Homepage » Luftverkehr - news » Die Deutsche Post hat ihre Nachtluftpostflüge eingestellt

Die Deutsche Post hat ihre Nachtluftpostflüge eingestellt

Luftpost war eine treibende Kraft in der Frühzeit der Luftfahrt. Der Bedarf, Briefe immer schneller zu befördern, brachte neue Luftfahrttechnologien hervor und spornte die Konstrukteure zu immer neuen Höchstleistungen in Bezug auf Reichweite und Frachtkapazität. Nun hat die Deutsche Post ihr Nachtluftpostnetz in Deutschland aufgegeben und setzt stattdessen auf den Lkw-Transport.

30.03.2024

In der Nacht vom 27. auf den 28. März 2024 transportierte die Deutsche Post letztmalig Briefe auf innerdeutschen Strecken per Flugzeug. © DHL

In der Nacht vom 27. auf den 28. März haben Eurowings und die TUIfly zum letzten Mal im Auftrag der Deutschen Post Briefe an Bord von Flugzeugen innerdeutsch transportiert. Nach 63 Jahren stellte die Deutsche Post ihr Nachtluftpostnetz in Deutschland ein. Die letzten Flüge mit Luftpostbriefen an Bord verkehrten auf den Strecken zwischen Stuttgart und Berlin, Hannover und München und Hannover und Stuttgart. „Künftig werden Briefe auf diesen Routen aus Gründen der Nachhaltigkeit ausschließlich auf der Straße transportiert. Dadurch spart die Deutsche Post auf diesen Verbindungen mehr als 80 Prozent der beim Transport entstandenen CO2-Menge ein“, teilte das Unternehmen nun mit.

Marc Hitschfeld, der Betriebschef (Chief Operations Officer) der Brief- und Paketsparte der DHL Group, sagte: „Wir beenden die Ära der Brief-Nachtflüge mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf der einen Seite ist der Brieftransport per Flugzeug innerhalb Deutschlands in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen, auch weil es bei Briefen nicht mehr diese Eilbedürftigkeit wie noch vor Jahrzehnten gibt. Insofern ist das Ende der deutschen Luftpost eine gute Nachricht für die Umwelt. Auf der anderen Seite geht mit dem Nachtluftpostnetz auch ein Stück Postgeschichte zu Ende, mit dem sich im Laufe der Jahrzehnte viele Post-Beschäftigte identifiziert haben.“ 

Lufthansa war erster Partner der Post bei der Luftpostbeförderung

Seit dem 1. September 1961 existierte das Nachtluftpostnetz in Deutschland, nachdem nur wenige Tage zuvor das Bundespostministerium und die Deutsche Lufthansa AG einen Vertrag über die Luftbeförderung von Briefen und Postkarten ohne Luftpostzuschlag innerhalb der Bundesrepublik Deutschland geschlossen hatten. Erster Flugpartner im Nachtluftpostnetz war die Lufthansa, die damals alle Strecken bediente – mit Ausnahme der den Alliierten vorbehaltenen Strecken von Deutschland (West) nach Berlin, den die amerikanische Fluggesellschaft PanAm bis 1990 flog. Im Laufe der Jahre kamen nach Angaben der Post weitere Airlines als Carrier hinzu. 2008 stieg die Lufthansa aus dem Nachtluftpostnetz aus. Zentraler Knotenpunkt war über Jahrzehnte der Flughafen in Frankfurt, vom dem aus sternförmig die verschiedenen Destinationen angeflogen wurden. 2005 verlor Frankfurt wegen des Nachtflugverbots seine Rolle als „Nachtluftpoststern“.

Beförderte die Deutsche Post nach eigenen Angaben 1996 noch rund 430 Tonnen Briefe mit 26 Flugzeugen ihrer Partner-Airlines auf 45 Destinationen pro Nacht, so waren es zuletzt nur noch 53 Tonnen Post mit sechs Flugzeugen auf den Strecken Stuttgart-Berlin-Stuttgart, Hannover-München-Hannover und Hannover-Stuttgart-Hannover. Das entspricht rund 1,5 Millionen Briefen, die pro Nacht geflogen wurden.

Die Deutsche Post behauptet, es bestehe in Politik und Gesellschaft weitgehend Konsens darüber, dass die schnelle Zustellung des Großteils der Briefe bereits am nächsten Werktag nicht mehr zu den Kernelementen einer postalischen Grundversorgung gehöre und versucht derzeit aktiv, die Politik zu beeinflussen, sich ihrer Meinung anzuschließen und das „Postrechtsmodernisierungsgesetz“  zu verabschieden, das ihr erlauben soll, ihren Service und ihre Zuverlässigkeit weiter zu verschlechtern. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die dies komplett anders sehen. Wie dem auch sei, die Kommunikationswege und -möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren dramatisch geändert. Die Luftpost ist dieser Entwicklung zum Opfer gefallen und ist jetzt nur noch eine historische Größe innerhalb Deutschlands.

 

Folgen Sie uns auf X
Liken Sie uns auf Facebook

 

Das könnte Sie auch interessieren:

UPS fliegt den Köln Bonn Airport nicht mehr mit der MD-11 an

US Postal Service ehrt Luftpost-Pioniere mit Sondermarke

Modifiziert in Dresden: Erste A330-200P2F für die Australia Post

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.