Homepage » Aero-Kultur » Ein PC-24-Ambulanzjet-Modell der Superlative

Ein PC-24-Ambulanzjet-Modell der Superlative

Andrew Herzfeld setzt im Modellbau Maßstäbe. Er hat bereits das weltgrößte flugfähige Boeing-747-400-Modell gebaut, nun hat er in dreieinhalb Jahren ein noch größeres, flugfähiges Modell eines PC-24 des Royal Flying Doctor Service (RFDS) realisiert. Das Flugzeug hat alle Tests und Zulassungen bestanden und soll bald fliegen.

24.06.2024

Andrew Herzfeld hat ein Modell des Pilatus-PC-24-Ambulanzjets des Royal Flying Doctor Service (RFDS) gebaut und will damit Spenden für die Organisation sammeln. © Pilatus Aircraft

Der Australier Andrew Herzfeld ist ein leidenschaftlicher Modellbauer. Schon als Kind hatte er Papierflugzeuge gefaltet und fliegen lassen. Später gründete er an einem College in Perth im Westen Australien eine eigene Modellfluggruppe und erwarb in den neunziger Jahren sogar den Berufspilotenschein. Er sagt: „Das Hobby bietet viel – es macht nicht nur Spass, sondern bringt den Jugendlichen auf spielerische Art und Weise Physik, Geometrie und Aerodynamik näher. Darüber hinaus lernen sie, geduldig und genau zu sein. Das Modellfliegen ist schlicht grossartig für die geistige und körperliche Gesundheit.“

2017 trieb er sein Hobby auf die Spitze und baute das weltgrößte ferngesteuerte Modell einer Boeing 747-400. Das Modell ist 5,60 Meter lang und weist eine Spannweite von 5,20 Metern auf. Seine Abflugmasse beträgt 65 Kilogramm.

Der Unfall eines Freundes im australischen Outback brachte ihn auf die Idee, ein Flugzeug des Royal Flying Doctor Service (RFDS) als flugfähiges Modell zu bauen. Herzfeld: „Der sichere, schnelle und effiziente Einsatz des RFDS rettete meinem Freund das Leben. In diesem Moment war klar, dass mein nächstes Modell ein PC-24 Ambulanzjet werden sollte. Damit will ich den RFDS, dessen Personal und den lebensrettenden Service würdigen.“

Der australische Royal Flying Doctor Service (RFDS) gehört mit zu den ersten Kunden für den zweistrahligen PC-24. © Pilatus Aircraft

Er machte sich an die Arbeit und suchte entsprechende Baupläne, schließlich sollte das fertige Modell so detailgetreu wie möglich sein. Dabei unterstützte der RFDS und gewährte ihm mehrfach Zutritt zum echten Flugzeugmuster, das auf dem Flughafen Jandakot in Westaustralien stationiert ist. „Ich durfte nicht nur Maße nehmen – der RFDS hat mir auch dabei geholfen, die Originalfarben zu erhalten“, berichtet der Modellbauer.

Dreieinhalb Jahre Bauzeit für das PC-24-Modell

Insgesamt dreieinhalb Jahre dauerte der Bau des Mini-PC-24. Das Modell ist nun sogar größer geraten als das 747-Modell. Es kommt auf eine Abflugmasse von 80 Kilogramm und eine Spannweite von 5,60 Metern.

„Der Nachbau des PC-24 verfügt nicht nur über volle Flugfunktion, Positionslichter und LED-Bildschirme im Cockpit, sondern auch über ein einziehbares Fahrwerk. Darüber hinaus hat Andrew die volle Kontrolle über die beiden Turbinen, welche über FADEC-Systeme und eine vollautomatische Startfunktion verfügen“, berichtet Pilatus Aircraft über das Projekt.  Aufgrund der Größe und des Gewichts musste das Modell einen sehr aufwändigen Prüfungs- und Zertifizierungsprozess durchlaufen, um die strengen Anforderungen der australischen Zivilluftfahrtbehörde (CASA) und der Versicherung zu erfüllen. Diese Hürden sind aber inzwischen genommen und nun wartet Andrew Herzfeld auf die Genehmigung der Behörde, das Flugzeug auch zum Erstflug starten zu lassen.

Herzfeld will mit dem Modell Schulen besuchen, um Aufmerksamkeit für die Arbeit des RFDS zu erregen und Spenden zu sammeln. Seit August 2023 hat er so bereits 40.000 Australische Dollar (umgerechnet 24.800 Euro) für die fliegenden Mediziner gesammelt.

Er träumt bereits von einem weiteren Projekt: Dem Nachbau eines PC-12 des RFDS. Aber derzeit gebe es noch kein geeignetes Triebwerk in der benötigten Größe.

Pilatus Aircraft unterstützt schon seit Jahren Modellbauer, indem das Unternehmen detaillierte Modellbaupläne seiner Flugzeugmuster kostenlos zur Verfügung stellt. In den Unterlagen sind nicht nur Schnittzeichnungen, sondern auch Detailfotos sowie Vorlagen für Beschriftungen und Lackierungen enthalten.

Volker K. Thomalla

 

Liken Sie uns auf Facebook

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Clean Sky Demonstrator SFD ist zum ersten Mal geflogen

Erstflug des Konzeptmodells des Flying-V der TU Delft

Bombardier testet größeres ecoJet-Modell im Flug

Über Volker K. Thomalla

zum Aerobuzz.de
Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.