Die norwegische Antarktis-Forschungsstation Troll ist das ganze Jahr über mit Wissenschaftlern bemannt, im Winter bietet sie allerdings nur sechs Menschen Platz. Sie liegt 235 Kilometer von der Küste entfernt auf dem Eis. Die Forschungen dort beschäftigen sich mit Meteorologie, Strahlung, der Atmosphäre, Umweltgiften und seismologischen Aktivitäten. Die Versorgung der Station erfolgt einerseits per Schiff und anschließendem Landtransport, aber auch per Flugzeug zum Troll Airfield in rund sieben Kilometer Entfernung zu der Station.
Heute ist eine vom norwegischen Polar-Institut gecharterte Boeing 787-9 der Norse Atlantic Airways dort gelandet und hat 45 Wissenschaftler sowie zwölf Tonnen Versorgungsgüter zur Station gebracht. Es war das erste Mal, dass eine Boeing 787 Dreamliner auf einem Flugfeld in der Antarktis gelandet ist.
Erstlandung einer 787 in der Antarktis
Camilla Brekke, die Direktorin des norwegischen Polar-Instituts, sagte: „Der wichtigste Aspekt ist die Umweltverträglichkeit, die wir durch den Einsatz großer und moderner Flugzeuge dieses Typs für Troll erzielen können. Dies kann dazu beitragen, die Gesamtemissionen und den ökologischen Fußabdruck in der Antarktis zu verringern. Die Landung eines so großen Flugzeugs eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Logistik in Troll, was auch zur Stärkung der norwegischen Forschung in der Antarktis beitragen wird.“
Bei den Vorbereitungen für diesen Flug – der unter der passenden Flugnummer N0787 stattfand – waren neben Boeing als Hersteller des Widebodies auch verschiedene Luftfahrtbehörden involviert, die ihre Genehmigung für die Landung geben mussten. Am 13. November startete der Flug in Oslo und führte zunächst nach Kapstadt in Südafrika. Von dort ging es gestern Abend um 23.03 Uhr weiter zum Troll Airfield, auf dem die fünf Jahre alte 787 mit dem Kennzeichen LN-FNC nach fünf Stunden Flugzeit um 02.01 Uhr Lokalzeit landete. Zum Ent- und Beladen der Flugzeuge auf dem Troll Airfield nutzen die Forscher einen Radlader. Nach rund viereinhalb Stunden Aufenthalt in der Antarktis startete die 787 wieder zum Rückflug nach Kapstadt. Dort landete sie nach fünf Stunden Flugzeit wieder.
Neben den Wissenschaftlern brachte die 787 von Norse auch 12 Tonnen Nachschub zur Troll Forschungsstation. Die Entladung erfolgte per Radlader. © Erik Moen/Norse Atlantic Airways
Das Wetter in der Antarktis erlaubte der Cabin Crew, ein außergewöhnliches Foto in normaler Dienstkleidung vor der Boeing 787 zu schießen. © Erik Moen/Norse Atlantic Airways
Der 2005 eröffnete Flugplatz verfügt über eine 3.000 Meter lange und 60 Meter breite Piste aus Eis. Es gibt kein ILS, alle Anflüge erfolgen nach Sicht und mit Unterstützung von Satellitennavigation. Das Troll Airfield dient als Hub für die Versorgung weiterer Forschungsstationen und hat sogar einen eigenen ICAO-Code (ENOE) sowie einen IATA-Dreiletter-Code (QAT). Die Boeing 787-9 musste aufgrund ihrer hohen Reichweite für den Rückflug nach Kapstadt nicht betankt werden.
Bjørn Tore Larsen, der CEO (Chief Executive Officer) von Norse Atlantic Airways, sagte sichtlich stolz: „Im Namen des gesamten Norse-Teams ist es eine große Ehre und Aufregung, dass wir gemeinsam einen bedeutsamen Moment mit der Landung des ersten 787 Dreamliner erreicht haben. Wir sind stolz darauf, an dieser wichtigen und einzigartigen Mission beteiligt zu sein.“
Volker K. Thomalla
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