Das Programm des neuen SIGINT-Aufklärungsflugzeugs PEGASUS (Persistent German Airborne Surveillance System) für die Luftwaffe hat im vergangenen Monat einen wichtigen Meilenstein geschafft: Am 19. September startete das erste Exemplar nach seinen strukturellen Modifikationen, die von Bombardier Defense in Wichita im US-Bundesstaat Kansas vorgenommen wurden, zu seinem Erstflug. Deutschland hat insgesamt drei PEGASUS-Flugzeuge auf Basis des Ultralangstrecken-Business-Jets Bombardier Global 6000 bestellt. Die Global 6000 werden von je zwei BR710-A2-20-Turbofans von Rolls-Royce Deutschland angetrieben.
PEGASUS SIGINT-Aufklärer
Beim PEGASUS-Programm ist Hensoldt der Generalunternehmer. Er stellt mit dem Signalaufklärungssystem „Kalætron Integral“ auch das Herzstück des neuen Systems.
Hensoldt, Bombardier Defense, Lufthansa Technik Defense und das BAAINBw (Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) als Vertreter des Kunden feierten gestern in Wichita den erfolgreichen Erstflug. Michael von Puttkamer, Vice President Special Aircraft Services bei Lufthansa Technik, sagte: „Zu sehen, wie das erste PEGASUS-Flugzeug mit dem Logo von Lufthansa Technik Defense in den Himmel steigt, erfüllt mich mit Stolz und Vorfreude, denn es bringt uns einen entscheidenden Schritt näher an die Rückkehr dieses Flugzeugs an unseren Standort in Hamburg.“
Beim Erstflug hatte die Testcrew den kompletten Flugbereich des Flugzeugs eröffnet. Der Testpilot, der den Erstflug durchführte, berichtete, der Jet fliege wie ein normaler Global. Seit dem Erstflug ist das Flugzeug zu weiteren Flügen gestartet. Bis voraussichtlich nächsten Sommer wird PEGASUS vom Bombardier Flight Test Centre (BFTC) in Wichita aus umfangreich getestet, denn die Installation der Verkleidungen, unter denen die Sensoren und Antennen untergebracht werden sollen, stellen einen großen Eingriff in die Struktur des Flugzeugs dar. Nach der zivilen Zulassung werden die PEGASUS-Flugzeuge in Hamburg bei Lufthansa Technik mit dem SIGINT-System von Hensoldt, sowie mit zusätzlicher militärischer und ziviler Avionik ausgerüstet. Michael von Puttkamer schätzt, dass diese Phase ein bis zwei Jahre dauern werde. Nach der militärischen Zulassung soll die neue Aufklärungsplattform der Bundeswehr im Zeitraum 2026 bis 2028 zur Verfügung stehen.
Der Bundestag hatte bei der Beauftragung von Hensoldt für das PEGASUS-Programm ein Budget von 1,544 Milliarden Euro bereitgestellt. Aufgrund von Verzögerungen im Programm haben sich diese Kosten laut dem jüngsten Rüstungsbericht aber bereits um rund 211 Millionen Euro erhöht.
PEGASUS liegt im Zeitplan leicht zurück
Stefan Rauscher, der für PEGASUS zuständige Direktor beim BAAINBw, nannte in seiner Ansprache in Wichita den Zeitplan „mehr als ambitioniert“. Die Lufthansa Technik hat mit der Produktion der Komponenten für die Innenausstattung des Flugzeugs schon begonnen, um sicherzustellen, dass die Teile sofort eingebaut werden können, wenn das Flugzeug in Hamburg ankommt. In der Zwischenzeit habe Hensoldt die Systemarchitektur an die operativen Bedürfnisse der Bundeswehr angepasst. Die entsprechenden Hardware- und Softwareentwicklungen seien derzeit im Gange, verschiedene Demonstrationen hätten das immense Potenzial und die Fähigkeiten des Systems gezeigt.
PEGASUS soll die Fähigkeitslücke der Bundeswehr im Bereich der luftgestützten elektronischen Signalaufklärung schließen, die durch die Außerdienststellung der Bréguet Atlantic im Jahr 2010 und der gescheiterten Versuche, die EuroHawk-Drohne als Ersatz zu beschaffen, entstanden ist. Jügen Halder, Vice President Airborne SIGINT bei Hensoldt, sagte in einem Pressebriefing, dass EuroHawk zwar ein Vorgängerprogramm von PEGASUS sei, aber es sich dabei um ein brandneues System, ein fliegendes Computer-Netzwerk handele, das seine Wurzeln im EuroHawk-Programm habe. Das Gesamtsystem PEGASUS besteht aus drei modifizierten Bombardier Global 6000, einer bodengestützten Auswerteanlage sowie einem Systemsimulator für die Ausbildung. PEGASUS wird nach seiner Indienststellung vom Taktischen Luftwaffengeschwader (TLG) 51 „Immelmann“ betrieben.
Volker K. Thomalla
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