Homepage » General Aviation » Air Expo Zell: Heli-Mekka am Glockner

Während der diesjährigen Air Expo Zell, der wichtigsten Luftfahrtmesse in Österreich, drehte sich vieles wie immer um Hubschrauber. Nur einen Katzensprung vom höchsten Berg des Landes entfernt, dem 3798 Meter hohen Großglockner, spielen sie hier eine bedeutendere Rolle als Flächenflugzeuge. Die internationale Veranstaltung fand vom 13. bis 14. September 2025 bereits zum elften Mal am Flugplatz von Zell am See statt.

18.10.2025

Die SHS Flugrettung betreibt diese EC 135 als Notarzthubschrauber in Zell am See. © Ralf Kurz

Unter dem Motto „Open Weekend“ lockte man bei freiem Eintritt neben den Fachbesuchern auch Familien zum Wochenendausflug ein. Die malerische Region rund um den Alpensee ist eines der populärsten Touristenziele in Österreich. Viele ausländische Gäste, speziell aus dem arabischen Raum, entfliehen hier im Sommer der heimatlichen Hitze. Allerdings erlaubt die nur 780 Meter kurze Runway 07/25 des Flugplatzes LOWZ keine Landung von Business Jets, sicher zur Freude der lokalen Bevölkerung und örtlicher Umweltschützer, da Lärmschutz in der sensiblen Naturlandschaft eine hohe Priorität genießt. Deshalb musste eine Lösung gefunden werden, um die Anreise von wohlhabenden Kunden, welche hohe Umsätze versprechen, möglichst komfortabel zu gestalten.

Air Expo Zell 2025

Der ehemalige Hüttenwirt Rudolf Senninger hatte gemeinsam mit dem Piloten Hermann Eder die richtige Idee. Im Mai 2017 gründeten sie in Zell am See ihre Firma SennAir Helicopter,  fokussiert auf die exklusiven Transportwünsche im gehobenen Touristiksektor. Weil es sich die Klientel mit eigenem Privatjet leisten kann, die letzte Etappe zum Traumziel per Helikopter zu absolvieren Ein lukratives Geschäftsmodell, denn mittlerweile betreibt die SennAir eine der modernsten Hubschrauberflotten im Alpenraum. Diese besteht ausschließlich aus neusten Modellen des Typs Airbus Helicopters H125. Seit 2022 wurden bereits 22 Millionen Euro in die Flottenerweiterung investiert.

Kürzlich bestellte man ein elftes Exemplar beim Hersteller in Marignane Dabei handelt es sich nicht um die üblicherweise georderte Variante H125B3e mit Einzelhydraulik, sondern um die optional lieferbare Variante mit einer dualen Hydraulik. Neben der erhöhten Sicherheit lässt sich dadurch das maximale Abfluggewicht von 2.250 Kilogramm auf 2.370 Kilogramm steigern. Dies ist durchaus von Vorteil, wenn vielleicht noch die Golfausrüstung mit an Bord muss. Um höchsten Ansprüchen zu genügen, wurde ein speziell lackierter Airbus Helicopters H125 mit dem passenden Kennzeichen OM-VVV in eine super-luxuriöse Ausführung umgerüstet.

Doch der naturverbundene Rudolf Senninger weiß natürlich, dass dieses Business konjunkturellen Schwankungen unterliegt. Deshalb hat er als zweites Standbein in einen völlig anderen Geschäftszweig expandiert. Der recht kleine Nischenmarkt des Heliskiing verspricht ebenfalls auskömmliche Gewinnmargen. Weil aber kommerzielle Angebote in der Alpenregion nicht mehr erlaubt sind, verschlug es SennAir in den hohen Norden. Mit dem isländischen Veranstalter Viking Heliskiing läuft bis 2028 eine Zusammenarbeit. Tiefschneefans ermöglicht man auf der nördlichen Halbinsel Troll abenteuerliche Abfahrten. Falls auf den österreichischen Pisten etwas schief läuft, kommt ein anderer Akteur ins Spiel.

Wucher Helicopter ist 50 Jahre alt

Der Bauunternehmer Hans Wucher aus Vorarlberg stellte 1975 fest, dass sich seine Projekte am bestem mit dem eigenen Hubschrauber verwirklichen lassen. Es war die Geburtsstunde von Wucher Helicopter mit Hauptsitz im heimatlichen Ludesch. Dort feierte man im Mai 2025 mit einem Tag der offenen Tür das 50-jährige Firmenjubiläum und verpasste den Fluggeräten entsprechende Sticker. Die aktuelle Flotte, bestehend aus neun AS 350 sowie fünf EC 135, verteilt sich auf Einsatzbasen in den westlichen Bundesländern und Laas in Südtirol. Zu sehen sind die Hubschrauber auch bei großen Sportevents wie etwa dem Formel-1-Rennen in Spielberg. Zentraler Schwerpunkt der Tätigkeiten ist allerdings der Betrieb von Rettungshubschraubern. Ganzjährig von Zürs am Arlberg, sowie als Winterstützpunkt in Ludesch und St. Anton am Arlberg. Die Rufnamen dort stationierten Helikopter lauten Gallus 1, Gallus 2, und Gallus 3.

Die Bell 429 von SHS in Zell am See. © Ralf Kurz

In Zell am See ist Schider Helicopter Service für die Notfallversorgung aus der Luft unter der geläufigeren Bezeichnung SHS Flugrettung zuständig. Das Unternehmen wurde 1992 von Rudolf Schider mit Hauptsitz Waiding in Tirol gegründet. Von seinen fünf EC 135 ist die als OE-XAH registrierte Maschine mit dem Rufzeichen Alpin Heli 6 in Zell am See stationiert. Als Topmodell der Flotte fungiert ein Bell 429 Global Ranger mit dem Kennzeichen OE-XSF. Das gelbe Flaggschiff demonstrierte vor Ort seine Flugeigenschaften und beeindruckte die Zuschauer, als es mit Höchstgeschwindigkeit von fast 300 km/h im Tiefflug die Piste querte. Bei seiner Indienststellung 2021 war die Bell 429 der leistungsstärkste Rettungshubschrauber landesweit. Überraschend kam kürzlich die Nachricht von einer Übernahme der SHS durch die Holding von Wucher Helicopter. Was sich dadurch im konkreten Flugbetrieb ändern wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls behält der Sohn von Rudolf Schider vorerst seine Funktion als Geschäftsführer.

Die Super Puma der Heli Austria sind gut beschäftigt

Der größte Hubschrauberbetreiber Österreichs machte sich bei der Air Expo rar. Die Heli Austria mit Sitz in St. Johann im Pongau schickte lediglich das kleinste Modell, einen Doppelsitzer vom Typ Guimbal G2 Cabri, ihrer riesigen Flotte aus über drei Dutzend Hubschraubern zur Messe. Eine echte Bereicherung der Messe wäre eine der AS332 Super Puma der Heli Austria gewesen. Diese stehen aber regelmäßig bei der Waldbrandbekämpfung in Italien, Griechenland und der Türkei im Einsatz.

Als regelrechter Hingucker präsentierte sich dagegen der UL-Helikopter Phönix FR200 von Rupp Aircraft aus Kißlegg im Allgäu. Dem Firmengründer Franz Rupp gelang besonderer Gag, indem er neben seinem pinken Heli einen Porsche in der gleichen Farbe positionierte. Damit hätte der schwäbische Konstrukteur bei der am gleichen Tag laufenden IAA Mobilty in München bestimmt für Aufsehen gesorgt. Für die als D-MFRU registrierte FR200, Nachfolger der FR130, muss man rund 300.000 Euro hinblättern, wenn man diesen Drehflügler fertig montiert abholt. Günstiger wird es für Käufer, wenn sie das Modell selber zusammenbauen. Nach der Musterzulassung im Oktober 2023 steht einer Serienfertigung nichts mehr im Weg. Das Leistungsspektrum von 130 PS, 600 Kilometer Reichweite und einer soliden Reisegeschwindigkeit von 185 km/h entspricht dem eines Mittelklasseautos, jedoch teuerer.

Die TBM 960 ist das aktuelle Topmodell von Daher Aircraft aus Tarbes in Frankreich. © Ralf Kurz

Ganz ohne Flugzeuge ging es dann bei herrlichem Sonntagswetter schließlich doch nicht. Im Blickpunkt stand die dunkel lackierte Daher TBM 960 mit dem Kennzeichen OE-EKZ. Ihr Betreiber Zell Air bietet damit Direktflüge (zwei Stunden Flugzeit) nach London für 9.500 Euro an. Laut einer Beispielrechnung lassen sich 2.000 Euro sparen, verglichen mit der Alternative, in Salzburg auf einen Hubschrauber umzusteigen. Direkt am Tower parkte die als OK-IHS registrierte Turboprop-Einmot Pilatus PC-12 und verdeutlicht, wie kurz die Wege für Piloten sein können.

Die Air Expo Zell 2025 kam bei allen Beteiligten gut an und kann durchaus öfter stattfinden. Eine siebenjährige Pause – das letzte Mal wurde die Messe 2018 veranstaltet – hat sie bestimmt nicht nötig. Die Veranstalter wollen die Air Expo Zell 2026 wieder organisieren.

Ralf Kurz

 

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Über Ralf Kurz

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Mein Name ist Ralf Kurz und ich wurde 1958 in München geboren. Seit der Kindheit fasziniert mich die Fliegerei. Meinen Traumjob, Pilot zu werden, konnte ich nicht realisieren. Nebenberuflich arbeite ich als freier Luftfahrtjournalist. In den letzten drei Jahrzehnten wurden über 90 Artikel und Reisereportagen in deutsch- und englischsprachigen Fachmagazinen von mir publiziert. Schwerpunkt sind dabei kleinere Airlines in exotischen Ländern, welche bei uns unbekannt sind. Zudem bin ich Mitglied der deutschen Sektion von MAF, einem christlichen Flugdienst, der rund 120 Kleinflugzeuge in 27 Staaten betreibt. Zwecks Erstellung von Fotoreportagen über unsere MAF-Projekte führten mich Reisen nach Amazonien, Angola, Bangladesch, Lesotho, Madagaskar, Mosambik, Mongolei, Neuguinea, Osttimor, Suriname und Uganda. Alles geschah auf eigene Kosten in meiner Freizeit, verwendet wird ausschließlich selbst erstelltes Fotomaterial.

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