Homepage » Aero-Kultur » Die (W)Irrfahrt der Connie-Tragflächen

Eine Fortsetzung des Transportberichtes der D-ALAN, – der Super Star Constellation der Lufthansa –, auf ihrem Wege von der Lackierwerkstatt am Flughafen Münster-Osnabrück zu ihrem endgültigen Domizil, dem neuen Visitor and Conference Center der Lufthansa Group in Frankfurt.

10.09.2025

Mit bis zu 24 Grad und Sonnenschein ließ es sich beim Zwischenstopp des Transports gut aushalten. Beim Rumpftransport zuvor war es mit bis zu 35 Grad bei der Tagesrast sehr heiß. © Jan Frieben

AeroBuzz berichtete bereits über die Schwierigkeiten der Organisation solcher Großraumtransporte. Wir erwähnten beim Rumpf- und Leitwerktransport, dass es dabei durchaus zu grauen Haaren bei den Organisatoren führen kann. Was aber den Tragflächentransport betrifft, … Haarausfall nicht ausgeschlossen!

Der Transport der Connie-Tragflächen

Im Zickzack durch Nordrhein-Westfalen, – kein Versehen –, sondern eine zwingende Notwendigkeit zur Einhaltung der Zeitpläne von Spediteur und Lufthansa Technik, die das historische Flugzeug in Frankfurt zusammenbaut.

Die Leser mögen verzeihen, dass oft die Route im Detail erwähnt wird, aber nur so lässt sich veranschaulichen, mit welchen „Steinen im Weg“ die Unternehmen dieser Großraumtransporte rechnen müssen. Wer gelegentlich nachts auf Autobahnen unterwegs ist, dem fallen die zahlreichen gelben Blinklichter auf, die auf diese Transporte hinweisen. Jeder dieser Transporte hat seine eigene, oft schwierige Geschichte, die wir im Alltag gar nicht wahrnehmen. „Der Teufel steckt im Detail“, – und davon gibt es viele!

In diesem Fall waren es enge Baustellen, zu niedrige Brücken und Auflagen der Autobahn GmbH, diverse nicht durchführbare Routenvorschläge, tagelanges Planen verschiedener Alternativstrecken ohne machbares Ergebnis. Schließlich ergab sich eine Möglichkeit mit großem Umweg, – dann doch wieder kurzfristig bekanntgegebene Zusatzbaustellen auf der Autobahn, die nur noch eine Möglichkeit belassen. Ein Etappenziel kann nur noch in einer einzigen Nacht angefahren werden, vom 24. zum 25.August, … sonst wäre die nächsten zwei Monate kein Transport mehr möglich gewesen.

Auf Umwegen Richtung Etappenziel

Auf die pünktliche Abfahrt um 22.00 Uhr mit großer Sicherheitsbegleitung darf ich kurz eingehen und einen Blick riskieren auf die Zickzack-Route durch NRW: Flughafen Münster-Osnabrück (FMO), in Greven auf die A1 bis Münster Süd, dann auf die A43 bis Kreuz Recklinghausen, A2 bis Kreuz Oberhausen, dort 180-Grad-Richtungswechsel, A2 wieder Richtung Osten vorbei an Dortmund bis zum Autobahnkreuz Bielefeld, weiter auf der A33 bis zum Kreuz Paderborn, A44 Richtung Kassel bis Abfahrt zur B251 kurz vor Kassel, weiter bis zur B450 und zirka 2 Kilometer vor Balhorn Feierabend auf einem dafür abgesperrten Teil der Bundesstraße um 3.00 Uhr früh nach 365 Kilometern Fahrtstrecke.

Es ist beeindruckend wie breit dieser Transport ist: 6,40 Meter Transportbreite bedeuten, dass man zwei Fahrspuren benötigt! Daher benötigt er sieben Begleitfahrzeuge zur Absicherung der Auf- und Abfahrten und Kreuzungen und für den Ab- und Aufbau von Schildern.

Ein sonniger Tagesstopp an der Bundesstraße 450 in einem besonders abgegrenzten Bereich folgt, ehe die letzte Etappe des Transports der Tragflächen der Super Star Constellation um 22.00 Uhr beziehungsweise um 23.20 Uhr beginnt. Die Strecke muss durch die beiden Transporter und ihre Begleitung bis Fritzlar separat gefahren werden, wo der Konvoi wieder zusammenkommt.

Der Weg dorthin ist noch gespickt mit einigen engen Ortsdurchfahrten und so mancher entgegenkommende Verkehr musste erst an Ausweichstellen beiseite bugsiert werden um die Connie-Tragflächen passieren zu lassen. Dass es immer wieder Zentimeterarbeit war, braucht man gewiss nicht betonen.

Der weitere Streckenverlauf des Tragflächenkonvois sah wie folgt aus: Von Fritzlar auf der A49 Richtung Süden in die A5 mündend bis zum BAB-Kreuz Bad Homburg. Wegen zu enger Baustellen vor dem Frankfurter Kreuz nun zunächst auf der A661 Richtung Offenbacher Kreuz und Abbiegung auf A3 Richtung Westen. Wen wundert es? Vorbei am Flughafen Richtung Nordwest bis Wiesbadener Kreuz mit 180-Grad-Wende zurück zum Flughafen und dem Endziel, dem Visitor and Conference Center der Lufthansa Group als endgültigem Standort für die Super Star Constellation.

Ankunft in Frankfurt

Nach sicherer Unterbringung für den Rest der Nacht um 3.30 Uhr auf dem Baustellengelände und kurzer Erholungspause für die Transportcrew folgte ab 8.00 Uhr die schwierige Einfahrt zur Ausstellungshalle und Abladung des historisch wertvollen Transportguts. Auch hier gab es Herausforderungen zu bewältigen. Dazu zählte, mit den 30 Meter langen Transporten rückwärts im Slalom über rund 100 Meter mit Engpass am Einfahrtstor und nur wenigen Zentimetern Luft in der Breite zu bugsieren. Das wurde gemeistert, mit Hilfe eines Baggers mussten hindernde Bäume zeitweise zur Seite gehalten werden.

Kurzum: Endlich in der Halle angelangt, konnten in der bereits vom Rumpftransport bewährten Methode mit zwei großen Gabelstaplern die Tragflächen vorsichtig entladen werden.

Was hier so kurz beschrieben ist, zog sich aber beim Abladen über dreieinhalb Stunden hin bis die Connie ihre Tragflächen wieder bei sich hatte. Auch wenn alle Großteile nun in Frankfurt sind, der Aufbau des Flugzeuges wird sich über mehrere Monate hinziehen. Parallel erfolgt der Innenausbau des neuen Centers.

Wie geht es weiter?

Der Transport der Ju 52 D-AQUI von Paderborn nach Frankfurt steht zudem auch noch in den nächsten Wochen an. Ein ambitionierter Zeitplan ist einzuhalten bis zur Eröffnung des neuen Centers im Frühjahr 2026 anlässlich des 100-jährigen Jubiläum der „Luft Hansa“, wie das Unternehmen anfangs hieß.

Im Verlauf des Jahres 2026 wird die Ausstellung der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Mit Sicherheit wird es großen Zulauf zu diesen berühmten Zeitzeugen der Lufthansa geben. Nirgendwo anders ist eine vergleichbare Ausstellung dieser beiden Flugzeugtypen gemeinsam zu finden. Dass es wert ist, diese Meilensteine in dieser Form zu bewahren, wird die Folgezeit beweisen. Hamburg möchte seine anfangs umstrittene „Elfie“ auch nicht mehr missen.

Nicht nur die Restaurierung der beiden Flugzeuge (bei der Ju 52 auch 32 Jahre unfallfreier Flugbetrieb), die Vorbereitungen und Ausführungen der Transporte sind Meisterstücke, die die Transportcrew und Mitarbeiter der Lufthansa Technik bewältigt haben. Die Connie hat durch den Transport keinerlei Kratzer oder Beulen bekommen. Gratulation!

Jan Frieben

 

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Über Jan Frieben

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Jan Frieben kann auf eine lange Karriere in der Luftfahrt zurückblicken. Er hat als Dispatcher beim JaBoG 31 seinen Dienst geleistet, war am Medizinischen Institut der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt tätig, hat Flugzeugbau studiert und flog von 1980 bis 2004 bei der Lufthansa als Flugingenieur die Boeing 727, die Douglas DC-8 und die Boeing 747-200. Er war seit 2008 im Projektteam der Lockheed L-1649 Super Star und hat bislang rund 11.000 Flugstunden gesammelt. Er war nebenbei auch immer journalistisch tätig.

Ein Kommentar

  • Michael Warnck

    Hochinteressante, informative und detaillierte Artikelfolge über die verdiente Wertschätzung von klassischen und wichtigen Exponaten der Luftfahrtgeschichte.
    Vielen Dank, es bleibt spannend.

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