Obwohl das Dornier Museum in Friedrichshafen als neu erbauter Komplex schon im Juli 2009 eröffnet wurde, ist es auch heute noch ein sehr modernes Museum. Die Ausstellungsräume sind groß, mit großen Fensterflächen versehen, die viel natürliches Licht auf die Exponate fallen lassen und noch Platz bieten für weitere Ausstellungsstücke. Dabei sind die bereits schon im Museum und im Außenbereich direkt am Vorfeld des Flughafen Friedrichshafen ausgestellten Exponate so attraktiv, dass vor der Coronakrise bis zu 150.000 Besucher ihren Weg in das Museum fanden. Das Dornier Museum ist ein touristischer Höhepunkt in der an Attraktionen nicht armen Bodensee-Region.
Dornier Museum Friedrichshafen
Eine der berühmtesten Konstruktionen Dorniers war die Do X, von der im Museum ein Modell zu sehen ist. © V. K. Thomalla
Wie der Name es schon andeutet, bildet das Lebenswerk des deutsch-französischen Flugzeugkonstrukteurs Claude Dornier und der von ihm gegründeten Dornier-Werke den Fokus des Museums. Neben Fotos und Dokumenten aus verschiedenen Epochen des Schaffens von Claude Dornier sind auch besondere Artefakte ausgestellt, wie beispielsweise ein Original-Propeller des Dornier-Wal-Flugbootes, mit dem der Polarforscher Roald Amundsen 1925 von Spitzbergen aus den Nordpol überfliegen wollte. Amundsen war mit zwei Dornier Wal gestartet, von denen einer wegen eines Motorschadens aber auf dem Eis notlanden musste. Der andere Wal landete neben dem havarierten Flugzeug. Es gelang den Besatzungen, in drei Wochen Arbeit eine Startbahn zu präparieren, so dass alle sechs Expeditionsteilnehmer mit dem unbeschädigten Wal zurück nach Spitzbergen fliegen konnten.
Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende: Dieser Dornier Wal kam zurück zu Dornier und wurde im Werk überholt. Danach nutzte ihn der Luftfahrtpionier Wolfgang von Gronau, um mit ihm 1930 über den Atlantik nach New York zu fliegen. Der Wal wurde danach im Deutschen Museum in München ausgestellt und bei einem Bombenangriff auf München zerstört. Nur der Propeller blieb von dem Flugzeug übrig.
Claude Dornier hielt über 100 Patente
Die Besucher erfahren viel von Claude Dornier, der seine Konstrukteurskarriere bei Zeppelin begann und dort beispielsweise den Drehhangar entwarf, damit die großen Luftschiffe unabhängig vom Wind in den Hangar gefahren werden konnten. Claude Dornier war ein Mann vieler Ideen, was sich nicht zuletzt in seinen über 100 Patenten niedergeschlagen hat. Er war ein genialer Konstrukteur, flog aber seine Konstruktionen nie selbst. Er hatte zeitlebens keinen Pilotenschein gemacht.
Die Darstellung der geschichtlichen Ereignisse und die Präsentation der Exponate ist im Dornier Museum sehr gelungen. Unterschiedliche Präsentationsformen laden ein, sich mit den Objekten zu beschäftigen und lassen nie Langeweile aufkommen. In viele Cockpits kann man hineinschauen und einen Eindruck davon bekommen, welche unergonomischen Arbeitsplätze die früheren Piloten hatten. Man merkt, dass Museumspädagogen bei der Konzeptionierung des Museums eingebunden waren. Besonders gelungen ist die Galerie im Hangar, von der man die ausgestellten Fluggeräte auch aus einer ungewohnten Perspektive, nämlich von oben, betrachten kann. Wechselnde Gastflugzeuge, wie derzeit eine Messerschmitt Bf 109, ergänzen die Dauerexponate
Original-Fluggeräte und 1:1-Repliken
Highlights der Ausstellung sind für Enthusiasten natürlich die Fluggeräte. Neben einigen Nachbauten im Maßstab 1:1 (Dornier Wal und Dornier Merkur) besticht die Vielfalt an Originalfluggeräten in der Ausstellung im Hangar und im Außenbereich. Dazu gehören unter anderem eine Do 27, eine Do 28, das Experimentalflugzeug Do 29, der von Dornier in Lizenz gebaute Hubschrauber Bell UH-1D, der gemeinsam mit Dassault entwickelte und gebaute Alpha Jet – die alle im Hangar ausgestellt sind. Im Außenbereich sind unter anderem zu bewundern: Fiat G.91, Berguet BR1150 Atlantic, Dornier 128 Skyservant, Dornier 228, Dornier 328, Dornier TNT und direkt vor dem Museumseingang der Senkrechtstarter Dornier Do 31 E1.
Das Museum bietet regelmäßig Events an. Dazu gehören Fachführungen, Führungen mit Zeitzeugen, aber auch Veranstaltungen, die vordergründig keinen Bezug zur Luftfahrt haben wie beispielsweise eine Weinverköstigung oder Konzerte. Ein Besuch des Dornier Museums lohnt sich also auch für Besucher, die keine Avgeeks sind.
Volker K. Thomalla
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