonas Dröge. Das neue Terminalgebäude ist als reines Non-Schengen-Terminal ausgelegt. Sechs zusätzliche Abstellpositionen für Flugzeuge – darunter eine Airbus A380-taugliche Position, bei der der Airbus-Riese mit drei Fluggastbrücken bedient wird– sowie vier Busgates kommen durch das neue Gebäude hinzu. Bei den Abstellpositionen handelt es sich um so genannte Multiple Aircraft Stands (MAS), an die sowohl Widebodies als auch Single-Aisle-Jets andocken können. Die Baukosten belaufen sich nach heutiger Planung auf rund 665 Millionen Euro.
Der Flughafen München hat in die Planungen für den Erweiterungsbau seine Erfahrungen aus dem Betrieb des T1 einfließen lassen. Daraus folgt, dass die Passagiere erst zu den Gates gehen und sich dort aufhalten sollen, wenn die Flüge aufgerufen werden. Diese späte Gate-Bekanntgabe sorgt für eine längere Verweildauer der Fluggäste im zentralen Marktplatz und löst bei dem einen oder anderen Reisenden vielleicht noch einen Verzehr- oder Kaufimpuls aus. Andere internationale Airports wie beispielsweise London-Heathrow arbeiten ebenfalls mit dieser Strategie. Im zentralen Marktplatz des Erweiterungsbaus werden vier Restaurants – darunter eines mit einem perfekten Blick nach Süden auf das Vorfeld – sowie 20 Läden und zwei Lounges zu finden sein.
Im Gegensatz zum alten T1-Gebäudeteil, wo alle Wände weiß sind, setzt man beim Erweiterungsbau auf einen bronzefarbenen Ton zusätzlich zu weiß, um eine angenehmere Atmosphäre für die Nutzer zu schaffen. „Der Boden besteht aus Granitplatten aus Portugal“, erklärt Dröge.
Der Blick auf den künftigen Marktplatz in der Erweiterung des Terminals T1 in München. Die Farbgebung unterscheidet sich sehr bewusst von der restlichen Gestaltung des bisherigen T1. © V. K. Thomalla
Der künftige Check-in-Bereich für alle Non-Schengen-Flüge wird wie heute in den T1-Modulen A und B vorgenommen. Abfliegende Fluggäste geben dort ihre Koffer ab und begeben sich dann mit ihrem Handgepäck zur Bordkartenkontrolle. Die Scanner für die Kontrolle sind zwar vorbereitet für eine biometrische Kontrolle der Passagiere, aber derzeit habe noch keine Airline ihr Interesse an dieser Technologie geäußert, so Dröge. Nach der Bordkartenkontrolle fahren die Passagiere mit „Schrägfahrsteigen“ in einer der beiden Verbindungsbrücken zwischen dem T1-Hauptgebäude und dem neuem Pier direkt ins zweite Obergeschoss des neuen Gebäudes, wo sich die Sicherheitskontrolle befindet.
Die Sicherheitskontrollen sind mit modernsten Scanner ausgerüstet, die eine schnelle Kontrolle der Fluggäste und ihres Handgepäcks erlauben, da elektronsiche Geräte und Flüssigkeiten im Handgepäck verbleiben können. Zehn Spuren der Sicherheitskontrolle bei abfliegenden Passagiere sowie zwei für umsteigende Fluggäste sollen für einen reibungslosen Betrieb sorgen. Beim Besuch auf der Baustelle standen die neuen CT-Scanner schon an den dafür vorgesehenen Positionen, waren aber noch als Schutz gegen den Baustaub mit blauen Plastikplanen abgedeckt.
Noch sind unzählige Deckenpanels geöffnet, um den Technikern für Messungen und andere ausstehende Arbeiten Zugang zu gewähren. © V. K. Thomalla
Auch hingen viele Deckenpanels – gesichert durch dünne. Drahtseile und Karabinerhaken – offen herum, damit Techniker einen leichten Zugang zu Leitungen und Knotenpunkten haben. Die Komparsen der Tests stören diese geöffneten Panels nicht, und bis zur Eröffnung werden die Decken geschlossen sein.
Volker K. Thomalla
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