Es hat etwas von einer unendlichen Geschichte: Der von Ed Swearingen in den späten achtziger Jahren entworfene und 1996 zum Erstflug gebrachte Leichtjet SJ30 beeindruckte zwar durch seine Flugleistungen, kam aber kommerziell nie auf einen grünen Zweig. Mehrere Insolvenzen und Besitzerwechsel verschafften dem Projekt den Ruf eines fast schon tragischen Geschäftsreisejets.
SyberJet SJ36
Der SyberJet SJ36 beruht auf der SJ30, die Ed Swearingen in den achtziger Jahren entworfen hatte. © SyberJet
Nun versucht das Unternehmen SyberJet aus Chandler im US-Bundesstaat Arizona einen neuen Versuch, das in SJ30 SyberJet umbenannte Flugzeugmuster doch noch auf die Erfolgsspur zu bringen. Immerhin ist die SJ30 ja von der US-Luftfahrtbehörde FAA zugelassen und kann mit überschaubarem Aufwand und einigen Überarbeitungen wieder in Serie gebaut werden.
SyberJet plant aber nicht nur die Renaissance der SJ30, sondern will mit dem Leichtjet SJ36 eine größere Version des Leichtjets auf den Markt bringen, die durch ansprechende Leistungen wie große Reichweite und hohe Reisegeschwindigkeit potenzielle Nutzer anspricht. Die Kabine der SJ36 wird im Vergleich mit der früheren SJ30-2 um rund 1,20 Meter gestreckt und bietet Platz für bis zu acht Passagiere. Die Gesamtlänge der SJ36 gibt SyberJet mit 16,46 Meter an, die Spannweite mit 15,57 Metern. Als maximale Startmasse streben die Konstrukteure 8.391 Kilogramm (18.500 lbs) an.
Die Triebwerkswahl ist noch nicht getroffen
Welche Triebwerke die SJ36 antreiben, ist noch nicht entschieden, aber sie werden in der Schubklasse zwischen 3.400 und 3.700 lbs (15,2 kN bis 16,5 kN) liegen. Damit kämen das Williams FJ44-4, das Honeywell TFE731 oder eine Version des PW500 von Pratt & Whitney Canada als Antrieb für die SJ36 infrage.
Die Konstrukteure des SyberJet SJ36 haben eine Reichweite von 3.000 nautischen Meilen (5.556 Kilometer) sowie eine Reisegeschwindigkeit von Mach 0.88 für das Muster errechnet. Als Dienstgipfelhöhe streben die Konstrukteure 49.000 Fuß an, mehr als die meisten anderen Jets dieser Klasse erreichen. Aufgrund des hohen Kabinendrucks sollen die SJ36-Insassen bei einer Flughöhe von 41.000 Fuß nur einem Druck ausgesetzt sein, wie er in Meereshöhe herrscht. Dies wäre ein Novum in dieser Flugzeugklasse und würde bei den Insassen für ein deutlich angenehmes Reiseerlebnis sorgen, denn, je höher der Kabinendruck, umso geringer sind die physischen Belastungen für den Körper beim Fliegen.
Die Reichweite von 3.000 nautischen Meilen ermöglicht SJ36-Nutzern, nonstop zwischen Los Angeles un Hawaii zu fliegen, was derzeit kein anderes Muster in dieser Klasse kann.
Fast das gesamte Instrumentenbrett der SJ36 wird aus Flachbildschirmen bestehen. © SyberJet
Im Cockpit werden die Crews eine hochmoderne, eigenentwickelte Avionik von SyberJet vorfinden. Die Displays des Avionikpakets werden fast die gesamte zur Verfügung stehende Fläche im Instrumentenbrett der SJ36 einnehmen und bieten den Crews alle flugrelevanten Informationen. Das Flugzeug soll eine Datenverbindung erhalten, die große Bandbreiten ermöglich, nicht nur für die Passagiere an Bord, die eventuell die Aktienkurse aktuell checken oder E-Mails beantworten wollen, sondern auch für die Flugzeugsysteme selbst. SyberJet plant, eine so genannte „Cloud/OTA Data Connectivity“ in der SJ36 umzusetzen. Dabei handelt es sich um ein System, bei dem flugrelevante und Systemdaten in Echtzeit zur Verfügung stehen und das es ermöglicht, Systemupdates auch in der Luft zu empfangen.
Trevor Milton, der CEO (Hauptgeschäftsführer) und Hauptgesellschafter von SyberJet,sagte anlässlich des Launchs der SJ36: „Als Flächenflugzeug- und Hubschrauberpilot bis ich tief in die Auslegung der SJ36 und ihrer Avionik eingebunden. Unsere Ingenieure und Firmenpiloten haben maßgeblich dazu beigetragen, dass unser Avionikpaket leistungsfähiger und benutzerfreundlicher ist als jede andere Avionikplattform auf dem Markt. Es ist schon lange her, dass ein Unternehmen eine völlig neue Avionikplattform eingeführt hat, die von Grund auf neu entwickelt und gebaut wurde.“
SyberJet hat die Entwicklung der SJ36 offiziell gestartet und strebt eine Musterzulassung des Typs im Jahr 2032 an. Der Verkaufspreis der SJ36 liegt derzeit bei rund 14 Millionen US-Dollar.
Volker K. Thomalla
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