Homepage » Aero-Kultur » Die alte Tante sagt adé

Am Freitag verabschiedeten sich die Quaxe in Paderborn feierlich von ihrer Ju 52 – die Lufthansa braucht das fast 90-jährige Flugzeug als Museumsstück in Frankfurt.

20.07.2025

Auch junge Leute interessieren sich für alte Flugzeuge. © Meiko Haselhorst

Der emotionalste Satz zu der ganzen Angelegenheit stammte wohl aus der Einladung an die Vereinsmitglieder: „Die Ju 52 wird an diesem Tage aller Voraussicht nach zum letzten Mal in ihrem Leben zusammengebaut unter freiem Himmel zu sehen sein“, hatte es da geheißen. Irgendwie traurig. Und doch – oder gerade deswegen – waren sehr viele Flugzeugfreunde dem Aufruf gefolgt, die D-AQUI nach fünfjähriger Quax-Halterschaft würdevoll aus Paderborn zu verabschieden.

Die Quaxe nehmen Abschied von der Ju 52

Salbungsvolle Worte wurden am Freitagnachmittag auch auf dem Event selbst gesprochen, allen voran von der Delegation der „Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung“ (DLBS), mit der die Vereinbarung einst zustande gekommen war. Alle Redner waren sich darin einig, dass die Kooperation zwischen der vom Weltkonzern gegründeten, unabhängigen Stiftung und dem Paderborner Verein zur Förderung von historischem Fluggerät mit seinen fachkompetenten Mitgliedern das Beste war, was der alten Junkers seinerzeit passieren konnte. Der Verein wiederum war damals stolz, dass ihm das große und geschichtsträchtige Flugzeug anvertraut wurde – und auch die Lufthansa war fein raus. Eine Win-win-win-Situation.

Gesprochen wurde bei Sonnenschein, Bratwurst, Pommes und Bier vorm Quax-Hangar auch über das neue Frankfurter Zuhause, das die Ju 52 bald bekommen wird. Womöglich das letzte Zuhause nach einem sehr bewegten Flugzeugleben: Gebaut 1936, wechselte die Maschine schon bald von der Lufthansa nach Norwegen. 1940 kam sie zurück, 1945 ging‘s wieder nach Norwegen. Dort beflog sie – ausgerüstet mit Schwimmern – die Nordkaproute. 1957 ging’s nach Ecuador. Dort war sie bis 1962 unter dem wohlklingenden Namen „Amazonas“ im Einsatz. Später ging’s in die USA. Im Besitz eines Schriftstellers sorgte Tante Ju als „Iron Annie“ auf Flugshows für Aufsehen.

1984 entdeckten Piloten der Lufthansa das Flugzeug wieder – und fädelten die Rückführung nach Deutschland ein. Schon bald führte die Lufthansa Rundflüge damit durch, die D-AQUI wurde Aushängeschild und Publikumsliebling – aber wegen vieler Instandsetzungen und Modernisierungen auch immer mehr zum Groschengrab. 2018 – an den Flügeln waren einmal mehr schwerwiegende Strukturprobleme festgestellt worden – schob der Lufthansa-Vorstand der Sache einen Riegel vor: Die D-AQUI wurde zerlegt und eingelagert. „Sie wird nie wieder fliegen“, hieß es.

2020 die Überraschung: Die „Quaxe“ übernahmen die Halterschaft. Der berühmte Oldtimer wurde – immer noch zerlegt in seine Einzelteile – in einer nächtlichen Aktion von Bremen nach Paderborn transportiert. Für die Quaxe eine riesige Sache, keine Frage. Und auch für das Flugzeug allemal besser als ein unbeachtetes und ungesundes Dasein in einer zugigen Hafenhalle.

Die Ju 52 wird nie wieder in die Luft gehen

Dass die Ju 52 auch in Paderborn nicht wieder flugfähig gemacht würde, war von Anfang an klar. Die Quaxe, so hieß es damals, wollten sie zu feierlichen Anlässen aus dem Hangar holen und ein wenig unter freiem Himmel präsentieren. Das ist dann auch ein paarmal so geschehen.

2024 eine erneute Wendung: Die Lufthansa kündigte an, die alte Tante für immer an den Frankfurter Flughafen zu holen, um sie dort zum 100-jährigen Bestehen der Airline im Jahr 2026 in einer eigens errichteten Museumshalle auszustellen -– neben jener Lockheed L-1649A Starliner (bei Lufthansa „Super Star“) genannt, die die Fluggesellschaft in den 1950er und 1960er Jahren flog – und bis vor einigen Jahren auch wieder von Frankfurt nach New York fliegen lassen wollte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Für die Ju 52 indes geht’s im Herbst von Paderborn nach Frankfurt. Von der „letzten Reise“ war in der Vergangenheit schon häufiger die Rede gewesen. Warten wir’s ab, ob es diesmal wirklich so kommt. Paderborn – so viel dürfte klar sein -–sagt die alte Tante wohl für immer adé.

Meiko Haselhorst

 

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Über Meiko Haselhorst

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Meiko Haselhorst (Jahrgang 1974) wollte als Kind immer Pilot werden. Doch es kam anders: Er wurde Tischler, später Redakteur einer Tageszeitung – und arbeitet heute als freiberuflicher Journalist. Seine immer noch vorhandene Leidenschaft für Flugzeuge und fürs Fliegen lebt der Vater von zwei Töchtern nun auf Reisen, in der Literatur und an der Tastatur aus. Der Pilotentraum ist aber noch nicht ganz ausgeträumt....

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