Mitte Juli schien bei Icon Aircraft, dem Hersteller des einmotorigen Amphibienflugzeugs ICON A5, die Welt noch in Ordnung. Pünktlich vor Beginn des EAA AirVenture in Oshkosh stellten die Mitarbeiter das 100. Exemplar des LSA-Flugzeugs her und lieferten dem Hersteller damit eine Schlagzeile für das größte Fly-in der Welt. Den Meilenstein des 100. ausgelieferten Flugzeugs erreichte das Unternehmen zwölf Jahre nach Beginn der Entwicklung des Light Sport Aircraft und knapp sechs Jahre nach Beginn der Serienproduktion.
Doch zum Feiern ist dem Hersteller derzeit nicht mehr zumute. Anfang August musste das in Vacaville in Kalifornien beheimatete Unternehmen bekanntgeben, dass es seinen Geschäftsplan geändert habe. Thomas Wieners, der Präsident und Chief Operating Officer (COO) von ICON Aircraft, sagte: „Um den langfristigen Erfolg zu sichern, müssen wir harte Entscheidungen treffen. ICON ist derzeit für ein größeres Produktionsvolumen aufgestellt, aber nachdem wir die ersten 100 Exemplare gefertigt haben, kennen wir die Kosten sehr genau. Die ICON A5 ist ein wirklich außergewöhnliches Flugzeug, aber der notwendige höhere Preis senkt die Nachfrage erheblich und erfordert deshalb eine Anpassung der Organisationsgröße.“
40 Prozent der Mitarbeiter müssen gehen
Aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China hatten chinesische Investoren erwartete Investments in die Firma nicht getätigt. Eine Investmentrunde im März war gescheitert, und die für September angestrebte Finanzierungsrunde wird nach Ansicht von Wieners ebenfalls nicht kommen.
ICON Aircraft wird erhebliche Einschnitte in den Personalbestand machen. Die Mitarbeiterzahl soll von heute fast 650 Menschen um 40 Prozent auf 400 sinken. Der Hersteller wird seine Produktion reduzieren und der Nachfrage anpassen. Derzeit hat ICON Aircraft eine Produktionskapazität von 20 Flugzeugen pro Monat. Diese Kapazität wird er auf fünf pro Monat zurückfahren.
ICON Aircraft wird die Produktionskapazität für die ICON A5 von derzeit 20 Flugzeugen pro Monat auf fünf pro Monat zurückfahren. © ICON Aircraft
Aber er ist sicher, dass er die notwendigen Strukturen geschaffen hat, um auch eine steigende Nachfrage wieder bedienen zu können. „Es ist eine Herausforderung, eine neue Flugzeugkategorie zu erschaffen, aber es ist nun notwendig Schritte zu unternehmen, um die Firma anzupassen, damit wir die Nachfrage wieder erhöhen und mehr Menschen von diesem unglaublichen Flugzeug überzeugen können“, sagte Wieners.
ICON Aircraft hatte nach den ersten Präsentationen des ersten fliegenden Flugzeugs im Jahr 2014 nach eigenen Angaben rund 1.800 Kaufabsichtserklärungen eingesammelt. Von diesen wurde aber offensichtlich nur ein Bruchteil in Festbestellungen für das 389.000 US-Dollar teure Flugzeug umgewandelt.
Volker K. Thomalla
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