Lilium hat am Vorabend der Geschäftsluftfahrtmesse EBACE in Genf (28. – 30. Mai 2024) ein seriennahes Mock-up seines Lilium Jets vorgestellt. Sebastien Borel, der Chief Commercial Officer (CCO) von Lilium sagte, man nutze die EBACE als Messe für die Premiere des Mock-ups, da man Individual- und Business-Aviation-Kunden treffen wolle.
Lilium Jet auf der EBACE 2024
Der Lilium Jet von hinten betrachtet. Die Motoren sind für den Start und die Landung nach unten gerichtet, die Winglets reduzieren den Widerstand im Vorwärtsflug. © V. K. Thomalla
Der Lilium Jet ist – und das wird beim Betrachten des 1:1-Mock-up deutlich – kein kleines Fluggerät. Er verfügt über eine Spannweite von 13,70 Meter, ist 8,35 Meter lang und 2,50 Meter hoch. Damit ist das Fluggerät aber noch kompakt genug, um alle bestehenden Helipads nutzen zu können.
Im Vergleich zu den fliegenden Prototypen werden die Serienexemplare des Lilium Jets mit 30 statt mit 36 Elektromotoren in Einzelgondeln ausgerüstet werden. Große Wingtip Fences an den Enden der Tragflächen sorgen durch die Reduzierung des induzierten Widerstands für eine höhere aerodynamische Effizienz.
Das MTOW liegt bei 3.175 Kilogramm
Die maximale Abflugmasse liegt nach aktuellem Stand bei 3.175 Kilogramm. Angesichts diese Masse wirken die Räder des Fahrwerks sehr klein dimensioniert. Die Kabine bietet bei einer engen Bestuhlung Platz für bis zu acht Fluggäste. Lilium hat das Kabineninterieur noch einmal überarbeitet. Im Vergleich zum Kabinen-Mock-up der Pioneer Edition, das im vergangenen Jahr auf der EBACE in Genf ausgestellt war, hat man durch eine Optimierung des Interieurs noch ein wenig mehr Kabinenvolumen „herausgekitzelt“, ohne dass die äußeren Abmessungen der Lilium Jets vergrößert worden wären. Das in Genf ausgestellte Mock-up ist mit vier Plätzen für Passagiere großzügig bestuhlt.
Die aktuellen technischen Daten des Lilium Jets zeigen eine maximale Reisegeschwindigkeit von 134 Knoten, eine Reichweite von 95 nautischen Meilen (175 Kilometer) sowie eine maximale Flughöhe von 10.000 Fuß. Die maximale Geräuschemission (external peak noise) liegt bei 68 dB (A). Lilium limitiert die Flugzeit über Wasser zu Beginn des Flugbetriebs auf 20 Minuten.
Sebastien Borel sagte in Genf, dass das Honeywell-Avionikpaket (mit Touchscreen-Displays) des Lilium Jets bereits IFR-tauglich sei. Auf die Frage von Aerobuzz bestätigte er, dass man den Lilium Jet auch für Flüge unter Instrumentenflugregeln (IFR) zulassen werde. Man werde diese ergänzende Zertifizierung aber nach und nach anstreben. Lilium strebt die Indienststellung des neuen Fluggeräts für 2026 an, mit der IFR-Zulassung rechnet Borel ein Jahr später.
Derzeit fertigt Lilium die ersten beiden serienkonformen Exemplare des Lilium Jets. Während das Exemplar mit der Seriennummer MSN001 nicht für Flugtests vorgesehen ist – es wird als statisches Testexemplar für die Nachweise für die Zulassung malträtiert –, soll MSN002 gegen Ende dieses Jahres mit einem Piloten an Bord zum Erstflug abheben.
Dann haben die derzeit in Spanien fliegenden Prototypen auch ihre Schuldigkeit getan, da die Nachweisflüge für die Zulassung von den serienkonformen Lilium Jets übernommen werden. Sie entsprechen 70 Prozent der Größe der Serienflugzeuge und haben im Rahmen der Flugerprobung wichtige Erkenntnisse geliefert. So wurde unter anderem mit ihnen die Fly-by-Wire-Flugsteuerung optimiert und Notsituationen wie beispielsweise der Ausfall von einzelnen Motoren simuliert.
Auf der EBACE zeigt Lilium auch einen Virtual-Reality-Flugsimulator für den Lilium Jet, bei dem der Pilot eine VR-Brille trägt, die ihn in das Cockpit eines Lilium Jets versetzt.
Volker K. Thomalla
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