Homepage » Berufe » Freie Bahn am Flughafen: Straßenwärter Marcel Arnhold

Freie Bahn am Flughafen: Straßenwärter Marcel Arnhold

Marcel Arnhold arbeitet als Straßenwärter am Flughafen Hannover. Weil es die Straßenwärter-Ausbildung an Flughäfen erst seit 2015 gibt, war der 32-Jährige einer der Ersten, der die dreijährige Ausbildung absolvierte. In seinem neuen Beruf hat der ehemalige LKW-Fahrer die Möglichkeit, weiterhin „großes Gerät“ zu fahren und trotzdem nach Feierabend zu Hause in Langenhagen zu sein. Im Interview mit Aerobuzz.de er Einblicke in seinen Beruf und Joballtag. Das Interview führte Heiko Link.

25.02.2023

Damit die Abläufe des Winterdienstes bei Bedarf auch reibungslos laufen, werden sie im Sommer und Herbst trainiert. © Hannover Airport

Aerobuzz: Was sind die drei wichtigsten Tätigkeiten eines Straßenwärters am Flughafen?

Marcel Arnhold: Der Winterdienst, die Grünflächenpflege und die Straßenunterhaltung.

Beim Winterdienst arbeiten wir mit einem großen Fuhrpark und vielen Geräten. Am Flughafen Hannover haben wir beispielsweise 13 Schnee-Kehrblasgeräte, um die Start- und Landebahn sowie das Vorfeld zu räumen. Das sind LKWs mit einer Länge von 23 Metern und einer Arbeitsbreite von 5,50 Metern. Vorne hängt ein Schneepflug dran, der Schnee und Eis auflockert. Die Blasdüse hinten, bläst den Schnee dann mit 170 km/h ins Gelände. Oder vor das nächste Fahrzeug, wenn die Fläche breiter als 5,50 Meter ist. Das fährt dann ein Kollege von mir. Außerdem arbeiten wir mit Sprühfahrzeugen für Flüssig-Enteisungsmittel, mit Streufahrzeugen, Schneeschleudern, Radladern, Treckern und auch Kommunal-LKWs. Zum Streuen von Gehwegen, haben wir drei kleinere Geräte. Und manchmal, da streuen wir ganz klassisch wie zu Hause auch per Hand.

Straßenwärter am Flughafen Hannover

Bei der Grünflächenpflege ist es im Prinzip das Gleiche, wie beim Winterdienst: Auch da reicht das Spektrum von der kleinen Astschere für die Baumpflege, bis hin zum großen Trecker, an dem ein sechs Meter Mähwerk hängt. Damit pflegen wir die Begrünung an den Flugbetriebsflächen. Wobei es die Astschere auch in groß gibt. Einige Kollegen von mir arbeiten mit welchen, die am Trecker befestigt sind und die aus dessen Kabine bedient werden. Nicht jeder macht bei uns alles, grundsätzlich kann ich aber sagen, dass unser Chef bemüht ist, dass Straßenwärter vieles können und auch vieles machen.

Bei der Straßenwartung kümmern wir Straßenwärter uns unter anderem um die Verkehrszeichen im öffentlichen Bereich, also zum Beispiel auf den Parkplätzen und in den Parkhäusern. Wir prüfen die Schilder auf Sichtbarkeit und sorgen dafür, dass sie intakt sind. Auch beim Straßenkörper sorgen wir dafür, dass er intakt ist und flicken Schlaglöcher. Wir pflastern auch mal was und sperren Bereiche ab, wenn zum Beispiel wir selbst oder auch Fremdfirmen Arbeiten ausführen oder Parkflächen für Veranstaltungen genutzt werden.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Straßenwärter am Flughafen zu werden?

Arnhold: Das ist bei mir tatsächlich eine kuriose Geschichte. Ich war LKW-Fahrer, hatte den Führerschein und wollte mich beruflich verändern. Ein Tochterunternehmen des Flughafens suchte damals Personal für die Flugzeugabfertigung. Da habe ich mich beworben. Im Zuge einer Arbeitnehmerüberlassung kam ich im Winter zur Flughafenmeisterei. Auch wenn es die Straßenwärter damals noch nicht gab, war das der erste Berührungspunkt.

Wie sicher waren Sie sich, dass der Beruf des Straßenwärters eine gute Idee ist?

Arnhold: Das mit dem Straßenwärter ergab sich ja erst später. Mit der Idee, zum Flughafen Hannover zu gehen, fühlte ich mich aber ganz wohl. Das lag daran, dass mein Vater zum Zeitpunkt meiner Bewerbung da schon viele Jahre gearbeitet hat. Dadurch hatte ich das Gefühl, zu einem guten und sicheren Arbeitgeber zu kommen.

Wie sind Sie an Ihren jetzigen Job gekommen?

Arnhold: Als ich durch die Arbeitnehmerüberlassung an die Flughafenmeisterei ausgeliehen war, rieten mir die Kollegen dort, mich auf die damals noch recht junge Ausbildung intern zu bewerben. Das habe ich gemacht und war dann 2016 in der zweiten Rutsche der dreijährigen Straßenwärter-Ausbildung dabei.

Was gefällt Ihnen am besten am Job?

Arnhold: Das fängt bei meinen Kollegen an und ist für einen Außenstehenden glaube ich schwierig zu beschreiben. Ich nenne es mal „meine Kollegen sind besonders“. Wir haben jeden Tag was zu lachen und es ist wie eine zweite Familie. Gerade bei 12-Stunden-Diensten im Winter ist mir das wichtig.

Gut finde ich aber auch die Arbeit. Es gibt keine zwei aufeinanderfolgende Tage, an denen man das Gleiche macht. Es gibt immer wieder neue Aufgaben und das macht das Ganze interessant, weil keine Eintönigkeit aufkommt.

Was ist nicht so toll am Job?

Arnhold:  Das ist schwierig zu beantworten. Ich könnte jetzt die Standard-Antwort geben: Das frühe Aufstehen, um 20 vor 5.00. Ich würde sagen, man gewöhnt sich daran. Wobei das Bangen aufs Wochenende immer bleibt. Da werde ich auch immer schon um 07.00 Uhr wach und fühle mich, obwohl ich ja später aufstehe, trotzdem noch nicht ausgeschlafen.

Welche Veränderungen wird es in dem Beruf in den nächsten fünf Jahren geben?

In unserer Abteilung beginnt jetzt langsam die Zeit, wo es mit den geburtenschwachen Jahrgängen los geht. Viele Kollegen werden in den kommenden Jahren in Rente gehen und uns fehlen. Auch die Erfahrung dieser Leute wird uns fehlen. Deswegen wollen wir von den älteren Kollegen jetzt noch möglichst viel Erfahrung und Know-how mitnehmen und auch an die jüngeren von uns weitergeben, um den Wissenstand nicht abreißen zu lassen.

Welche Fähigkeiten müssen Straßenwärter mitbringen, um mit diesen Veränderungen gut klar zu kommen?

Teamfähigkeit, Flexibilität und technisches Verständnis sind die wichtigsten Fähigkeiten. Wenn viele Kollegen in Rente gehen, wird das noch wichtiger, weil viele Aufgaben dadurch an uns Jüngere fallen. Gerade auf Flexibilität kommt es da ganz besonders an.

Dürfen Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren Kontakt zu Ihnen aufnehmen?

Die Kontaktaufnahme läuft bei uns über den Flughafen. Mitarbeiter haben auch keine eigenen Social-Media-Kanäle, über die direkt Kontakt aufgenommen werden könnte, weil es auch dafür am Flughafen ein eigenes Team gibt. Diesem Team stelle ich schon mal Fotos zur Verfügung. Privat habe habe ich ehrlich gesagt nach Feierabend keine Lust, mich noch in sozialen Netzwerken rumzutreiben. Aber wer mal reinschnuppern möchte, der kann sich ruhig an die Personalabteilung wenden. Die Chancen, mal ein Praktikum am Flughafen Hannover zu machen, stehen bestimmt gut.

Heiko Link

 

Folgen Sie uns auf Twitter
Liken Sie uns auf Facebook

 

Schon gelesen?

Missionspilot Jan Klassen: Mit Kind und Kegel in den Busch

Fokus Unternehmenskultur: Mitarbeitergewinnung bei Jetkontor

Arbeit, von der man nur schwer lassen kann: Aviation Sales Manager

Von der Schornsteinfegerin zur Fluggerätmechanikerin

 

Über Heiko Link

zum Aerobuzz.de
Heiko Link ist Journalist und Podcaster, der in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht. Seine bevorzugte Berichtsform ist die humorvolle Reportage, die er am liebsten über Flugzeug-Selbstbauer schreibt. Baugeschichten und technische Themen begeistern ihn in der Luftfahrt und auch am Boden, beim Hoch- und Tiefbau. Fliegerische Erfahrung hat der Ostwestfale als Drachen-, Gleitschirm- und UL-Pilot gesammelt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.