Überraschend hat sich das US-Unternehmen Raytheon aus der Partnerschaft mit dem italienischen Leonardo-Konzern beim T-X-Wettbewerb um den künftigen US Air Force-Trainer verabschiedet.
Für den italienischen Hersteller Leonardo bleibt der US-Militärmarkt ein schwieriges Terrain. Zunächst war das Unternehmen eine Partnerschaft mit General Dynamics eingegangen, um auf der Basis seines M-346-Trainers der US Air Force einen Nachfolger für den überschallschnellen Fortgeschrittenen-Trainer T-38 anzubieten. Das angebotene Muster trägt den Namen T-100. Bei dem Wettbewerb geht es um bis zu 350 Flugzeuge mit einem Wert von 16,3 Milliarden Dollar. Doch die Partnerschaft wurde am 25. März 2015 von General Dynamics aufgekündigt. Als Ersatz für General Dynamics hatte der italienische Hersteller dann im Frühjahr 2016 den US-Rüstungs- und Elektronikkonzern Raytheon gefunden, der im Dezember 2016 mit Meridian im US-Bundesstaat Mississippi einen Standort für die Endmontagelinie präsentierte. Nun haben sich die Wege der beiden Partner getrennt, teilten beide Konzerne mit. „Obwohl wir zuversichtlich sind, dass die T-100 eine gute Lösung ist, waren unsere Unternehmen nicht in der Lage, eine Geschäftsvereinbarung zu treffen, die im besten Interesse der US Air Force ist“, sagte Raytheon-Sprecher B. J. Boling. „Konsequenterweise werden Raytheon und Leonardo nicht weiter im T-X-Wettbewerb mitbieten.“
Nun untersucht Leonardo, wie sie trotzdem noch die T-100 der US Air Force anbieten können. Ohne einen starken US-Partner wird es auf keinen Fall gehen, und die Zeit drängt, denn die US Air Force hat ihren Request for Proposal (RFP) bereits am 30. Dezember veröffentlicht. Noch in diesem Jahr will die USAF einen Gewinner des Wettbewerbs auswählen und einen Vertrag unterzeichnen.
Um den Auftrag bewerben sich derzeit Lockheed Martin in Zusammenarbeit mit Korea Aerospace Industries mit der T-50A (basierend auf der T-50 Golden Eagle), Boeing und Saab mit einem eigens dafür entwickelten Entwurf (T-X), sowie Northrop Grumman, die ebenfalls einen eigenen Entwurf ins Rennen schicken.
Volker K. Thomalla
Raytheon hatte zusammen mit Leonardo die T-100 in den T-X-Trainerwettbewerb der US Air Force schicken wollen. © Raytheon