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Carbon Cub landet auf dem Helipad des Burj al Arab in Dubai

Das Hotel Burj al Arab in Dubai ist ein ikonisches und stadtbildprägendes Gebäude. Kein Wunder, dass der Helipad des 56-stöckigen Hotels immer wieder Schauplatz von werbeträchtigen Stunts ist. 2005 spielten dort in luftiger Höhe Andre Agassi und Roger Federer Tennis, nun hat ein Pilot eine spektakuläre Landung hingelegt.

16.03.2023

Luke Czepiela flog seine modifizierte CubCrafters Carbon Cub mit gerade einmal 25 kts Landegeschwindigkeit an. © Samo Vidic/Red Bull Content Pool

Dem 39-jährigen polnischen Piloten Lukasz (Luke) Czepiela ist am 14. März ein fliegerisches Husarenstück gelungen: Er landete seine modifizierte Spornrad-Einmot CubCrafters Carbon Cub auf dem Hubschrauber-Landeplatz des berühmten Hotels Burj al Arab Jumeirah in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Kurzlandungen mit Spornradflugzeugen sind an und für sich nichts Ungewöhnliches – in den USA gibt es regelmäßig STOL-Wettbewerbe (Short take-off and landing) mit erstaunlich kurzen Landestrecken, aber der Landeplatz, den sich Czepiela für seinen Stunt ausgesucht hatte, lag in 212 Meter Höhe und ließ keinen Raum für Fehler.

Helipad-Landung beim Burj al Arab

Wäre der Pilot nicht auf dem kreisrunden Helipad mit einem Durchmesser von 27 Metern zum Stehen gekommen, wäre das Flugzeug über die Landefläche hinausgeschossen und hätte (wahrscheinlich) schnell wieder Fahrt aufgenommen.

Der Hersteller hat in Zusammenarbeit mit dem Piloten das Flugzeug für diesen Stunt umfangreich modifiziert, damit es so leicht wie möglich ist und eine möglichst geringe Stall Speed erreicht. So wurde beispielsweise die Standardbespannung von Tragflächen und Rumpf gegen eine leichtere Bespannung ausgetauscht. Propeller, Pilotensitz, Batterie und Sitzgurte wurden jeweils gegen leichtere gewechselt. Die Zusatztanks wurden aus dem Flugzeug ausgebaut, und der Haupttank wurde weiter nach hinten verlegt, um den Schwerpunkt für den Langsamflug zu optimieren. Die Verkleidung des Gepäckfachs wurde entfernt. Auch die normalerweise installierte Avionik musste weichen und Platz für leichtere Garmin-Avionik machen. Selbst das Fahrwerk blieb nicht verschont. Neue Fahrwerksfedern aus Titan wurden eingebaut, um Czepiela eine möglichst weiche Landung zu ermöglichen.

Das Team wurde von Mike Patey unterstützt, der schon mehrere Flugzeuge selbst gebaut und modifiziert hat, unter anderem die STOL-Flugzeuge Draco und Scrappy. Er sagte: „Im Vorfeld bestand unsere größte Herausforderung darin, das Gewicht zu reduzieren. Jede bewegte Masse will weiterrollen, und wenn wir sie nicht aufhalten konnten, wäre Luke auf der anderen Seite des Gebäudes hinabgestürzt. Aber ein leichteres Flugzeug bedeutet auch, dass der Wind es mehr herumwirbelt und man weniger Kontrolle hat. In dieser Umgebung – mit einem hohen Gebäude neben dem Hubschrauberlandeplatz – gibt es seltsame Windströmungen, die über die Spitze und um die Seite des Gebäudes herumgehen. Wir wollten also einen schönen Gegenwind haben, um die Landung zu erleichtern, aber nicht zu viel. Das war eine wirklich einzigartige Herausforderung. Es ist eine Hassliebe.“

Eine Rauchanlage wurde extra für den Flug eingebaut, damit die nur sieben Meter kurze Carbon Cub beim Start vom Helipad auch von weitem aus gut zu sehen ist.

Czepiela hat sich zwei Jahre lang auf diesen besonderen Flug und die Landung vorbereitet. Neben behördlichen Genehmigungen und des Umbaus des Flugzeugs übte der Pilot immer und immer wieder extreme Kurzlandungen. Insgesamt hat er in Vorbereitung auf den Flug 650 Landungen ausgeführt.

650 Testlandungen vor dem Stunt

Die meteorologischen Bedingungen – vor allem der Wind – mussten für diesen Versuch stimmen. Deshalb fand die Landung auch morgens kurz nach Sonnenaufgang um 06.58 Uhr Ortszeit statt, wenn an der Küste Dubais noch wenig Wind weht. Der Pilot startete von der nahe gelegenen Startbahn von Skydive Dubai, nur rund sechs Flugminuten westlich des Hotels. Lukas Czepiela beschrieb seine Landung mit den Worten: „Die größte Herausforderung war das Fehlen jeglicher externer Bezugspunkte, die man normalerweise auf einem Flughafen mit Hunderten von Metern Landebahn findet. Normalerweise sehe ich beim Anflug auf eine Landebahn, wie hoch ich mich über ihr befinde, und kann den Anflugweg leicht kontrollieren. Heute verschwand der Hubschrauberlandeplatz hinter der Nase des Flugzeugs, und mein Blickfeld war eingeschränkt. Als meine letzten Hinweise verschwanden, musste ich mich auf meine Erfahrung und meinen Instinkt verlassen, wenn ich zum Stehen kommen wollte, bevor mir der Platz ausgeht.“

Nach der erfolgreichen Landung nahmen Fotografen des Sponsors die obligatorischen Aufnahmen. Danach folgte die nächste Herausforderung: Der Start von der Plattform. Dazu hatte der 180 PS (133 kW) starke Vierzylindermotor eine Lachgas-Einspritzung bekommen, um möglichst viel Leistung zur Verfügung zu stellen, um das nur 425 Kilogramm leichte Flugzeug schnell wieder in die Luft zu bekommen.

Czepiela startete den Rauchgenerator, drehte einen Kreis auf der Plattform und gab Vollgas. Die Carbon Cub gewann keine Höhe, sondern kippte über den Rand des Helipads. Sie verlor rund 100 Meter an Höhe und nahm dabei schnell an Fahrt auf. Anschließend vollführte Czepiela noch ein paar einfache Kunstflugfiguren, bevor er wieder auf dem Flugplatz von Skydive Dubai landete.

Volker K. Thomalla

 

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Über Volker K. Thomalla

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Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

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