Der Airbus A350F ist das neueste Muster der A350F-Familie. Das Flugzeug hat bereits vor seinem Erstflug eine beachtliche Liste von festen Betsellungen auslösen können. Im Airbus-Auftragsbuch standen am 31. Oktober 2025 74 feste Bestellungen von zwölf Kunden für die A350F, sagte Crawford Hamilton, der Head of Freighter Marketing bei Airbus bei einem Medienbriefing.
Allein im November seien acht weitere feste Aufträge für das Muster hinzugekommen, berichtete er, so dass Airbus derzeit 82 feste Bestellungen für die A350F vorliegen. Bitter für Airbus ist, dass der ursprüngliche Launching Customer für den Großraumfrachter, die Leasinggesellschaft Air Lease Corporation (ALC), im Juli 2025 ihre feste Bestellung für sieben A350F annulliert hatte. Deswegen wird die französische Cargo Airline CMA CGM nun der offizielle Erstbetreiber des Musters. „Wir haben bei den Bestellungen eine gute Mischung aus Fluggesellschaften und Leasinggesellschaften und auch eine gute regionale Verteilung“, sagte Hamilton.
Airbus A350F
Die Baugruppen 11-14 der ersten A350F werden auf die Station 59 geschoben, wo sie mit den anderen Rumpfbaugruppen zusammengefügt werden. © Airbus
Er führte weiter aus, dass die A350F nun einen Marktanteil von 58 Prozent im Bereich der neuen Großraum-Frachtflugzeuge habe. Für die 777-8F liegen Boeing 59 feste Orders von sechs Kunden vor.
Joël Rocker, der A350F Chefingenieur bei Airbus, sagte, die A350F setze neue Standards. Airbus bietet sie mit einer maximalen Frachtzuladung von 109 und 111 Tonnen an. Das Flugzeug ist darauf ausgelegt, mit maximaler struktureller Zuladung die Strecke Hongkong – Anchorage zu befliegen. Dies ist eine wichtige transpazifische Frachtstrecke und ist der Maßstab für große Frachtflugzeuge. Das Flugzeug sei in der Lage, ETOPS 370-Strecken zu befliegen. Das bedeutet, vorausgesetzt der Betreiber ist dafür zugelassen, dass die A350F nach der ETOPS-Zertifizierung Strecken benutzen darf, bei denen der nächste geeignete Flugplatz im Fall eines Triebwerksausfalls 370 Flugminuten entfernt ist. Als Antrieb für die A350F hat Airbus das Trent XWB-97 von Rolls-Royce ausgewählt.
Der Prototyp des Airbus A350F wird mit einer Lackierung an den Start gehen, die dem Flugzeug ein Aussehen gibt, als ob es mit Paketpapier verpackt sei. © Airbus
Rocker führte aus, dass man bei der Auslegung der A350F auf eine maximale Baugleichheit mit den anderen A350-Familienmitgliedern geachtet habe. Die A350F beruhe auf der A350-1000, sei aber um fünf Rahmen kürzer. In Zusammenarbeit mit Kunden wurden viele Eigenschaften des Flugzeugs festgelegt und umgesetzt. So können auf dem Hauptdeck der A350F beispielsweise alle modernen großen Flugzeugtriebwerke befördert werden. Für das gesamte Haupt- und Unterdeck werde eine sehr präzise Temperatursteuerung integriert, die auch die Beförderung von lebenden Tieren erleichtere. Das Frachtladesystem der A350F sei komplett neu und erleichtere und beschleunige das Be- und Entladen des Flugzeugs.
Die A350F erhält ein Tail Tipping Warnsystem
Ein so genanntes „Tail Tipping Warning System“ warne die Beteiligten, wenn durch eine falsche Beladung drohe, dass das Flugzeug am Boden nach hinten abkippe. 70 Prozent der Struktur der A350F seien aus fortschrittlichen Materialien, die quasi korrosionsbeständig seien. Die maximale Startmasse der A350F werde zu Beginn bei 319 Tonnen (703.275 lbs) liegen, die maximale Landemasse bei 250 Tonnen.
Rocker führte aus, dass die A350F 40 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen werde und 40 Prozent weniger CO2 emittieren werde als die Boeing 747-400 und rund 20 Prozent weniger als die 777F. Ein neues Kommunikations- und Datenübertragungsystem erlaube die Umsetzung des Prinzips des „Smart Freighters“, bei dem die Kunden viele Daten über das Flugzeug und die Fracht quasi in Echtzeit verfolgen können.
Guillaume Vuillermoz, Vice President und Head of Widebody Programme Development bei Airbus, erläuterte den aktuellen Stand der beiden A350F-Testflugzeuge. Das erste Exemplar mit der Hersteller-Seriennummer MSN700, soll im dritten Quartal 2026 fliegen. Seine Endmontage ist weit fortgeschritten. Die Rumpfsegmente sind zusammengefügt und wurden mit den Tragflächen verbunden. Das Seitenleitwerk wurde aufgesetzt – es ist bei allen Airbus-Flugzeugen in diesem Stadium der Montage bereits lackiert – und die Fahrwerke montiert. Kürzlich wurde die MSN700 von der so genannten Station 40 (ST40) zur ST30A auf eigenen Rädern gezogen.
Schon vor dem Erstflug testet Airbus wichtige Systeme und Komponenten des Musters, das über eine Baugleichheit von rund 99 Prozent mit den anderen beiden Mitgliedern der A350-Familie verfügt. So finden beispielsweise in Hamburg schon Tests des Hauptdecks statt, bei denen auch die frühzeitige Entdeckung von Rauch nachgewiesen wird. In Bremen erproben die Ingenieure das neue Cargo Loading System (CLS). Dort steht auch das Gerüst für die Erprobung des großen Frachttors, welches sich bei der A350F hinter den Tragflächen befindet. Dadurch kann gleichzeitig das Hauptdeck sowie das Unterdeck der A350F be- und entladen werden, was die Bodenzeiten verringert.
Zwei A350F werden die Flugtests absolvieren
Neben der MSN700 wird mit der MSN701 eine zweite A350F in die Flugtestkampagne eingebunden. Zusammen werden beide Flugzeuge nach heutiger Planung etwas 400 Flugstunden im Rahmen der Test absolvieren, wobei die MSN700 mit 300 Stunden die Masse der für die Zulassung erforderlichen Nachweise erfliegen wird, so Vuillermoz.
Der Hersteller rechnet mit einer Dauer von neun Monaten für die Testflüge, so dass die Zulassung durch die EASA (Agentur für Flugsicherheit der Europäischen Union) im zweiten Quartal 2027 erfolgen könnte. Airbus strebt die Übergabe der ersten A350F an den Kunden für das zweite Halbjahr 2027 an. Das wäre dann mehr als ein Jahr später als beim Launch des Musters im November 2021 vorgesehen.
Volker K. Thomalla
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