Homepage » Aero-Kultur » Der letzte Tiefflug der Ju 52 D-AQUI

Nachdem im August die Super Star Constellation D-ALAN ihr neues Domizil, das zukünftige „Conference and Visitor Center“ (CVC) der Lufthansa Group erreichte, ist mit Datum vom 13. Oktober nach vielen Hindernissen auch ihre vergangenheitsträchtige Vorfahrin, die Ju 52 D-AQUI dort eingetroffen.

17.10.2025

Die rechte Tragfläche der Ju 52 D-AQUI ist am Flughafen Paderborn-Lippstadt bei bestem Wetter abfahrbereit nach Frankfurt. © Dean Raineri

Die Planung und Umsetzung von Transport und Aufbau dieser historisch bedeutenden Flugzeuge ist ein elementarer Baustein im Zeitplan der Fertigstellung des CVC. So ist es verständlich, dass auch die Organisatoren des Ju 52-Transports in den vergangenen Wochen einen höheren Stresspegel erlebten. Die schwierigen Umstände der Großraumtransporte sind ausreichend in den Transportberichten der Connie beschrieben worden.

Ju 52 auf dem Weg von PAD nach FRA

Die Motoren, Landeklappen, Querruder und das Leitwerk der Junkers Ju 52 waren bereits Ende September ohne viel Aufsehen in Frankfurt angekommen. Aus organisatorischen Gründen der Spedition – die eine andere war als bei den Connie-Transporten – sollten die drei Hauptbaugruppen, also die Tragflächen und derRumpf, jeweils extra gefahren werden. Die Flügel waren nur wegen ihrer Höhe streckenkritisch und konnten Genehmigungen für Transporte am Tag bekommen.

So wurden diese beiden Fahrten nach längerem Hin und Her für Mittwoch, den 1. Oktober und Donnerstag, den 2. Oktober angesetzt, Abfahrt 09.00 Uhr ab Flughafen Paderborn-Lippstadt. Optisch und größenmäßig zwar weniger spektakulär als die vorangegangenen Fahrten, aber nicht weniger bedeutend. Am 30. September kam die Nachricht, dass der Fahrplan stabil bleibe, und so ging es pünktlich wie in einem Flight Schedule am 1. Oktober in Paderborn los. Der Transport mit der ersten Tragfläche erreichte den Frankfurt Airport pünktlich wie vorhergesehen und wohlbehalten nach der Mittagszeit.

Ein Stau bedroht die Zeitplanung des Transports

Ebenso reibungslos verliefen am 2. Oktober die Verladung und Abfahrt der zweiten Tragfläche, – aber es lief wohl zu gut. Nach einem Großteil der Strecke kam es zu einem Hindernis. Auf der A5 war unglücklicherweise ein LKW verunglückt und umgestürzt und hatte dabei seine Ladung Getreide über alle Fahrspuren verteilt. Wir erhielten die Nachricht, dass man besser nicht mehr am Frankfurter Flughafen auf die Ankunft der zweiten Tragfläche warten sollte. Zu dem Zeitpunkt stand der Ju-Flügel-Transport bereits zwei Stunden im Stau der Vollsperrung der A5. Letztendlich wurden es drei Stunden Stillstand, und die verbleibende zulässige Fahrzeit des Fahrers verringerte sich im Minutentakt. Damit blieb es spannend. Bei Ankunft am Frankfurter Flughafen waren es nur noch wenige Minuten legaler Fahrzeit. Glück gehabt. Denn ansonsten wäre unterwegs die gesetzliche Ruhezeit erforderlich geworden und damit der gesamte Zeitplan „anpassungsbedürftig“ gewesen.

12. Oktober 2025: Nächtlicher Start des Rumpfes in Paderborn. Mission Going Home. © Dean Raineri

Der Transport des Ju-52 Rumpfs erfuhr in der Planung immer wieder wechselnde Randbedingungen, die einen zeitnahen Transport nicht zuließen. Aufgrund der Transportlänge und der Überbreite war wieder nur ein Nachttransport zulässig. Tagelang blieb offen, wann der Rumpf der Ju 52 endlich gefahren werden konnte. Am Sonntag, den 12. Oktober, tat sich unerwartet ein kleines Zeitfenster auf.

Sofortiger Handlungsbedarf war erforderlich, der in einer Blitzaktion gipfelte. Die Verantwortlichen beschlossen, noch in derselben Nacht die Gelegenheit beim Schopfe zu fassen und so wurde der Ju-52-Rumpf sicher, ohne Schaden zu nehmen in der Nacht zum 13. Oktober unauffällig nach Frankfurt gefahren und in den Morgenstunden endlich der übrigen Sammlung großer Flugzeugteile im CVC hinzugefügt.

Alle Teile sind jetzt in Frankfurt

Damit sind alle Teile der Ju 52 und Super Star Constellation vollständig in ihrem endgültigen Zuhause eingetroffen. Die Montage der „Connie“ ist bereits im Gange und die Tante Ju wartet geduldig, bis sie an der Reihe ist. Passanten können schon jetzt einen Blick durch Bauzaun und Glasfassade werfen und die Fortschritte beobachten.

Hiermit endet die Reihe der Transportberichte zweier spektakulärer Zeitzeugen der Verkehrsluftfahrt und der Lufthansa und man darf mit Neugier auf das Frühjahr 2026 schauen, wenn Lufthansa ihr 100-jähriges Jubiläum begeht und das CVC mit der Ausstellung dieser beiden bedeutenden Flugzeuge eröffnet. Im weiteren Laufe des Jahres 2026 ist vorgesehen, diese Ausstellung auch der Öffentlichkeit zugängig zu machen.

Jan Frieben

 

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Über Jan Frieben

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Jan Frieben kann auf eine lange Karriere in der Luftfahrt zurückblicken. Er hat als Dispatcher beim JaBoG 31 seinen Dienst geleistet, war am Medizinischen Institut der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt tätig, hat Flugzeugbau studiert und flog von 1980 bis 2004 bei der Lufthansa als Flugingenieur die Boeing 727, die Douglas DC-8 und die Boeing 747-200. Er war seit 2008 im Projektteam der Lockheed L-1649 Super Star und hat bislang rund 11.000 Flugstunden gesammelt. Er war nebenbei auch immer journalistisch tätig.

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