Nach einer mehrjährigen Integrations- und Erprobungsphase sowie abschließender Zertifizierung hat Airbus Defence and Space den ersten Airbus A400M mit dem DIRCM-System J-Music des israelischen Rüstungskonzerns Elbit-Systems an die Bundeswehr ausgeliefert. Am 11. September traf die Maschine mit der Kennung 54+35 (MSN 105) auf dem Fliegerhorst Wunstorf, Standort des Lufttransportgeschwaders (LTG) 62 ein. Die Integration des DIRCM-Systems in das Transportflugzeug wird den Selbstschutz der Maschinen weiter verbessern und diesen um zusätzliche Fähigkeiten für die späteren Einsätze ergänzen. Das DIRCM-System wurde in Kooperation zwischen Elbit Systems aus Haifa und der Diehl Defence GmbH & Co.KG aus Überlingen entwickelt. Mit Auslieferung der 54+35 verfügt die Bundeswehr nunmehr tatsächlich über 50 der insgesamt 53 bestellten Transportflugzeuge dieses Typs.
Erweiterter Schutz für den Airbus A400M
Die A400M der Luftwaffe in der Version Taktischer Lufttransport sind bislang mit dem DASS (Defensive Aid Sub-System) Step 1 ausgerüstet. Dies besteht aus einem Raketenwarnsystem und Täuschkörperauswurfeinrichtungen zum Ausstoß von Düppel- und Fackel-Täuschkörpern. Absicht ist es, das bisherige Selbstschutzsystem in einer zweiten Phase (Step 2) durch Einbau einer weiteren Abwehreinrichtung gegen Infrarot-Flugkörper zu erweitern. Im Juni 2019 beauftragte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die beteiligten Konzerne mit der Integration und Zertifizierung des DIRCM-Systems J-MUSIC innerhalb des Selbstschutzsystems DASS (Defensive Aid Sub-System) für die von Airbus gebauten A400M in der Version Taktischer Lufttransport der deutschen Luftwaffe.
Der erste Airbus A400M der Luftwaffe mit einem DIRCM-System verließ Sevilla am 11. September 2025, um nach Wunstorf zu fliegen. © Airbus Defence and Space
Dabei kombiniert Diehl Defence drei J-MUSIC-Einheiten (Multi-Spectral Infrared Countermeasure) des israelischen Herstellers zu einem DIRCM-System (Directed Infrared Counter Measure), das den kompletten 360°-Rundumschutz des Flugzeugs sicherstellt. J-MUSIC kombiniert fortschrittliche Lasertechnologie mit einer Wärmebildkamera mit hoher Bildrate und einem kleinen, hochdynamischen Spiegelrevolver.
Das DIRCM-System dient dem Schutz vor gegnerischen Lenkflugkörpern mit Infrarotsuchköpfen neuer Generation. Dabei wird der Suchkopf eines anfliegenden Lenkflugkörpers durch übertragene Störcodes (Jam Code) gezielt abgelenkt. Das Schutzsystem des israelischen Herstellers zeichnet sich durch eine offene Architektur aus und lässt sich daher nahtlos über Schnittstellen mit dem Lenkflugkörperwarnsystem und dem Defensive Aid System des A400M verbinden. Es kann in allen Flugphasen ohne Gefahr für städtisches oder bewaldetes Gebiet betrieben werden.
Die Luftwaffe will insgesamt 24 A400M mit dem DIRCM ausrüsten. © Airbus Defence and Space
Diehl Defence übernimmt für das DIRCM-System auch den Integrated Logistic Support (ILS), also Kundendienstleistungen im Bereich Reparatur, Wartung und Instandhaltung. Die nun ausgelieferte 54+35 (MSN105) in der Version Taktischer Lufttransport absolvierte am 18. Mai 2020 ihren Erstflug. Nachdem die Bundeswehr das Flugzeug übernommen hatte, erfolgte umgehend der Transfer of Title, mit dem die Maschine zur Integration und Zertifizierung des DIRCM-Systems an Airbus rückübertragen wurde. Ende August dieses Jahres konnten die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden und die DIRCM-Musterintegration erhielt ihre Zulassung. Das DIRCM-System bietet der A400M-Besatzung nun noch mehr Schutz bei ihren weltweiten Einsätzen und ermöglicht das ohnehin schon breite Einsatzspektrum zu erweitern.
Luftwaffe wird 24 A400M mit DIRCM ausrüsten
Insgesamt 24 A400M für den taktischen Lufttransport sollen mit dem zusätzlichen Schutzsystem DASS Step 2 ausgerüstet werden. Die restlichen 23 für den taktischen Lufttransport bestimmten A400M werden nach und nach im Rahmen geplanter Wartungsarbeiten bei Airbus an den Standorten Sevilla, Getafe und Manching entsprechend ausgerüstet. Die Einrüstung des DIRCMS in die restlichen 23 Transportflugzeuge soll 2032 abgeschlossen sein.
Carsten Vennemann
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