Am 4. Mai 1963 begann mit dem Erstflug der Mystère 20 (später Falcon 20) die höchst erfolgreiche Geschichte der Falcon-Business-Jet-Familie von Dassault Aviation, von der Dassault bislang über 2.700 Business Jets gebaut hat. Kein Geringerer als der Ozeanflieger Charles Lindbergh hatte in der Geschichte der Falcon-Familie eine wichtige Rolle gespielt, denn er war im Auftrag des damaligen Pan-Am-Chefs Juan Trippe bei verschiedenen Herstellern vorstellig geworden, um sich deren Konzepte für Geschäftsreisejets anzuschauen. Als er im Sommer 1963 die Mystère 20 in Frankreich besichtigte, schickte er seinem Auftraggeber ein Telegramm, welches die Worte „We found the bird“ (auf deutsch: Wir haben den Vogel gefunden) enthielt.
Pan Am unterschrieb daraufhin am 2. August 1963 einen Vertrag über den Kauf von 40 Mystère 20 – die später in Falcon Fan-Jet umbenannt wurden – und 120 Optionen. Damit legte Pan Am den Grundstein für den Erfolg der Business-Jet-Familie von Dassault. Der Auftrag war seinerzeit der größte bis dahin getätigte Kauf von Business Jets. Zwar beschaffte Pan Am am Ende „nur“ 54 Mystère 20, aber das Vertrauen von Juan Trippe und Charles Lindbergh in das Muster war wegweisend und überzeugte auch andere Betreiber. Zu Ehren von Lindbergh hat Dassault die Endmontagehalle für die Falcon am Flughafen Bordeaux-Mérignac auch nach ihm benannt.
Eric Trappier, der Vorsitzende und Hauptgeschäftsführer (CEO) von Dassault Aviation, sagte am 4. Mai dieses Jahres: „Die Formel hat sich nicht geändert. Jedes Dassault-Flugzeug muss über ein herausragendes Handling, eine ästhetische Linineführung und eine robuste Konstruktion verfügen. Es muss aber auch einen hochmodernen Komfort bieten.“
Die globale Dassaul-Falcon-Familie hat bislang über 20 Millionen Flugstunden produziert. Von den insgesamt über 2.700 gefertigten Exemplaren stehen immer noch 2.100 Jets im aktiven Flugbetrieb, die ältesten aktiven Flugzeuge sind über 50 Jahre alt.
2.100 Falcon fliegen noch
Auf der EBACE in Genf feiert der Hersteller nicht nur das Jubiläum der Falcon-Familie, sondern gewährt auch einen Einblick in die unmittelbare Zukunft des Unternehmens. So zeigt Dassault Aviation unter anderem den dritten Prototyp der Falcon 6X. Mit einer Kabinenlänge von 12,30 Meter, einer maximalen Kabinenbreite von 2,58 Metern sowie einer Kabinenhöhe von 1,98 Metern bietet die 6X derzeit den größten Rumpfdurchmesser aller Business Jets – wenn man die zu Business Jets modifizierten Airliner außer Acht lässt. Ihre Kabine ist für eine maximale Bestuhlung mit 19 Passagiersesseln ausgelegt. Die Spannweite der 6X beträgt 25,94 Meter, die Länge 25,68 Meter und die Höhe 7,47 Meter.
Dassault rechnet mit der Zulassung der Falcon 6X im Sommer 2023. © Dassault Aviation
Angetrieben von zwei PW812D-Turbofans von Pratt & Whitney Canada verfügt die Falcon 6X über eine Reichweite von 5.500 nautischen Meilen (10.186 Kilometer). Diese Reichweite schafft die 6X bei einer Geschwindigkeit von Mach 0.80. Bei einer Cruise Speed von Mach 0.85 überbrückt das neue Muster immerhin noch 5.100 nautische Meilen (9.445 Kilometer) nonstop. Bislang haben die drei 6X-Prototypen 1.480 Stunden in der Luft verbracht und fast 600 Flüge absolviert. Das Unternehmen rechnet mit der Zulassung des Musters in den nächsten Wochen.
Neue Mock-up der Falcon 10X
Ebenfalls auf der EBACE zu sehen ist ein Mock-up der Kabine und des Cockpits des künftigen Dassault-Aviation-Flaggschiffs Falcon 10X. Als Antrieb für das neue Muster hat Dassault Aviation das Pearl 10X von Rolls-Royce ausgewählt. Mit einer Reichweite von 7.500 nautischen Meilen (13.890 Kilometern) wird die 10X die größte Reichweite aller Flugzeuge des Herstellers aufweisen. Die ersten Teile für die erste Falcon 10X sind bereits produziert und werden montiert. Der aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen gefertigte Flügel der 10X durchläuft gerade die statischen und die dynamischen Tests. Außerdem werden die ersten Systeme auf den Prüfständen bei den Zulieferern weltweit und bei Dassault AViation in Saint-Cloud auf Herz und Nieren geprüft. Dassault strebt die Zulassung der Falcon 10X für das Jahr 2025 an.
Volker K. Thomalla
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