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Kein tragfähiges Zukunftsszenario: Werften arbeiten auf Verschleiß

Luftfahrttechnische Betriebe stehen in Deutschland unter Druck. Die kommenden fünf Jahre werden laut einer Aerobuzz-Recherche voraussichtlich zeigen, ob es entweder zu einer Preisexplosion kommt oder ob noch mehr Werften ihre Tore für immer schließen und Flugzeugwartung – zunächst für bestimmte Typen und schließlich für alle – nur noch schwer zu bekommen sein wird.

13.06.2024

Der Augsburg Air Service hat 2018 seiner Abteilung Flugzeuge mit Kolbenmotor durch einen Umzug in die Halle 2 mehr Platz eingeräumt. © Augsburg Air Service

Stell’ Dir vor, Du bringst Dein Flugzeug zur Wartung und es ist keiner mehr da, der sie machen kann. Den Kampf um Fachkräfte kennen wir aus vielen Branchen. In der Luftfahrt scheint sich die Lage allerdings gerade so zuzuspitzen, dass die Gründe für den ausbleibenden Nachwuchs nicht mehr lange ausgeblendet werden können. „So richtig sprechen will darüber keiner, aber alle tuscheln. Im Grunde traut sich niemand, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist“, findet der CEO des Luftfahrttechnischen Betriebs...

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Über Heiko Link

zum Aerobuzz.de
Heiko Link ist Journalist und Podcaster, der in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht. Seine bevorzugte Berichtsform ist die humorvolle Reportage, die er am liebsten über Flugzeug-Selbstbauer schreibt. Baugeschichten und technische Themen begeistern ihn in der Luftfahrt und auch am Boden, beim Hoch- und Tiefbau. Fliegerische Erfahrung hat der Ostwestfale als Drachen-, Gleitschirm- und UL-Pilot gesammelt.

14 Kommentare

  • Linda Stöber

    Das ist ein sehr guter Artikel, kein ewiges Geschwätz oder jammern, sondern die Problematik auf den Punkt gebracht und nicht zu schwarzgemalt, sondern Hoffnung mit Lösungsvorschlägen gemacht. Sehr ehrlich von Euch Beiden berichtet und gut zu „Papier“ gebracht👍😀

  • Thomas Bister

    Spannender Artikel. Die Frage ist noch wie man mit dem Thema Weiterbildung bzw. Umschulung umgeht. Ich denke es gibt genug Interessenten ausserhalb der Luftfahrt aber nicht jeder hat die Zeit und das Geld eine B1 Lizenz oder vergleichbar nebenberuflich zu verwirklichen

  • Volker Sslomo

    Sehr gut geschrieben und auf den Punkt gebracht. Auch die Zusammenarbeit mit dem LBA ist zwingend notwendig. Dort wurde das Personal in den letzten Jahren verdoppelt bzw. verdreifacht, aber es gibt keine Möglichkeit Probleme aus dem Alltag zu besprechen.
    Auch ich bin im nächsten Jahr 30 Jahre selbstständig in dieser Branche und habe Höhen und Tiefen erlebt. Ich sehe es auch so, dass leider unsere Branche nicht mehr attraktiv ist. Die wenigen, leidenschaftlichen Schrauber werden durch Regularien ausgebremst. Ich denke auch wir „Übriggebliebenen Werften sollten enger zusammen arbeiten. Die Fliegerei wird es aus wirtschaftlichen und Hobbygründen sicher weiter geben. Also machen wir das beste draus!
    Volker Salomo CEO
    Salomo Flugzeugservice GmbH

  • Heiko Link

    Erstmal ganz herzlichen Dank an die Dame und die beiden Herren für die tolle Rückmeldung vom Autor des Artikels! Ich habe mich sehr darüber gefreut.

    @Volker Salomo: Wenn sich was tut in Sachen engerer Zusammenarbeit, dann bitte auf jeden Fall mir bescheid sagen! 😉

  • Thomas Becker

    Hallo Herr Link, vielen Dank für den sehr gut geschriebenen Artikel, der genau die Probleme beschreibt, mit denen wir seit Jahren zu kämpfen haben. Kunden die ihr Öl mitgebracht haben, hatten wir auch schon, köstlich das verdutzte Gesicht als das Altöl bei Abholung des Fliegers im Kofferraum stand.

    Beim Thema Ausbildung gibt es leider noch viel mehr Hürden, die hier verständlicherweise gar nicht alle genannt werden konnten, so gibt es z.B. in Baden-Württemberg keine einzige Berufsschule für Fluggerätmechaniker, oder Leichtflugzeugbauer. Einige unserer Mitglieder schicken deshalb ihre Auszubildenden nach Speyer, oder Augsburg zur Berufsschule. Auch die Forderungen der IHKs zum Ablauf der Ausbildung, oder die nicht gerade günstigen Lehrtafeln und Prüfungskits für die Prüfungen machen es inzwischen vielen der kleineren Betriebe sehr schwer überhaupt noch auszubilden. Die Zeiten, in denen sich die Ausbildungskosten selbst getragen haben, sind lange vorbei. Heute ist die Ausbildung eine Investition in die Zukunft und der ausbildende Betrieb muss darauf hoffen, dass der junge Fluggerätmechaniker nach Abschluss seiner Ausbildung, wie beschrieben, nicht gleich abgeworben wird.

    Um die längst überfällige Anpassung der Stundensätze, zumindest auf Kfz.-Werkstattniveau, werden die Betriebe nicht herumkommen, denn sonst hat ein Klein- bzw. Mittelständiger Betrieb keine Chance gegen die tarifgebundenen Großbetriebe.
    Ich werde Ihren tollen Artikel auf unserer Homepage „www.laeg.aero“ verlinken.

    Thomas Becker
    Vorsitzender LAEG

    • Heiko Link

      Hallo Herr Becker,

      herzlichen Dank, für Ihren Kommentar und für die Verlinkung.

      Da ich es humorvoll mag, finde ich Altöl im Kofferraum wirklich genial! 😂 Hut ab! 🤠

      Vielleicht lernen wir uns mal kennen. Das würde mich freuen.

      Beste Grüße,

      Heiko Link

      • Thomas Becker

        Hallo Herr Link
        Ihr Beitrag hat in unsere Verband zu einigen Diskussionen geführt, sodass wir ihn auf unserer nächsten Versammlung am 19.10. noch einmal vorstellen und darüber diskutieren wollen. Leider ist Ihr Beitrag nur noch im Abo zu erhalten. Können Sie mir den Beitrag als Pdf zur Verfügung stellen? Falls ja, senden Sie ihn bitte an office@laeg.aero. Vielen Dank.

        Mit freundlichen Grüßen
        Thomas Becker
        Vorsitzender LAEG

        • Heiko Link

          Lieber Herr Becker,

          es freut mich wirklich, dass mein Beitrag Bewegung in das Thema bringt.

          Was Ihre Anfrage mit dem Text betrifft – und seien Sie mir bitte nicht böse, wenn ich das so sage – da fühlt es sich für mich als Journalisten gerade so an, als hätten Sie Ihr eigenes Öl in meine „Werft“ mitgebracht. 😉

          Von daher sind Sie vermutlich voll im Thema und ich gehe davon aus, dass Sie das Morgen gut machen werden.

          Ich verbleibe zugegebenermaßen mit ein wenig spitzen, aber doch auch herzlichen Grüßen!

          Heiko Link

  • Streuner

    Mahlzeit,
    Ich habe mir nun lange überlegt ob ich einem Kaiser den Spiegel vorhalten soll und damit eine Abwehrreaktion die meist mit Kapitaleinsatz in Größenordnungen in denen kaum einer mithalten kann provoziere oder ob ichs bleiben lasse..
    Ich habe mich nun entschieden mich zu äussern und das indem ich MIR nach nun rund 20 Jahren „on the Job“ und mehr als 10 jahren als CAT B1 offen einen Spiegel vorhalte.
    Denn ich denke dadurch wird das Elend und uu auch das Kernproblem am sichtbarsten..
    Zunächst aber, eine Feststellung: Das LBA ist und war noch nie das Problem, wenn man die EUVo’s und das Verwaltungsverfahrensgesetz usw. verstanden hat und sich mit den Fachreferaten abstimmen möchte bekommt man auch immer eine kompetente Antwort. Ob die einem dann schmeckt, das ist eine andere Sache..
    Zum Spiegel:
    Alter. aktuell 47
    Ich habe von 1999-2005 bei der Luftwaffe als Flugzeug Wart gedient mit dem absehbaren Ende der F4F „Phantom II“ wurde ich (und viele andere) mit dem Vogel ausgemustert..
    2005-2007 Eurocopter, zivile Komponenten Inst (Triebwerk LTS 101-750).
    -Diese Abteilung ist soweit ich weiß einige Jahre später der Konzernstrategie zum Opfer gefallen-
    2007-Ende 2008: Mechaniker im Bereich „Kolbenschüttler Flugzeuge“ bei einem als Kapitalgeschellschaft angelegten „alteingesessenen“ und gut gehenden Part 145er Betrieb.
    -Dieser hat 2014 aus Altersgründen des CEO geschlossen-
    2009-2010: Ausbildung und Prüfung: IHK gepr. Meister für Luftfahrttechnik inc Grundlagenlehrgang Cat B1.1-B1.3 in Kassel (Eurocopter..)
    2010-2012 Mechaniker bei einem „kleineren“ Inhabergeführten part 145 Betrieb.
    -Mit erreichen des Rentenalters des Inhabers: geschlossen-
    2012-2016 freigabeberechtigter in einem als Familienbetrieb geführten MF. / MG (heute CAO) Betrieb: Alter des Inhabers aktuell knappe 80 Jahre !!!
    -Wie sich das entwickeln wird, das bleibt abzuwarten.-
    Parallel zu den abhängigen Anstellungen habe ich seit 2010 (nebenher) jede einzelne „innerbetriebliche“ Position meines „Meisterstück“ angetestet und dazu via „low budged“ Lösung das ganze über eine uG laufen lassen.
    Zudem bin ich ab 2016 mit vollem Risiko durch die Branche getingelt und habe mir viele Betriebe / Luftsportvereine/ Flugschulen usw. die „Hilfe wir brauchen Personal“ mal von innen angesehen und dort dann auch Teilweise mal ne Zeitlang mitgearbeitet und dem Kaiser dann auch sehr wohl recht offen mitgeteilt das er nicht nackt, sondern Blind ist. Ergebnis IMMER: Eine entsprechende Abwehrreaktion und damit „Haken dran“.

    SO Nun zum „Man in The VAN“ und der Tatsache das der Man in the Van schon immer da war, nur das halt unter „altem Nationalen Recht“ , „JAR“ und inerhalb der EuVo 2042/2003 und auch im Part M der EUVo 1321/2014 der Grund dafür eigentlich ein anderer war.
    Nennen wir as Kind also beim Namen: Das war in der Regel „ein“ AOG Service im Auftrag eines Betriebs oder der Prüfer Klasse 1 auf Prüftour.

    Man muß also genau hinsehen wenn man vom Man in the Van redet, welches Schweinderl das denn ist das man da betrachtet und ob der VAN ein „AOG“ Fahrzeug, ein „Zuhause“ oder ein Umzugswagen ist..

    Mein VAN war seit ich Ihn habe schon alles davon und so sehr ich diesen alten Sprinter auch mag, er ist das Ergebnis von Enscheidungen die „Könige“ und „Kaiser“ , Gutsherren und Premiumsparer getroffen haben.
    Es ist nunmal so, das Betriebe die sich mit kompletten Flugzeugen befassen dann halt auch auf eine Betriebsstätte auf einem Flugplatz angewiesen sind..

    Wenn man seit Jahrzenten Personal auf verschleiß gefahren hat und der Prüferkollege der seine Lizenzen selbst finanziert hat gerade so weit entlohnt wurde das er überleben, aber keine großen Sprünge machen konnte dann ist halt der „Kollege“ zwar sehr reich an Wissen, Erfahrung ,ist „Kampferprobt“ und hat womöglich auch alle Werkzeuge und Gerätschaften die man so braucht, aber ein dickes Bankkonto das hat er ganz sicher nicht..

    JETZT sind wir beim eigentlichen Problem:

    Da stehen erfahrene Mechaniker und erfahrene Prüfer plötzlich ggf sogar mehrfach vor dem NICHTS weil Sie Ihrem Kaiser sein „Unternehmen“ nicht abkaufen können der Kaiser auch lieber seine Besitztümer „fremden“ finanzstarken Inverstoren überlässt oder seine Besitztümer verucht mit ins Grab zu nehmen.

    Das auf der einen Seite..auf der anderen Seite stehen Kaiser die sich nicht entscheiden können ob Sie Prüfer, oder Geschäftsführer sind und somit Ihren Führungsanspruch und Ihre Weisungsbefugnis, wenn auch oft unbewusst, ständig und direkt in allen Bereichen des Unternehmens ausüben.
    Als Ergebnis will kein Kaiser sich eine Konkurenz für sich selbst ins Haus holen. Findet der kaiser nun junges Personal das er sich „Biegen“ kann wird es früher oder später verschlissen und wandert in die Industrie ab, wo es besser verdient, weniger arbeitet und wo es sich bis zu einem gewissen Grad entfalten kann.

    Wer nun also eine Lösung sucht, die ist im Grunde einfach..
    Aber da müsst ihr selbst drauf kommen.

    Gruß

  • Heiko Link

    Hallo Streuner,

    ich bin wirklich sehr froh, dass Sie sich dazu entschieden haben, sich zu äußern. Von mir bekommen Sie keine Abwehrreaktion, denn: auch auf solche Kommentare hatte ich gehofft.

    Ich muss zugeben, dass ich mich an der ein oder anderen Stelle noch mal etwas schlau machen muss, um Ihre Antwort ganz zu verstehen, aber da bin ich dran. Ich bin echt gespannt, was dabei heraus kommt.

    Danach fände ich es spannend, wenn wir beiden mal Kontakt haben könnten. Da ich lange als Jobcoach gearbeitet habe, bin ich auch für den Arbeitnehmer-Standpunkt zu haben. Und als nach wie vor Soloselbständiger auch für den Man-in-the-Van-Standpunkt.

    Falls Sie sich mal bei mir melden möchten (Heiko.Link -at- gmx.de), kann Ihnen auch zusichern, Ihre Anonymität zu waren.

    Beste Grüße,
    Heiko Link

    • streuner

      Nun, so anonym wie es dem Laien erscheinen mag bin ich gar nicht.
      Immerhin betreibe ich auch einen YouTube Kanal.
      Man darf da gerne mal reinschauen, hier der Link:

      http://www.youtube.com/@streuneraviation2700

      und eine Webseite…

      MfG
      „Streuner“

      • Heiko Link

        Hallo Herr Scheuerlein,

        danke für den Link zu Ihrem YouTube-Kanal.

        Dann sind Sie ja sowas wie der M1 Molter der Luftfahrt. Ohne M1 hätte ich so manche Reparatur zu Hause nicht hinbekommen. Coole Sache. Vor allen Dingen die Kaffeetasse setzt ein klares Statement. 😉

        Beste Grüße und ein schönes Wochenende,

        Heiko Link

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