Die italienische GE Aviation-Tochter Avio Aero hatte im Dezember des vergangenen Jahres die Einweihung eines neuen Werkes im süditalienischen Brindisi gefeiert. Ende Juli hat das Werk nun offiziell auch die ersten Teile für das neue Turboprop-Triebwerk Catalyst im 3D-Druck gefertigt. Brindisi ist bereits das zweite Werk von Avio Aero, das sich auf den 3D-Druck spezialisiert hat.
Bei diesem Herstellungsverfahren ist es möglich, komplexe Teile in einem Arbeitsgang zu produzieren und so die Zahl der benötigten Einzelteile deutlich zu reduzieren. Rund 35 Prozent der Teile des Catalyst-Triebwerks fertigt GE Aviation mit dieser, auch Additive Manufacturing, genannten Methode. Das ist der höchste Anteil an 3D-Druck-Komponenten, den je ein Triebwerk hatte.
Laserstrahl schmilzt Metallpulver
In Brindisi schmilzt ein Laserstrahl Metallpulver und fertigt so das gewünschte Teil. Derzeit sind drei Maschinen in Brindisi installiert, die die Teile mit der so genannten Direct Metal Laser Melting-Methode (DMLM) herstellen. Zwei weitere Maschinen in Brindisi reinigen die neuen Teile und befreien sie von Pulverresten. Das Metallpulver wird wieder dem Produktionsprozess zugeführt. Bis Ende dieses Jahres sollen drei weitere DMLM-Maschinen installiert werden, und bis 2023 will GE Aviation das Werk mit seiner vollen geplanten Kapaizität nutzen. Dann sollen 15 weitere 3D-Druck-Maschinen die Werkhalle füllen.
Das neue Turboprop-Triebwerk Catalyst von GE Aviation lief am 22. Dezember 2017 erstmalig auf dem Prüfstand. © GE Aviation
Avio Aero will seine Produktionskapazität aber nicht nur für die Produktion von Teilen für GE Avaition nutzen, sondern will auch Teile für andere Kunden herstellen.
Das Catalyst ist in der Leistungsklasse von 1.000 bis 1.600 Wellen-PS angesiedelt. Das erste Triebwerk, welches auf dem Prüfstand getestet wird, bringt 1.240 Wellen-PS. Das neue Turboprop-Aggregat hat ein Gesamtdruckverhältnis von 16:1 und soll damit rund 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als vergleichbare heutige Turboprops. Außerdem ist es in der Lage, rund zehn Prozent mehr Leistung im Reiseflug zu bringen. Das neue Triebwerk wurde auch in Bezug auf niedrige Wartungskosten optimiert. So beträgt die TBO (Time Between Overhaul) vom Start weg 4.000 Stunden. Das sind nach Angaben von GE Aviation 33 Prozent mehr Betriebsstunden zwischen zwei Wartungsintervallen.
Volker K. Thomalla
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