Für EVIA AERO gibt es im Moment eine Menge guter Nachrichten: Das AOC für die Start-up-Airline ist in Sicht, der Flugzeughersteller Britten-Norman fusioniert mit dem Antriebshersteller Cranfield Aerospace Solutions (CAeS) und auch der Werksbesuch bei Eviation, dem Hersteller des Elektroflugzeugs Alice, in Amerika sorgt für positive Eindrücke. Selbst bei den Pachtverträgen, die die Bremer momentan mit Flughäfen abschließen wollen, soll noch in diesem Jahr „Butter bei die Fische“ kommen.
Das Geschäftsmodell von EVIA AERO beschränkt sich nicht allein auf den E-Flugbetrieb, sondern verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. „Wir wollen ein eigenes Ökosystem schaffen, dass unter anderem auch die Ladeinfrastruktur und Pufferspeicher an Flughäfen beinhaltet“, berichtet der Gründer und CEO des Unternehmens, Florian Kruse. Aktuell verhandelt das Bremer Team, das aus zehn Leuten besteht, mit Flughäfen über Pachtverträge: „Wir sind optimistisch und sicher, noch in diesem Jahr Verträge von Flächen für Photovoltaikanlagen zu unterzeichnen.“ Außerdem arbeiten die Bremer an Seecontainer-Lösungen, um lokal an Flughäfen grünen Strom aus Photovoltaikanlagen in Wasserstoff umwandeln zu können. „Wir halten den Strom vor und auch die elektrischen Systeme, um Flugzeuge zu laden“, betont Kruse. Bis Ende 2026 soll die entsprechende Ladeinfrastruktur dann in Joint-Ventures mit Flughäfen oder auch Stadtwerken umgesetzt sein. EVIA AERO will dabei im administrativen Teil unterstützen, wenn es beispielsweise um Genehmigungen oder Bebauungspläne geht.
Die pragmatischen Niederländer sind wichtiger Partner
Mit welchen Flughäfen über Flächen für Photovoltaikanlagen oder Flüge verhandelt wird, dazu möchte Kruse sich noch nicht äußern. Nach mehrfachen Nachfragen lässt der CEO immerhin ein bisschen was durchblicken: „Der Flughafen Groningen in den Niederlanden ist ein wichtiger Partner für uns. Da werden wir auf jeden Fall fliegen.“ Warum Holland vorne auf der Liste zu stehen scheint, ist dagegen schnell erklärt. Laut Florian Kruse sind die Niederländer gut darin, notwendige Dinge umzusetzen. Und das ganz pragmatisch: „Die halten sich nicht lange mit Research auf, sondern sehen: Es gibt eine Technologieveränderung. Und sie haben Unternehmen, die sich damit auseinandersetzen können und dann wird es auch umgesetzt.“
Florian Kruse ist CEO von EVIA AERO aus Bremen. © EVIA AERO
Nach der Umsetzung werden laut Plan in drei Jahren die ersten Flüge mit einer wasserstoffelektrisch angetriebenen neunsitzigen Britten-Norman BN-2 Islander durchgeführt. Kruse ist optimistisch, dass dieser Termin zu halten ist, denn „wir arbeiten hier mit Modifikationen eines bestehenden, bereits zugelassenen Flugzeugs.“ Dessen Betrieb sich durch die Ende April bekannt gegebene Fusion von Britten-Norman mit CAeS laut dem CEO der Startup-Airline verbessern dürfte: „Durch den Main Contract wird es für alle einfacher, zum Beispiel beim Thema Herstellergarantien.“
Startup-Airline wird bisher rein privat finanziert
Bleibt noch das Elektroflugzeug Alice, für das EVIA AERO im Oktober vergangenen Jahres eine Kaufabsichtserklärung für 25 Flugzeuge unterzeichnet hat. Dass es um die Alice, nach ihrem Erstflug im September 2022 ruhig geworden ist, kann Florian Kruse nicht bestätigen: „Wir waren im April vor Ort in Arlington/Seattle, um nach der Kaufabsichtserklärung über den Hauptvertrag zu verhandeln.“ Drei intensive Tage haben die Bremer in den Staaten verbracht, wo sich der Hersteller der Alice laut Kruse in einer ganz normalen Phase befindet, in der Milestones normal durchlaufen werden: „Ich kann nur sagen, dass wir sehr froh sind über das, was wir gesehen haben.“
Finanziert wird die auf Geschäftsreisende als Kunden zielende Start-up-Airline laut Florian Kruse zur Zeit noch aus rein privaten Mitteln: „Sobald wir einen konkreten Case haben, werden wir uns auch um öffentliche Fördergelder aus Luftfahrtprogrammen der EU oder aus Berlin bemühen.“ Ein „konkreter Case“ wäre beispielsweise die Installation einer Photovoltaikanlage an einem bestimmten Flugplatz. Und gleichzeitig auch eine Gelegenheit für die Strähne der guten Nachrichten zu zeigen, dass sie dauerhaft anhält.
Heiko Link
Folgen Sie uns auf Twitter
Liken Sie uns auf Facebook
Schon gelesen?
Ab 2025 sollen hybride Elektroflüge vom Airport Twente starten
easyJet unterstützt Cranfield Aerospace beim Project Fresson
EVIA AERO bestellt weitere Umrüstkits für Wasserstoff-Islander