Die EU-Kommission hat dem geplanten Einstieg der Lufthansa bei der Alitalia-Nachfolgegesellschaft ITA Airways unter Auflagen zugestimmt. Die Wettbewerbshüter aus Brüssel haben sich bei der Genehmigung Zeit gelassen, denn der Einstieg wurde schon im Mai letzten Jahres ausgehandelt. Die Lufthansa wird in einem ersten Schritt 325 Millionen Euro investieren und dafür 41 Prozent der Anteile der italienischen Fluggesellschaft erhalten. Sie behält sich vor, in einem weiteren Schritt zu einem späteren Zeitpunkt die Airline komplett zu übernehmen.
Carsten Spohr, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa AG, sagte: „Die Genehmigung aus Brüssel ist eine hervorragende Nachricht für ITA Airways, Lufthansa, und besonders für alle Passagiere von und nach Italien. Wir freuen uns, ITA Airways mit ihren großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schon bald als neues Mitglied unserer Airline-Familie begrüßen zu können. Die Entscheidung ist auch ein klares Signal für einen starken Luftverkehr in Europa, der sich im globalen Wettbewerb erfolgreich behauptet.“
Die Lufthansa Group will nach Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Lufthansa Airlines ITA Airways als fünften Netzwerk-Carrier in das System Lufthansa integrieren. So sollen die Streckennetze durch Codesharing miteinander verknüpft werden, um den Passagieren zu ermöglichen, die Angebote der Airlines miteinander zu kombinieren. Dadurch entstünden über 1.000 neue Umsteigemöglichkeiten, vor allem zu Zielen in Südamerika, Nordafrika und im Nahen Osten, so die Lufthansa.
ITA Airways beschäftigt derzeit 5.000 Mitarbeiter und betreibt eine Flotte von derzeit 96 (zumeist) geleasten Airbus-Flugzeugen. Die Vorgänger-Gesellschaft Alitalia war nicht zuletzt an den eigenen Mitarbeitern gescheitert, die keine Reformen mittrugen, selbst als schon die Pleite der Airline drohte. Die Lufthansa hatte eine ähnliche Situation bei der früheren belgischen Fluggesellschaft Sabena erlebt und mit Brussels Airlines erfolgreich eine wettbewerbsfähige Airline aufgebaut.
Alitalia scheiterte auch an der eigenen Belegschaft
Alitalia war nicht wettbewerbsfähig und machte über Jahre nur Verluste, obwohl der italienische Luftverkehrsmarkt durchaus attraktiv ist. Allerdings wird der Markt derzeit von Low Cost Carriern dominiert, die einen erheblichen Preisdruck auf die Netzwerkcarrier auf den inneritalienischen und innereuropäischen Strecken ausüben.
Ein gewisses Risiko beim Einstieg stellt auch die Wahl des Drehkreuzes dar. Rom-Fiumiciono als einer der Flughäfen der italienischen Hauptstadt hat eine hohe politische und symbolische Bedeutung, allerdings schlägt das wirtschaftliche Herz des Landes im Norden. Reisende aus Mailand – das früher ein zweites Hub der Alitalia war – verlieren auf Flügen in die USA Zeit, wenn sie erst nach Rom fliegen müssen, um dort umzusteigen und von dort in die Vereinigten Staaten reisen. Allerdings bietet die Lufthansa Group diesen margenstarken Reisenden mit Zürich und München attraktive Alternativen zu Rom.
Die EU-Kommission hat die Übertragung von Start- und Landerechten im Kurzstreckenverkehr am Flughafen Mailand-Linate an Wettbewerber zur Bedingung für einen Einstieg der Lufthansa Group gemacht.
Volker K. Thomalla
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