Homepage » Luftverkehr » Finnair stellt wegen GPS-Störungen Flüge nach Tartu ein

Finnair stellt wegen GPS-Störungen Flüge nach Tartu ein

Die Störangriffe auf das globale Satelliten-Navigationssystem GPS im Baltikum nehmen zu und gefährden die Sicherheit im Luft- und Schiffsverkehr. Die Finnair setzt ihre Flüge nach Tartu in Estland für zunächst einen Monat aus und sucht nun nach Navigationslösungen, die unabhängig von GPS sind. Alle Daten über die Standorte der Störsender deuten in eine Richtung.

30.04.2024

Die Finnair hat bis mindestens zum 31. Mai 2024 ihre Flüge nach Tartu in Estland wegen häufiger Störangriffe auf das GPS-System ausgesetzt. © Finnair

Die Fluggesellschaft Finnair hat angekündigt, ab sofort für einen Monat die Strecke von Helsinki nach Tartu in Estland nicht mehr zu bedienen. Als Grund dafür nannte sie, dass es derzeit nur einen GPS-basierten Instrumentenanflug für Tartu gebe. In der Region treten häufig Störungen des GPS-Empfangs auf. Allein in der vergangenen Woche hätten zwei Finnair-Flüge, die eigentlich in Tartu landen wollten, ihre Anflüge wegen ungenauer beziehungsweise nicht vorhandener GPS-Signale ihre Anflüge auf Tartu abbrechen und nach Helsinki zurückkehren müssen. Derzeit suche man nach Anflughilfen, die unabhängig vom GPS-Satellitennavigationssystem seien.

Jari Pajaanen, der Flugbetriebsdirektor der Finnair, sagte: „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, die die Aussetzung für unsere Kunden bedeutet. Die Flugsicherheit hat für uns immer oberste Priorität. Da der Anflug auf Tartu derzeit ein GPS-Signal erfordert, können wir im Falle von GPS-Störungen nicht dorthin fliegen.

Die Systeme in den Flugzeugen von Finnair erkennen GPS-Störungen, unsere Piloten sind sich des Problems bewusst, und die Flugzeuge verfügen über andere Navigationssysteme, die verwendet werden können, wenn das GPS-System nicht funktioniert. Die meisten Flughäfen verwenden alternative Anflugmethoden, aber einige Flughäfen, wiezum Beispiel Tartu, verwenden nur Methoden, die ein GPS-Signal zur Unterstützung benötigen. Die GPS-Störung in Tartu zwingt uns dazu, den Flugbetrieb auszusetzen, bis alternative Lösungen gefunden sind.“

Seit 2022 gibt es mehr Störangriffe auf GPS

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 haben sich die Störungen des GPS-Systems im Baltikum und im Schwarzen Meer vervielfacht. Daten über die Standorte der Störsender deuten eindeutig auf die russische Exklave Kaliningrad hin. Die EASA (Agentur für Flugsicherheit der Europäischen Union) veröffentlicht dazu regelmäßig Statusmeldungen und hat ein Safety Information Bulletin publiziert, da der Ausfall eines GNSS (Global Navigation Satellite Systems) Folgen für die Flugsicherheit hat. Websites, die den aktuellen Stand der GPS-Störungen weltweit ausweisen, zeigen diese geografischen Schwerpunkte.

Auch der Airline-Verband IATA (International Air Transport Association) ist wegen der Störungen des GPS-Systems besorgt. Ihr Generaldirektor Willie Walsh, sagte bei einem Workshop bei der EASA in Köln im Januar dieses Jahres: „Airlines verzeichnen einen erheblichen Anstieg von GNSS-Störungen. Um dem entgegenzuwirken, brauchen wir eine koordinierte Sammlung und gemeinsame Nutzung von GNSS-Sicherheitsdaten, universelle verfahrenstechnische GNSS-Störungsanleitungen von Flugzeugherstellern und eine Verpflichtung der Staaten, herkömmliche Navigationssysteme als Backup beizubehalten, falls GNSS gespoofed oder gestört wird. Bei der Umsetzung dieser Punkte sind die Unterstützung und die Ressourcen der EASA und anderer staatlicher Behörden unerlässlich. Und die Fluggesellschaften werden wichtige Partner sein. Und welche Maßnahmen auch immer ergriffen werden, sie müssen im Mittelpunkt der Lösung stehen, da sie an vorderster Front mit dem Risiko konfrontiert sind.“

Volker K. Thomalla

 

Folgen Sie uns auf X
Liken Sie uns auf Facebook

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Happy Birthday! 100 Jahre Finnair

Die Finnair zerlegt einen Airbus A319 in der eigenen Werft in Helsinki

Finnair wird ihre Jets mit mehr Biofuel von Neste betanken

Über Volker K. Thomalla

zum Aerobuzz.de
Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.