Herbert D. Kelleher war ein unkonventioneller Airline-Manager. Er stellte gerne Regeln in Frage und brach sie, wo es für ihn Sinn machte. 1967, als 36-jähriger Rechtsanwalt, gründete er zusammen mit seinem Geschäftspartner Rollin King die Air Southwest als Billigfluggesellschaft. Die etablierten US-Fluggesellschaften legten der neuen Airline jedoch immer wieder juristische Knüppel in den Weg, um die Aufnahme des Flugbetriebs zu verhindern. Der Luftverkehr war damals streng reguliert, und die Marktanteile unter den Teilnehmern gut verteilt, die keine Konkurrenz aufkommen lassen wollten.
Die Flugzeuge der Southwest Airlines
Southwest Airlines hat 170 Boeing 737 MAX 8 und 30 Boeing 737 MAX 7 bestellt. © Southwest Airlines
Doch die etablierte Konkurrenz hatte nicht mit der Dickköpfigkeit und dem Durchhaltevermögen von Herb Kelleher gerechnet. Er überwand alle Hürden und nahm nach einem vierjährigen Kampf mit der in Southwest Airlines umbenannten Airline den Flugbetrieb mit drei Boeing 737-200 auf.
Aufstieg zur größten Billigairline der Welt
Die Airline wuchs langsam, zunächst bediente sie nur Städteverbindungen innerhalb von Texas. Aber das Konzept der Billigfluggesellschaft ging auf: Seit 1973 fliegt Southwest Airlines profitabel. Kelleher verfolgte hartnäckig die Strategie, nur eine Flugzeugfamilie zu verwenden, nämlich die Boeing 737. So wurde die Airline schnell zum größten Betreiber von Boeings Single-Aisle-Jet. Heute umfasst ihre Flotte 750 Flugzeuge, alles Boeing 737. Außerdem fliegen die Flugzeuge nur im Punkt-zu-Punkt-Verkehr und rotieren nicht. Dadurch ist die Organisation des Flugbetriebs weniger komplex, und Verspätungen oder Flugausfälle von einer Rotation wirken sich nicht im gesamten Streckennetz aus. Mit diesem Betriebskonzept beförderte die Airline im vergangenen Jahr über 120 Millionen Passagiere.
Kelleher stellte seine Mitarbeiter und Kunden in genau dieser Reihenfolge gleichermaßen in den Vordergrund seines Wirkens. Er pflegte zu sagen: „The Business of Business is People.“ Das war sein Erfolgsrezept, und dafür mochten ihn die Menschen, die für ihn arbeiteten und die mit seiner Fluggesellschaft flogen.
Armdrücken statt Prozess
Herb Kelleher führte Southwest Airlines seit der Gründung bis zum Mai 2008. Er wurde mit unzähligen Auszeichnungen für seine Erfolge geehrt. Sein Mangagementstil war unkonventionell, das mag das Beispiel über einen Streit mit dem Wartungs- und Business Aviation-Unternehmen Stevens Aviation aus dem Jahr 1992 zeigen. Southwest Airlines hatte 15 Monate lang mit dem Werbeslogan „Plane Smart“ geworben, als Stevens Aviation die Airline aufforderte, den Slogan nicht länger zu nutzen, da Stevens den Slogan schon länger genutzt hatte. Kurt Herwald, der CEO von Stevens Aviation hasste – genau wie Kelleher (der ja ausgebildeter Rechtsanwalt war) – juristische Auseinandersetzungen. Deshalb schlug er Kelleher vor, mit einem öffentlichen Armdrücken auszufechten, wer künftig den Slogan verwenden dürfte. Das Armdrücken fand in Dallas statt und war für beide Firmen ein unglaublicher Marketing-Erfolg. Kelleher verlor den Kampf, aber Southwest Airlines hatte enorm an Sympathie und Popularität gewonnen. Kelleher sagte danach: „Es hätte Southwest 500.000 Dollar gekostet und ein Prozess hätte mehrere Jahre gedauert, bis es eine Entscheidung gegeben hätte.“ Nach dem Kampf verdoppelte sich der Aktienkurs des Unternehmens, und Stevens Aviation konnte seinen Umsatz innerhalb von drei Jahren vervierfachen.
Gary Kelly, der Vorsitzende und Hauptgeschäftsführer (CEO) von Southwest Airlines, schrieb zum Tod seines Vorgängers: „Herb war ein lebenslanger Mentor und Freund, und eine der größten Freuden meines Lebens war, über 30 Jahre mit ihm zusammen gearbeitet zu haben. Der Stempel, den er der Luftfahrtindustrie und allen, die er kannte, aufgedrückt hat, war tiefgründig. Seine Vision, den Luftverkehr für alle erschwinglich zu machen, hat die Branche revolutioniert. Sein Erbe reicht jedoch weit über unsere Branche und weit über die Welt des Unternehmertums hinaus. Er inspirierte die Menschen, er motivierte die Menschen, er forderte die Menschen heraus – und er ließ uns den ganzen Weg lachen. Er war ein außergewöhnlich begabter Mann mit einem enorm großen Herzen und einer großen Liebe zu den Menschen – allen Menschen.“
Volker K. Thomalla
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