Homepage » Helikopter » ADAC Luftrettung und DLR haben SAF im Realbetrieb erprobt

SAF ist ein wichtiges Element bei der Dekarbonisierung der Luftfahrt. Wissenschaftliche Messungen des DLR bei zwei Rettungshubschraubern der ADAC Luftrettung über einen Zeitraum von drei Jahren im echten Flugbetrieb belegen die Effekte von SAF.

8.05.2025

Der Rettungshubschrauber Christoph Rheinland bei einer Messung der Emissionen bei der Verwendung von SAF. © ADAC Luftrettung / DLR

SAF (Sustainable Aviation Fuel) hat das Potenzial, die CO2-Emissionen der Luftfahrt signifikant zu senken und stellt einen wichtigen Baustein in der Strategie der Luftfahrt dar, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Die Verwendung von SAF kann – über die Lebensdauer des Treibstoffs betrachtet – die CO2-Emissionen um bis zu 80 Prozent senken, so die Theorie. Die ADAC Luftrettung und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben nun das weltweit erste Langzeitprojekt abgeschlossen, bei dem SAF über einen Zeitraum von drei Jahren im realen Luftrettungsbetrieb genutzt wurde. Das DLR-Institut für Verbrennungstechnik begleitete den Versuch mit Messungen und der Analyse der Ergebnisse.

Als weitere Projektpartner waren die Triebwerkshersteller Pratt & Whitney Canada, Safran Helicopter Engines sowie Airbus Helicopters involviert.

1.800 Einsatzstunden während des Projektzeitraums

Während des Projektzeitraums flogen die beiden Rettungshubschrauber „Christoph Europa 1“ aus Aachen und „Christoph Rheinland“ aus Köln mit einer Mischung von bis zu 38 Prozent SAF und konventionellem Kerosin. Sie waren zusammen rund 1.800 Stunden in der Luft.

Die Erkenntnisse der Wissenschaftlicher nach Auswertung der Messergebnisse sind eindeutig: „Wenn SAF-Blend statt reinen Kerosins verbrannt wird, sinken bei einer Leistung, wie sie typischerweise vor dem Start am Boden erbracht wird (Idle), die Emissionen ultrafeiner Partikel um 44 Prozent, bei einer Leistung wie beim Fliegen in Einsatzgeschwindigkeit (Cruise) um 33 Prozent. Zusätzlich sinkt der CO2-Ausstoß über den Lebenszyklus des Flugkraftstoffs von der Herstellung bis zur Verbrennung, weil die wiederverwendeten Fette und Öle CO2-neutral sind und die CO2-lastigen fossilen Bestandteile ersetzen.

Während bei den ultrafeinen Partikeln signifikante Unterschiede messbar waren, wurden bei den Verbrennungsgasen Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxid (NOx), einem Indikator für die reibungslose Funktion der Triebwerke, keine Veränderungen nachgewiesen. Parallel dazu untersuchten die Triebwerkshersteller regelmäßig ihre eigene Technik in den beiden Helikoptern vom Typ Airbus H145 („Christoph Rheinland“ mit Safran-Triebwerken) und Airbus H135 („Christoph Europa 1“ mit Pratt-&-Whitney-Triebwerken). Verglichen mit dem Verschleiß beim Verbrennen von herkömmlichem Kerosin konnten sie keine relevanten Unterschiede feststellen.“

Für die bisher einmalige Messkampagne wurde das mobile DLR-Messlabor eingesetzt. Darin befinden sich spezielle Mess- und Analysegeräte. Diese können ultrafeine Partikel bis zu einer Größe von sieben Nanometern untersuchen. © ADAC Luftrettung / DLR

Tobias Grein vom Institut für Verbrennungstechnik des DLR, der das Projekt DLR-seitig betreut hat, sagte: „Für die in dieser Form erste und bisher einmalige Messkampagne hatten wir unser mobiles DLR-Messlabor im Einsatz. Darin befinden sich spezielle Mess- und Analysegeräte. Diese sind geeignet, um ultrafeine Partikel bis zu einer Größe von sieben Nanometern zu untersuchen. Vor jeder Messkampagne erarbeiten wir ein individuelles Konzept und legen Aufbau, Position der Messsonde sowie die Dauer der Messungen fest. Nur so erhalten wir zuverlässige und vergleichbare Daten. Diese Messungen waren sehr spannend und auch für unser Team etwas Besonderes, das alles ‚live‘ an einem Helikopter kurz vor dem Abheben zu machen.“

Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, unterstrich die Vorreiterrolle der fliegenden Gelben Engel bei der Verwendung von Biokerosin und mit Blick auf den Klimawandel auch deren gesellschaftliche Verantwortung, bei der Dekarbonisierung der Luftfahrt treibende Kraft zu sein. Er kündigte an: „Wir möchten Forschung und Weiterentwicklung auf diesem Gebiet noch vertiefen und den SAF-Anteil weiter erhöhen.“

Volker K. Thomalla

 

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Über Volker K. Thomalla

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Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

Ein Kommentar

  • Spatz

    … die Benutzung vom fruchtbare Böden, zur Produktion von SAF, macht alles nur nicht „dekarbonisieren“, denn es sind ja auch bei SAF Kohlenwasserstoffe die dort oxydiert – verbrannt – werden. Was damit aber mit Sicherheit erreicht wird. Das die dadurch geschaffene Konkurrenz der anzubauenden Kulturen, die Lebensmittel immer teurer werden. Interessant wäre E-Fuel bzw. Synfuel. Aber dafür braucht man exorbitant viel Strom, der wird aber vorsätzlich verknappt. Oder weshalb wurden dann 6 funktionsfähige Kernkraftwerke vom Netz genommen und abgerissen?

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