Besucher der EBACE 2023 können auf dem Static Display der Messe die erste Gulfstream G800, das künftige Flaggschiff des Herstellers aus Savannah im US-Bundesstaat Georgia, besichtigen. Es ist das erste Mal, dass Gulfstream Aerospace die G800 in Europa zeigt.
Dass das Flugzeug noch im Flugtest steht, ist unzweideutig an dem rot-weiß lackierten Sensormast zu erkennen, der an der Nase dieser G800 montiert ist. Die G800 kam direkt aus Savannah nach Genf. In Bezug auf Reichweite brachte dieser Flug die G800 nicht an ihre Grenzen. Sie ist in der Lage, mit einer Reisegeschwindigkeit von Mach 0.85 bis zu 8.000 nautische Meilen (14.816 Kilometer) nonstop zu fliegen. Erhöht die Crew die Cruise Speed auf Mach 0.90, schafft das Muster immer noch 7.000 nautische Meilen (12.964 Kilometer). Mark Burns, der Präsident von Gulfstream Aerospace, sagte in Genf: „Die G800 ist das einzige zivile oder militärische Flugzeug der Welt, welches diese Strecken nonstop mit dieser Geschwindigkeit zurücklegen kann. Indem wir das G800-Testflugzeug dieses Jahr zur EBACE2023 fliegen, demonstrieren wir die Reife dieses Programms. Die G800 bietet eine überzeugende Kombination aus Hochgeschwindigkeits-Aerodynamik und treibstoffsparenden Triebwerken, die die Emissionen senken und unseren Kunden Flugzeit sparen. Ausgestattet mit unseren neuesten technologischen Fortschritten und Innovationen, erweitert die G800 unser Flugzeugportfolio um die branchenweit größte Reichweite.“
Mit SAF in den Tanks über den Atlantik
Gulfstream nutzte – wie für alle anderen Flüge mit den eigenen Firmenflugzeugen auch – für die Atlantiküberquerung eine Mischung aus konventionellem Kerosin und nachhaltig produzierten Luftfahrttreibstoff SAF.
In der Kabine dominiert die Farbe orange des Flugtest-Equipments und der entsprechenden Verkabelung. Um verschiedene Schwerpunktlagen zu erzeugen, sind an mehreren Positionen entlang des Kabinenbodens Befestigungspunkte für Stahlplatten installiert. Dort werden je nach gewünschtem Schwerpunkt die Gewichte angebracht.
Im Cockpit der G800 ist die Testatmosphäre auch zu spüren. So wird beispielsweise im PFD (Primary Flight Display) angezeigt, dass das Wetterradar nicht zur Verfügung steht – kann es auch nicht, denn dort, wo das Radar normalerweise hinter der Bugverkleidung thront, ist die Befestigung des Sensormasts platziert. Der Sensormast verhindert bei diesem Prototyp auch, das das Enhanced Vision System aktiviert werden kann, mit dem die Crew durch Nacht und Nebel blicken kann.
Gulfstream hat seine gesamte Musterflotte mit nach Genf gebracht, angefangen von der G280 über die G500 und G600 bis zur G650ER und der G700, die neben der G800 im Static Display steht. Auch sie ist – wie ihre große Schwester G800 – auch noch im Testflugbetrieb auf dem Weg zu Zulassung.
Gulfstream strebt die Zulassung der G700 für das Jahr 2023 an. © Gulfstream Aerospace
Gulfstream Aerospace hat mit der G700 erst kürzlich eine Welttour abgeschlossen, auf der zwei G700 zusammen über 55.000 nautische Meilen zurücklegten, 20 Länder auf sechs Kontinenten besuchten und 184 Stunden in der Luft waren. Die G700 hat bislang über 40 Geschwindigkeits-Weltrekorde erflogen. Vor wenigen Tagen hat eine G700 in Wallops Island im US-Bundesstaat Virgina die für die Zulassung wichtigen Tests auf einer überschwemmten Start- und Landebahn absolviert. Dabei rollte das Tetsflugzeug mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten zwischen 60 und 120 Knoten und mit unterschiedlichen Konfigurationen durch einen überschwemmten Abschnitt der Piste, um nachzuweisen, dass kein Wasser in die Triebwerke gespült wird.
Gulfstream strebt die Zulassung der G700 noch in diesem Jahr an. Wie gut das Muster von den Kunden angenommen wird, zeigt sich daran, dass der Hersteller die nächsten freien Lieferpositionen erst für das Jahr 2026 anbieten kann. Die G800 kann aufgrund der großen Baugleichheit mit der G700 von deren Nachweisen für die Zulassung profitieren. Deswegen rechnet Gulfstream damit, dass die Zulassung der G800 nur sechs bis neun Monate nach der Zertifizierung der G700 erfolgen wird.
Volker K. Thomalla
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