Homepage » Militär » Italien beschafft zwei EA-37B Compass Call

Die italienische Regierung unterzeichnete kürzlich einen Vertrag zur Lieferung von für den Elektronischen Kampf bestimmter Spezialflugzeuge neuester Generation des Typs EA-37B Compass Call. Die italienische Luftwaffe wird damit erster Exportkunde des derzeit nur bei der U.S. Air Force eingeführten hochmodernen Systems.

25.07.2025

Die zukünftige EA-37B Compass Call II der Aeronautica Militare Italiana. © BAE Systems

Der Vertrag sieht die Lieferung zweier zu hochmodernen EloKa-Systemen umgerüsteten Geschäftsreiseflugzeugen Gulfstream G550 im Wert von 300 Millionen US-Dollar (umgerechnet 255 Millionen Euro) vor, teilte der auf Entwicklung und Produktion von Systemen zur Elektronischen Kampfführung spezialisierte US-Rüstungskonzern L3Harris Technologies in einer Presseerklärung am 21. Juli mit. L3Harris wird dabei eng mit dem britischen Konzern BAE Systems zusammenarbeiten, der die notwendigen Änderungen an den Flugzeugen vornimmt, bevor die Einrüstung der einzelnen Komponenten des EA-37B-Missionssystems erfolgen kann. Bereits im Oktober letzten Jahres hatte das US-Außenministerium einem Foreign Military Sale (FMS) über Missionssysteme EA-37B für den Elektronischen Kampf in nicht näher bezeichneter Anzahl sowie dazugehöriger Ausrüstung und umfangreichen Unterstützungsleistungen in einem geschätzten Gesamtwert von rund 680 Millionen US-Dollar (579 Millionen Euro) an Italien zugestimmt.

Erster Nutzer außerhalb der USA

Italien wird somit die erste Nation sein, die das streng geheime Compass Call-System erwirbt, und seine Luftstreitkräfte (Aeronautica Militare Italiana) werden der erste Nutzer außerhalb der USA, die demnächst über eine kampferprobte, hochmoderne und hocheffektive elektronische Angriffsfähigkeit verfügen wird. „Wir weiten unsere Unterstützung für die italienischen Streitkräfte aus, indem wir sie mit moderner Missionstechnologie ausstatten, die bereit ist, die dynamischen Herausforderungen im weltweiten Umfeld zu bewältigen“, so Jason Lambert, President, Intelligence, Surveillance and Reconnaissance bei L3Harris. Die modifizierte G550 mit elektromagnetischen Angriffsfähigkeiten wird der italienischen Luftwaffe eine luftgestützte Störfähigkeit mit ausreichender Reichweite, Höhe und Ausdauer verleihen, um gegnerische Führungs- und Kommunikationssysteme sowie Radar- und Navigationssysteme aus größerer Entfernung zu stören und zu unterdrücken.

Drei Jahre zuvor hatte das das italienische Verteidigungsministerium in einem Dokument zur mehrjährigen Verteidigungsplanung für den Zeitraum 2022 bis 2024 (Documento Programmatico Pluriennale della Difesa) erstmals die Absicht erwähnt, sein als P-MMMS (Piattaforma Multi-Missione, Multi-Sensore/Multi-Mission, Multi-Sensor Platform) bezeichnetes Programm mit neuen Fähigkeiten zur elektronischen Kriegsführung zu ergänzen. Dabei sollte es sich um ein neues Flugzeug handeln, das für die elektronische Kriegsführung bestimmt und entsprechend ausgerüstet sei. 2023 wurde das Beschaffungsprojekt eingeleitet, das neben der Beschaffung von zwei mit dem Electronic Attack-System EA-37B ausgerüsteten Gulfstream G550 auch die Option auf eine dritte Maschine dieses Typs vorsieht.

Modernstes System für Elektronischen Angriff

Compass Call ist ein luftgestütztes taktisches elektronisches Angriffssystem, entwickelt zur Durchführung sogenannter C5ISRT-Missionen (Counter-Command, Control, Computers, Communications, Cyber, Intelligence, Surveillance, and Reconnaissance Targeting). Durch Störung und Unterdrückung gegnerischer Führungs- und Kommunikationssysteme sowie Radar- und Navigationssysteme ist es zudem in der Lage an SEAD-Missionen (Suppression of Enemy Air Defenses) teilzunehmen. Die U.S. Air Force (USAF) erhielt ab 1982 insgesamt 14 zu Electronic Warfare Plattformen umgerüstete EC-130H Compass Call, die seitdem in jedem Konflikt mit Beteiligung von US-Truppen zum Einsatz kamen. Im Laufe der Jahre erfuhr das System laufend Modifikationen. Im Februar letzten Jahres wurde die letzte EC-130H Compass Call in der sogenannten mid-Baseline 2-Version außer Dienst gestellt. Bereits 2017 nahm das Compass Call Rehost Program Fahrt auf, welches zum Ziel hat, die Sensorausstattung der EC-130H in das auf der Gulfstream G550 Conformal Airborne Early Warning Aircraft (CAEW) basierende Nachfolgesystem EA-37B zu integrieren. 

Die EA-37B vereint in der aktuellen Baseline 3-Konfiguration bereits eine deutlich höhere Überlebensfähigkeit mit gesteigerten Fähigkeiten zur Abstandsstörung (stand-off jamming) und Bekämpfung fortschrittlichster Führungs- und Radarsysteme. Die weitere Leistungssteigerung des Compass Call-Missionssystems wird die Integration der Small Adaptive Bank of Electronic Resources technology (SABER) von BAE Systems umfassen. SABER ist ein wichtiger technologischer Fortschritt, der es dem Waffensystem Compass Call ermöglichen wird, von hardware- zu softwarebasierten Electronic Warfare-Fähigkeiten überzugehen. Das SABER-System basiert auf einer Reihe von Software Defined Radios (SDRs) unter Verwendung einer offenen Systemarchitektur und bildet das Rückgrat des neuen EC-37B-Betriebssystems, das auch als Baseline 4-Konfiguration bezeichnet wird.

Die EA-37B ist bislang nur bei der U.S. Air Force im Einsatz. Insgesamt zehn Flugzeuge hat die USAF als Ersatz ihrer nunmehr außer Dienst gestellten EC-130H bestellt. Die erste EA-37B wurde am 23. August letzten Jahres in Dienst gestellt – AeroBuzz hat darüber berichtet – , die Auslieferung einer zweiten Maschine sollte bis Ende 2024 erfolgen. Die ersten fünf EA-37B der US Air Force werden in der Baseline 3-Konfiguration ausgeliefert, die neben dem Advanced Radar Countermeasure System ARCS auch andere signifikante Leistungssteigerungen enthält. Die dann folgenden fünf Maschinen werden in der zukünftigen Baseline 4-Konfiguration ausgeliefert.

Carsten Vennemann

 

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Über Carsten Vennemann

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Carsten Vennemann ist ehemaliger Berufssoldat mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr. Als freier Journalist widmet er sich nun den Themen Luftfahrt und Verteidigung und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in verschiedenen Fachmagazinen.

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