Ziel des Forschungsprojekts AMPERE (Avion à Motorisation réPartie Électrique de Recherche Expérimentale) beim französischen Forschungszentrum ONERA ist es, die Technologie der verteilten elektrischen Antriebe zur Marktreife zu bringen und sie der Industrie zur Verfügung zu stellen.
Auf der Luftfahrtmesse in Paris im Juni hat die ONERA einen Prototypen von AMPERE im Maßstab 1:5 vorgestellt. Das Flugzeug soll als Demonstrator gebaut werden und zwischen vier und sechs Insassen in zwei Stunden über eine Entfernung von 500 Kilometern transportieren. Die Entwickler des Projekts wollen mit ihrem Konzept eine optimale Antriebsleistung bei geringstmöglichem Widerstand erreichen. Dazu werden sie 32 Elektromotoren in die Flügelvorderkante des Experimentalflugzeugs integrieren. Dadurch, so haben sie ausgerechnet, reduziert sich der Widerstand, weil die Grenzschicht an der Flügelvorderkante eingesaugt wird. Wenn die einzelnen Motoren noch über eine Ausblasung an der Flügeloberseite verfügen, könnte sich dadurch die Start- und Landestrecke im Vergleich zu heutigen Flugzeugen deutlich verkürzen.
Antriebe helfen bei der Flugzeugsteuerung
Bei der Einbeziehung der einzelnen Antriebseinheiten in die Steuerung des Flugzeugs durch asymmetrischen Schub, kann das Flugzeug einerseits wendiger werden und benötigt andererseits kleinere Steuerflächen, was den Gesamtwiderstand des Flugzeugs reduziert.
Das aerodynamische Konzept von AMPERE haben die ONERA-Forscher schon durch Berechnungen und durch Windkanalversuchen im Windkanal ONERA L2 in Lille verifiziert.
Als Energiequelle des neuen Flugzuegkonzepts wollen die Ingenieure insgesamt acht Brennstoffzellen einsetzen, von denen jede vier Motoren antreibt. Die Zellen müssen jedoch durch entsprechend dimensionierte Batterien gepuffert werden, um bei Start und Landung sowie bei ungeplanten Flugsituationen auf entsprechende Energiereserven zurückgreifen zu können.
Wenn die Versuche mit dem fliegenden Prototyp ebenfalls positiv verlaufen, wollen die Forscher das Konzept nach oben skalieren. Sie sehen das Potential, ein Flugzeug zu entwickeln, das bis zu 50 Passagiere transportieren kann.
Volker K. Thomalla