Homepage » Militär » 10 Jahre Airbus A400M in der Luftwaffe

Das Lufttransportgeschwader (LTG) 62 in Wunstorf feiert Jubiläum: 10 Jahre Flugbetrieb mit dem Airbus A400M Atlas. Eine Erfolgsgeschichte, die mit ersten vorsichtigen Schritten im logistischen Lufttransport begann und mittlerweile volle Einsatzbereitschaft und weltweite Einsätze im nahezu gesamten Aufgabenspektrum vorweisen kann. Aus diesem Anlass präsentiert sich nun auch der erste für die Luftwaffe bestimmte A400M mit einer Sonderfolierung.

19.12.2024

Der erste an die Luftwaffe ausgelieferte Airbus A400M mit der Registrierung 54+01 wurde anlässlich des Jubiläums 10 Jahre Flugbetrieb A400M mit einer Sonderfolierung versehen. © Carsten Vennemann

Auf den Tag genau vor zehn Jahren, am 19. Dezember 2014, landete auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover mit der 54+01 der erste Airbus A400M der Luftwaffe. Der Airbus A400M-180 Atlas, so seine offizielle Bezeichnung, löste die bewährte und als „Engel der Lüfte“ bezeichnete legendäre C-160 Transall als Transportflugzeug der Bundeswehr ab. Nach Frankreich (ab August 2013), der Türkei (ab April 2014) und Großbritannien (ab November 2014) konnte nun auch Deutschland als vierte und mit insgesamt 53 A400M auch größte Nutzernation das neue Transportflugzeug einführen und den Flugbetrieb aufnehmen. Mit Ankunft der 54+01 in Wunstorf begann im Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) neben dem Wechsel auf ein neues Flugzeugmuster auch der Aufbruch in eine neue Zukunft. „Der erste deutsche Airbus A400M läutete den Beginn einer neuen Ära für die Luftwaffe und natürlich auch für das LTG 62 ein“, betont Oberst Markus Knoll, Kommodore des LTG 62. Als sogenannter Unikat-Verband ist das LTG 62 heute das einzige Lufttransportgeschwader der Luftwaffe, das mit der A400M vollumfänglich Aufträge im gesamten Aufgabenspektrum für die Bundeswehr und auch verbündete Streitkräfte zuverlässig durchführt – und das weltweit!

Airbus A400M bei der Luftwaffe

Mehrjährige Lieferverzögerungen, Kostenexplosion, minimales Fähigkeitsprofil und technische Probleme – keine guten Begleitumstände bei Einführung des neuen Transportflugzeuges im Dezember 2014. Die ersten Serienflugzeuge wurden zunächst noch in einer Initial-Operating-Capability-Version (IOC) geliefert, eine militärische Qualifizierung, die zunächst den strategischen Lufttransport von Personal und Material ermöglichte und nicht wie ursprünglich vorgesehen im Fähigkeitsstandard SOC 1 (Standard Operating Clearance 1), der darüber hinaus gehend auch das Absetzen aus der Luft und eingeschränkten Selbstschutz ermöglichen sollte. Beginnend ab Januar 2015 wurde umgehend der Anfangsflugbetrieb mit der ersten Maschine aufgenommen und die ersten Transportflüge im Rahmen einer mehrmonatigen Einsatzprüfung durchgeführt.

Einsatzerprobung auf anderen Kontinenten

Die Flugziele der teilweise mehrere Tage dauernden Flüge lagen dabei sowohl jenseits des Atlantiks als auch auf dem afrikanischen Kontinent in unterschiedlichen Klimazonen. So wurden Anfang April 2015 beim ersten Auslandsflug im Rahmen der Einsatzprüfung unter Ausnutzung des maximalen Startgewichts von 141 Tonnen Wasseraufbereitungsanlagen im Direktflug von Wunstorf ins 4.800 Kilometer (2.591 nautische Meilen) entfernte Dakar im Senegal geliefert. Sechs weitere A400M kann das LTG 62 bis Ende 2016 in seinen Bestand aufnehmen, darunter mit der 54+07 (MSN 043) auch die erste A400M in der Version taktischer Lufttransport. „Die ersten Jahre waren echte Lehrjahre. Die ersten logistischen Flugstunden mussten mühevoll erarbeitet werden. Entsprechend groß war der Frust, wenn technische Störungen den Flieger am Boden hielten und entsprechende mediale Berichterstattungen zum Pannenflieger folgten. Zurückblickend halte ich trotz der für neue Waffensysteme üblichen anfänglichen Schwierigkeiten fest: Die A400M stellte für die Luftwaffe einen Quantensprung sowohl in der logistischen Leistungsfähigkeit als auch in den taktischen Fähigkeiten des militärischen Lufttransportes dar. Innerhalb weniger Monate revolutionierten wir aufgrund der Reichweite und der Leistungsfähigkeit den logistischen Lufttransport“, stellt Markus Knoll rückblickend fest.

Die Flotte der deutsche A400M ist rund um die Uhr einsatzbereit. © Carsten Vennemann

Im Laufe der folgenden Jahre änderte sich das Bild jedoch drastisch. Nicht nur der Flottenumfang nahm stetig zu. 48 A400M Atlas wurden bis zum heutigen Tag an Deutschland ausgeliefert. Auch der Fähigkeitsstandard konnte mehr und mehr angehoben werden. Die A400M bringt Truppen und Material in die Einsatzgebiete der Bundeswehr, dient als fliegende Tankstelle, steht für MedEvac-Einsätze bereit, führt humanitäre Hilfseinsätze durch und kommt bei Evakuierungsoperationen zum Einsatz. Mit dem Airbus A400M lassen sich Fallschirmjäger und Lasten aus der Luft absetzen und auch Spezialkräfte taktisch verbringen und unterstützen. „Innerhalb von fünf Jahren erfolgte der erste Einsatz in der Rolle Luftbetankung für Kampfflugzeuge. Nach sieben Jahren überzeugte die A400M bei der Evakuierungsoperation in Kabul und veränderte spätestens nach diesem Einsatz das Bild und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Und heute, im Jahr 2024, blicken wir mit Stolz auf einen erfolgreichen Einsatz zur Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zurück, blicken wir zusammen mit unseren multinationalen Partnern und dem ganzen Team Luftwaffe auf die erfolgreiche Übungsserie Pacific Skies zurück, bei der wir mit über 1.420 Flugstunden sowohl logistisches Rückgrat als auch aktiver Übungsteilnehmer im taktischen Szenario waren, leisten wir weiterhin unseren Beitrag als fliegende Tankstelle und stellen rund um die Uhr unsere Dauereinsatzaufgaben in den Bereichen MedEvac und Nationale Krisen- und Risikovorsorge sicher“, so der Kommodore des LTG 62. In den vergangenen zehn Jahren wurden mit dem neuen Transportflugzeug in mehr als 50.000 Flugstunden über 19.000 Tonnen Fracht transportiert und mehr als 5.700 Luftbetankungsvorgänge durchgeführt. Der Airbus A400M hat seinen Platz in der Luftwaffe und in der multinationalen Gemeinschaft gefunden!

Das Ende des Weges ist noch nicht erreicht

Trotz der mittlerweile guten Einsatzbilanz gibt es für Oberst Knoll keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Laut seinen Worten hat die Erfolgsgeschichte A400M erst angefangen. Neben einer Erweiterung des Fähigkeitsprofils (Luftbetankung von Hubschraubern, Erweiterung des Selbstschutzes mit DIRCM-Systemen) stehen für ihn für die Zukunft die materielle Einsatzbereitschaft und die Qualifikation der Besatzungen besonders im Mittelpunkt. „Wir müssen Hand in Hand mit der Industrie an die erzielten Erfolge der letzten Jahre anknüpfen und die materielle Einsatzbereitschaft der A400M weiter erhöhen. Wir werden die Qualifikation der Besatzungen im Bereich der taktischen Fähigkeiten kontinuierlich verbessern, denn der Hauptauftrag der A400M ist es nicht, Passagiere oder Fracht von A nach B zu transportieren, unser Hauptauftrag ist der Einsatz als First Responder im kompletten taktischen Spektrum, gegebenenfalls unter Bedrohung. Es gibt viel zu tun und ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam – BAAINBw, Airbus und die Luftwaffe – die Erfolgsgeschichte A400M fortsetzen werden und sich unsere Partner und die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes auch weiterhin auf das LTG 62 mit seinem Airbus A400M verlassen können!“

Carsten Vennemann

 

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