Im Januar dieses Jahres stellte sich die Super Star Constellation der Lufthansa erstmals wieder der Öffentlichkeit vor, damals noch „ungeschminkt“ in grünem Schutzanstrich. Damit dies nicht so bleibt, wurde damals schon angekündigt, dass nach dem erfolgreichen Probezusammenbau in der Hamburger Lufthansawerft die „Diva“ (wie ihr zweiter Spitzname lautet) wieder in Großteile demontiert wird und zum Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) gebracht werden soll.
Die vorletzte Reise der Super Star
Start des Connie-Transports am Tor 18 des Hamburger Flughafens. © Jan Frieben
Dort befindet sich seit 2023 eine ausreichend große Lackierhalle, worüber die Lufthansa Technik in Hamburg nicht mehr verfügt. Die Firma APS – Altitude Paint Services lackiert dort Flugzeuge bis zur Größe der Boeing 737 und Airbus A321, unter anderem auch für Gesellschaften der Lufthansa Group.
Dass die Reise in ihr „Kosmetikstudio“ in Münster-Osnabrück nicht unbedingt ein Spaziergang ist, wissen die Verantwortlichen und Beobachter zur Genüge. Denn es ist nicht ihr erster Transport dieser Art. Intensive Vorbereitungen handwerklicher wie auch bürokratischer Art sind im Voraus mit einem strengen Ablaufplan zu bewältigen. Geplant wurde, den Transport der Großteile an zwei verschiedenen Daten vorzunehmen.
So starteten die beiden Tragflächen ihre Reise am 30. Juni auf zwei Tiefladern mit Überbreite, mehreren Sicherungsfahrzeugen und teilweiser Polizei-Begleitung. Es galt, auf zweispurigen Straßen den Gegenverkehr beiseite zu halten. Auf Autobahnen gab es bei der deutlichen Überbreite des Transportes kein Vorbeikommen für den nachfolgenden Verkehr. Um solche Verkehrsbehinderungen gering zu halten, finden außergewöhnliche Transporte wie diese nur nachts von 22.00 bis 6.00 Uhr morgens statt.
Die Dimensionen der Super Star Constellation sind immer wieder beeindruckend. © Burkard Jacobfeuerborn
Zwei Nächte dauerte die Reise, bis die beiden Tragflächen erfolgreich am 2. Juli um 2.00 Uhr ihr Ziel erreichten. Eine mehrstündige Zwangspause folgte, da die Sicherheitsbehörde am Flughafen trotz rechtzeitiger Voranfrage erst ab 9.00 Uhr bereit war, die Vorfeldausweise für die Transportcrew auszustellen. Es gibt noch Verbesserungspotenzial, was auch Kostenreduzierung ermöglichen würde.
Als Beispiel sei hier ausführlicher der Transport angeführt, dessen Teile die Connie als solche erkennen lassen: Ihr Rumpf und das Leitwerk sollten am 16. mit angestrebter Ankunftszeit am 18. Juli befördert werden. Auch sorgfältige Vorbereitungen sind nicht gefeit gegen unerwartete Überraschungen wie die Einrichtung von Nachtbaustellen, die den gesamten Plan gefährden beziehungsweise im Extremfall auch unmöglich machen können.
Die Koordination des Transports war eine Herausforderung
Vorstellbar ist, welchen Aufwand und Nerven es kostet, die Durchfahrt durch vier Bundesländern zu organisieren. Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Dies alles mit den jeweiligen Genehmigungen für Zeitplan und Streckenführung und zueinander passend. So sind durch unterschiedliche Vorschriften auch mal Wartezeiten an der Grenze eines Bundeslandes erforderlich, da die Einfahrtgenehmigung erst für einen späteren Zeitpunkt erteilt ist, obwohl im Start-Bundesland nur wenige Kilometer vorher der Start deutlich vorher war. Der Leser mag eine Idee bekommen, welchem Aufwand und auch Flexibilität die Unternehmer von Schwer- und Großraumtransporten unterliegen.
So geschah es auch der „Connie“. Alles war vorbereitet, tags vorher taucht die Meldung von zwei Nachtbaustellen auf der Strecke auf. Passt die Durchfahrbreite? Gibt es wegen der Überlänge von mehr als 40 Metern Probleme mit engen Kurven? Der Transportunternehmer fand mit der Straßenbaufirma schließlich eine Lösung für die Durchfahrt.
Am 16. Juli um 22.15 Uhr ging der Connie-Rumpf dann auf Reisen. Eine „Diva“ lässt es in der Öffentlichkeit nicht unbedingt an Aufmerksamkeit fehlen. Zwei Polizeiwagen, drei Sicherungsfahrzeuge und zwei weitere Autos zur Verkehrssicherung bildeten ihre „Body Guards“ beim Reisestart. Nicht zu vergessen die zahlreichen Schaulustigen bei der Ausfahrt und die Aufmerksamkeit zahlreicher Hamburger, denn Hamburgs Verkehr ist um diese Zeit noch rege. Aber die fahrende Bevölkerung zeigte sich aber geduldig, nachdem sie einmal gewahr wurde, was vor ihr transportiert wurde. Wer das Fahrtziel kennt, wird sich wundern, dass die Reise zunächst auf der A7 Richtung Flensburg erfolgte. Zu enge Baustellen und andere Restriktionen auf der kürzesten Strecke machten ein großen Umweg erforderlich. Nach 140 Kilometern auf der A7, der Bundesstraße B206, der A20 und der A1 war man schließlich auf der östlichen Seite Hamburgs und endlich in Richtung Münster-Osnabrück unterwegs.
140 Kilometer Umweg wegen Baustellen
Wie bereits erwähnt, belegte der Transport zwei Fahrspuren. Aber auch die dritte Fahrspur wurde hinter dem Autobahnkreuz Lübeck erforderlich,denn dort befindet sich die Probestrecke mit einer E-LKW-Oberleitung. Aus Sicherheitsgründen musste wegen der hohen Ladung vermieden werden, unter der Stromleitung zu fahren. Kreuzende Brücken mit einer Längsneigung führten gelegentlich auch zur Nutzungen der dritten Spur. Anfänglich kam das Team mit der Connie nur langsam voran, kam aber auf der Autobahn dann mit normalem Tempo voran.
Die Ruhezeiten der Fahrer und die Vorschrift, dass ein solcher Transport bis 6.00 Uhr einen Rastplatz aufgesucht haben muss, setzten die Limits. Gesonderte Spuren für Schwer- und Großraumtransporte sind auf den meisten Parkplätzen neuerer Art reserviert. Unschön ist, wenn normale Transporte oder PKW dennoch dort stehen und entfernt werden müssen. Verlockend ist es zwar, wenn dort frei ist, aber rücksichtsvolle Vermeidung dieser Freiflächen erleichtert den nächtlichen Schwergutfahrern ihre Arbeit.
Gegen 4.30 Uhr legte der Transport eine Zwangspause auf dem Rastplatz Bückethaler Knick ein, um die erforderliche Nacht-, beziehungswesie Tagesruhe einzuhalten. Eine weitere zu enge Nachtbaustelle auf der weiteren Strecke führte zu einem zusätzlichen Tag Wartezeit, ehe am 17. Juli abends die Reise fortgesetzt werden konnte.
Der Transporter mit dem Connie-Leitwerk kurz vor der Ankunft am Flughafen Münster-Osnabrück. © Burkard Jacobfeuerborn
Aus Sicht des Beobachters zur Ankunft am Flughafen Münster-Osnabrück sei gesagt, dass es etwas Geduld erforderte. Eigentlich lag eine überschaubare Zahl an Kilometern – zum größten Teil auf der Autobahn zu fahren – vor dem Transport. Sie ließen eine Ankunft gegen 1.30 Uhr erwarten. Unerwartet und mit entsprechendem Aufwand bei Sicherung des Transportes waren zwei Reifenplatzer, die dazu führten, dass eine engagierte Transportcrew mit der Connie ihr Ziel FMO sicher erst um 5.20 Uhr erreichte. Die obligatorische Wartezeit für die Ausstellung der Vorfeldausweise folgte, bis durch Entladung von Rumpf und Leitwerk der Transport abgeschlossen wurde.
Die Lackierung der Super Star Constellation wird im ursprünglichen Design erfolgen, wie Lufthansa mitteilte. Wann der spätere Weitertransport zum letzten Standort in Frankfurt, dem neuen Lufthansa „Visitor and Conference Center“ erfolgt, hängt gewiss auch mit dem Fortschritt des Innenausbaus des Gebäudes zusammen und ist laut Lufthansa zum Herbst 2025 zu erwarten.
Jan Frieben
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