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Ein fliegendes Krankenhaus für Aviation sans Frontières (ASF)

Der drastische Rückgang der von der UNO gewährten Mittel hat die NGO „Aviation sans Frontières“ (Luftfahrt ohne Grenzen) dazu gezwungen, ihre Flugzeuge weiterzuentwickeln. Mit Médicaéro will ASF ein weltweit einzigartiges Programm für Krankenhausflugzeuge starten. Ziel ist es, Material zu transportieren, um ein Krankenhaus so nah wie möglich bei den bedürftigen Menschen einzurichten. Nun gilt es, die Akteure der Luft- und Raumfahrtbranche davon zu überzeugen, sich an daran zu beteiligen.

10.07.2025

In diesem Jahr feiert die Organisation Aviation sans Frontières (Luftfahrt ohne Grenzen) ihr 45-jähriges Bestehen. © Fabrice Morlon / AeroBuzz.fr

Die Nicht-Regierungsorganisation (NGO) Aviation sans Frontières (ASF) hat im Rahmen eines Programms mit der UNO, bei dem Kosten für die Flugstunden kompensiert wurden, bis zu drei Cessna Caravan eingesetzt. „Mit dem Ende von USAID hat die UNO die Unterstützung erheblich gekürzt, sodass wir wie alle Nicht-Regierungsorganisationen heute stark betroffen sind und uns in finanziellen Schwierigkeiten befinden, was die Flugzeugmission betrifft“, erklärt Gérard Feldzer, der Präsident von ASF in Frankreich.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen den westafrikanischen Ländern und Frankreich sind nicht besonders gut. Die humanitäre Organisation musste strategische Überlegungen anstellen, um den Flugbetrieb neu zu definieren und innovative Lösungen zu finden, um das volle Potenzial ihrer beiden Cessna Caravan zu nutzen.

„Es ist das Wesen von ASF, Hoffnung und Solidarität zu vermitteln“, betont Feldzer im Gespräch mit AeroBuzz. „ASF möchte seine Mission fortsetzen, um etwas Positives zu bewirken und gleichzeitig innovativ zu sein. Mit der Idee des Krankenhausflugzeugs möchte ASF zu einer Art ,Feuerwehr des Himmels’ werden, um Menschen in Not in ihrer Nähe zu helfen und zu unterstützen.“

„Heute konzentrieren wir all unsere Anstrengungen auf dieses neue Programm, eine weltweit einzigartige Initiative, bei der es sich um ein Krankenhausflugzeug oder, besser gesagt, um ein Flugzeug mit einer Krankenstation handelt.” An Bord werden freiwillige Pflegekräfte, Material und Medikamente in Gebiete transportiert, in denen es keine Gesundheitsstrukturen gibt. Jeder Einsatz kann bis zu 800 Untersuchungen und medizinische oder chirurgische Eingriffe umfassen und innerhalb von weniger als 24 Stunden durchgeführt werden. Das Flugzeug wird mit technologischen Innovationen in Form von speziellen, einsetzbaren LD3-Containern ausgestattet sein, die sich aufblasen oder ausklappen lassen und so zu einem Operationssaal werden. Das Flugzeug wird mit mehreren Containern beladen sein, die auf Augenheilkunde, Zahnmedizin und Gynäkologie spezialisiert sind. Ein Labor und ein Container für die allgemeine medizinische Versorgung runden das Angebot ab.

Erste Einsätze auf Madagaskar

Ziel ist es, Dörfer besser anzubinden, um den Menschen wieder eine Perspektive zu geben, damit Frauen, die ein Kind bekommen, nicht drei Tage mit dem Einbaum fahren müssen, um eine Entbindungsklinik zu erreichen, sondern auch, um die medizinische Versorgung vorausschauend zu gestalten. Das erste Krankenhausflugzeug vom Typ Cessna Caravan EX wurde auf der Paris Air Show im Juni ausgestellt und wird zunächst in Madagaskar seinen Betrieb aufnehmen. Mit dem Krankenhausflugzeug kann die Zahl der derzeit von der NGO Médicaéro durchgeführten medizinischen Einsätze von fünf auf fünfzehn pro Jahr verdreifacht werden.

Die Cessna Caravan EX kann zwölf Passagiere oder eine Tonne Nutzlast befördern. Aber für das Krankenhausflugzeug hat ASF größere Ambitionen. „Wir bräuchten ein zweimotoriges Flugzeug, das 24 Passagiere befördern kann“, erklärt Gérard Feldzer. „Ideal für diese fliegende Ambulanz wäre eine CASA 212, aber man braucht die finanziellen Mittel, um ein solches Flugzeug zu kaufen, und man muss es erst einmal finden.” Die CASA 212 wäre ideal, weil sie über eine Rampe am Heck verfügt, aber ASF prüft auch andere Muster wie beispielsweise die Cessna SkyCourier.

Bis das ideale Luftfahrzeug gefunden ist, will ASF den Betrieb des Krankenhausflugzeugs mit der zuletzt gekauften Cessna Caravan aufnehmen, die 2022 von dem französischen Astronauten und ASF-Paten Thomas Pesquet nach Afrika gebracht wurde. Anschließend soll ein weiteres Flugzeug gemietet werden, bevor der Kauf eines eigenen Flugzeugs in Betracht gezogen wird.

Ein größeres Flugzeug wäre ideal

Um die dafür notwendigen Mittel zu beschaffen, startet ASF eine Kampagne mit dem Titel „Tous derrière l’avion hôpital” (Alle hinter dem Krankenhausflugzeug). Dies ist eine große Herausforderung für die Organisation, die nicht nur Spender, sondern vor allem auch Industrieunternehmen und KMU aus der Luftfahrtbranche an Bord des Krankenhausflugzeugs mitnehmen möchte.

Um dieses weltweit einzigartige Projekt starten zu können, setzt ASF mehr denn je auf Solidarität. Neben Mitgliedschaften im Verein und Spenden bietet ASF eine neue Form der Beteiligung an. „Wir haben ausgerechnet, dass es (in Frankreich) mehr als 300.000 Beschäftigte in der Luft- und Raumfahrtindustrie gibt, Menschen, die sich für die Luft- und Raumfahrt begeistern und uns helfen könnten“, erklärt Gérard Feldzer. Die Idee ist, die Industrie und Akteure der Luft- und Raumfahrt in Frankreich dazu einzuladen, eine Aufrundung des Gehalts vorzuschlagen. Diese Aufrundung würde 2 bis 6 Euro pro Monat betragen, die die Aktivitäten von ASF finanzieren könnten und der Organisation 50 Euro pro Teilnehmer und Jahr einbringen würden. Da die Spende steuerlich absetzbar sei, würde dies für die Angestellten eine Zahlung von 15 Euro pro Jahr bedeuten.

„Jetzt müssen wir noch Industrieunternehmen finden, die uns bei diesem Projekt unterstützen möchten. Es kostet sie nichts, und die Aufrundung des Gehalts würde auf freiwilliger Basis angeboten werden. All dies würde es uns ermöglichen, langfristig zu investieren und dieses Krankenhausflugzeug am Leben zu erhalten“, sagt Feldzer.

Fabrice Morlon

 

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