Zum ersten Mal wird das Lufttransportgeschwader 62 eine binationale Übung in Neuseeland durchführen. Neben insgesamt drei A400M mit ihren Besatzungen sind noch weitere rund 50 Geschwaderangehörige involviert, die in den kommenden Tagen ebenfalls ans andere Ende der Welt fliegen. Geführt wird das Kontingent durch den Kommodore des Geschwaders, Oberst Markus Knoll, höchstselbst. Ziel ist die LRNZAF-Basis Woodbourne bei Blenheim auf der Südinsel, die vom 10. bis 21. November nicht nur Ausgangspunkt der Übung, sondern auch zeitweiliges Zuhause für die beteiligten Soldaten des LTG 62 sein wird. Neben den drei A400M aus Wunstorf sollen laut Informationen der neuseeländischen Streitkräfte auch ein Airbus A321 der Flugbereitschaft des BMVg sowie ein Airbus A330 MRTT der MMU (Multinational Multi Role Tanker Transport Unit) aus Eindhoven zum Einsatz kommen.
Verlegung über 20.000 Kilometer
Freitag, 31. Oktober, 09.00 Uhr: Take-off der ersten Maschine. 15 Minuten später hebt auch die zweite A400M von der Startbahn in Wunstorf ab. Mit mehreren Tonnen Ausrüstung beladen, nehmen die 54+12 und die erst kürzlich im Geschwader eingetroffene 54+35 (die erste mit DIRCMS ausgerüstete A400M) Kurs Richtung Atlantik. Bereits die Verlegung nach Neuseeland ist eine planerische und fliegerische Herausforderung für die Besatzungen und stellt an sich schon eine Besonderheit dar, meint Oberst Markus Knoll, Kommodore des LTG 62, vor Abflug gegenüber der Presse.
Die Routenführung der Verlegung von Wunstorf nach Neuseeland. Grafik: LTG62 / Skyvector
Vor ihnen liegen gut 20.000 Kilometer bis Neuseeland. Die erste Etappe über 1.820 nautische Meilen (rund 3.370 Kilometer) führt von Wunstorf nach Lajes auf die im Atlantik gelegenen Azoren. Hier stößt ein weiterer Airbus A400M des Geschwaders hinzu. Von dort führt der Flugweg planmäßig mit drei Transportmaschinen weiter über den Atlantik in Richtung USA. Nach weiteren Zwischenstopps in Charleston (South Carolina) und Oakland (Kalifornien) wird am vierten Flugtag Honolulu auf Hawaii erreicht, wo nach 16.000 Kilometern durch elf Zeitzonen eine längere Ruhezeit ansteht. Die letzten beiden Etappen über den Südpazifik führen dann über die Fidschi-Inseln nach Neuseeland zum Stützpunkt Ohakea im Süden der Nordinsel. Anschließend geht es weiter zum Übungsort Blenheim auf der Südinsel Neuseelands.
Umfangreiches Übungsprogramm
Die RNZAF-Basis Woodbourne ist Operationsbasis und Ausgangspunkt zahlreicher Trainingsmissionen der Übung „Tūhono Rangi ’25“. Dazu wird die Royal New Zealand Air Force eine Flugbetriebsstaffel auf die Basis verlegen, die mit ihren Fähigkeiten den Flugbetrieb sicherstellen und die anstehenden Operationen unterstützen soll. Die jeweiligen Übungsmissionen werden in enger Zusammenarbeit mit den neuseeländischen Transportfliegern der No. 40 Squadron aus Auckland durchgeführt, die unter anderem mit fünf C-130J-30 Super Hercules ausgerüstet ist.
Die No. 40 Squadron ist mit fünf Lockheed Martin C-130J-30 Hercules ausgerüstet. Die Maschinen wurden erst im letzten Jahr an die RNZAF ausgeliefert. © NZDF
Zu den geplanten Trainingsaktivitäten gehören Formations- und taktische Tiefflüge in verschiedenen Gebieten, die Versorgung von Bodentruppen mit Ausrüstung und Vorräten aus der Luft (in Zusammenarbeit mit der neuseeländischen Armee in Waiouru) und das Absetzen von Fallschirmjägern von der RNZAF-Basis Whenuapai in Auckland. Weitläufige Ebenen und hochalpine Umgebung sind besondere Herausforderungen im taktischen Tiefflug. „Der Besuch der deutschen Luftwaffe ist eine einzigartige Trainingsmöglichkeit für alle beteiligten Kräfte, um das Zusammenwirken weiterzuentwickeln und Beziehungen zu einem bedeutenden NATO-Staat aufzubauen“, verdeutlicht Air Commodore Andy Scott, Air Component Commander der RNZAF in einer Presseerklärung.
Die Wappentiere des LTG 62 und Neuseelands vereint. Grafik: LTG 62
Für das LTG 62 ist die Übung am anderen Ende der Welt ein weiterer Meilenstein und Beweis für die Leistungsfähigkeit. „Wenn wir es schaffen, unsere taktischen Fähigkeiten in Neuseeland zu projezieren, dann schaffen wir es überall auf der Welt. Wer das in Neuseeland kann, der kann das auch an der NATO-Ostflanke oder wo auch immer wir gebraucht werden“, meint Oberst Knoll.
Abschluss mit Weltumrundung
Nach der Übung geht es westwärts über Australien und den Indischen Ozean zurück Richtung Heimat. Läuft alles nach Plan, werden die Besatzungen mit ihren A400M nach insgesamt 15 Flugetappen und einer weiteren Weltumrundung am 1. Dezember wieder in Wunstorf landen.
Carsten Vennemann
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