Das Gerangel um den endgültigen Verbleib der ehemaligen Lufthansa-Boeing-737-200 „Landshut“ scheint ein Ende gefunden zu haben. Nach Angaben des Bundestagsabgeordneten Martin Gerster – dem stellvertretenden Vorsitzenden des Haushaltsausschusses – hat der Haushaltsausschuss Mittel in Höhe von 15 Millionen Euro für den Bau eines Museums in Friedrichshafen freigegeben.
Gerster teilte heute mit: „Eine Hälfte der Zuschüsse dienen der konservatorischen Behandlung und Restaurierung des Flugzeugs (2,5 Mio. €), zum Bau eines Hangar-Gebäudes (2,5 Mio. €) und dessen technischer Ausstattung (1,5 Mio. €) sowie zur Realisierung eines pädagogischen Konzepts (1 Mio. €). ‚Damit schaffen wir eine würdige Heimat für diesen Zeitzeugen deutscher Innenpolitik‘. Die andere Hälfte (7,5 Mio. €) dient als anteiliger 10-jähriger Betriebskostenzuschuss. Damit ist auch die Auflage verbunden die Eintrittspreise des Museums bei 5 Euro pro Person zu deckeln. Die notwendigen Mittel werden über die Bundeszentrale für politische Bildung etatisiert, die im Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat angesiedelt ist, für den Gerster im Haushaltsausschuss Hauptberichterstatter ist.“
Besuchermagnet für die Region
Er schrieb weiter: „Die Befreiung der ‚Landshut‘ ist bis heute Symbol unserer wehrhaften Demokratie und einer freien Gesellschaft, die sich von Terror nicht unterkriegen lässt. Friedrichshafen und unsere gesamte Region sind mit ihr um ein bedeutendes Stück deutscher Geschichte reicher. Ich bin zuversichtlich, dass die ‚Landshut‘ auf großes Interesse stößt und sich zu einem Besuchermagneten entwickeln wird.“
Die 1970 für die Lufthansa gebaute Boeing 737-200 war berühmt geworden, da sie 1977 von palästinensischen Terroristen entführt worden war. Die Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes, GSG 9, stürmte das Flugzeug nach einem fünf Tagen dauernden Irrflug und befreite die Geiseln auf dem Flughafen von Mogadischu. Das Flugzeug mit dem Kennzeichen D-ABCE und dem Taufnamen „Landshut“ wurde damals repariert und blieb bis 1985 bei der Lufthansa. Sie flog dann für verschiedene Airlines in den USA, in Frankreich und Malaysia, bevor sie 2002 als Frachtflugzeug für die TAF Lineas Aereas endete. Im Januar 2008 stellte die TAF den Twinjet auf dem Flughafen Fortaleza in Brasilien ab und überließ ihn seinem Schicksal.
Die Boeing 737-200 Landshut im Flug. Sie war 1977 von RAF-Terroristen entführt worden. © Archiv Lufthansa
2017 kaufte das Auswärtige Amt den Single-Aisle-Jet und ließ ihn zerlegt per An-124 und Il-76 nach Friedrichshafen bringen. Dort lagern die Flugzeugteile auch heute noch in einem Hangar. Das Dornier-Museum konnte die Kosten für die Restaurierung und die Vorbereitung einer geplanten Ausstellung nicht aufbringen. Noch in diesem Jahr ließ Kulturstaatsministerin Monika Grütters prüfen, ob die historisch bedeutsame 737 nicht im Militärhistorischen Museum in Berlin-Gatow ausgestellt werden könne. Dieser Plan scheiterte einerseits an Bedenken des Verteidigungsministeriums – die Boeing 737 wurde von einer Polizei-Einheit und nicht von der Bundeswehr befreit – und an den Bedenken von Überlebenden des damaligen Entführungsdramas. Weitere Ideen, wie beispielsweise die Ausstellung der „Landshut“ auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof scheiterten ebenfalls.
Nun kann sich Friedrichshafen über ein weiteres Museum freuen, das ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Flughafens entstehen soll.
Volker K. Thomalla
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