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Die Lufthansa Technik sucht wechselwillige Handwerker

Der Luftverkehr erholt sich wieder und nun fehlt in vielen Bereichen Personal, mit dem das prognostizierte Wachstum zu bewältigen ist. Lufthansa Technik investiert deswegen in ein Trainingszentrum und will dort verstärkt Berufswechsler zu Triebwerkstechnikern qualifizieren.

21.02.2023

Visuelle Inspektion einer Brennkammer eine Turbofans. © Lufthansa Technik

Der Fachkräftemangel schwebt wie ein Damokles-Schwert über vielen Branchen. In der Luftfahrtindustrie, die während der zurückliegenden COVID-19-Pandemie arg gebeutelt wurde, braut sich ein Sturm zusammen, denn ohne qualifiziertes Personal auf allen Ebenen und in allen Bereichen fliegt kein Flugzeug. Von Rekordjahren und -ergebnissen noch in 2019 fiel die Luftfahrt 2020 – von einigen Bereichen wie der Fracht und der Business Aviation einmal abgesehen – in ein tiefes Loch. Plötzlich fehlte den Firmen und ihren Beschäftigten die langfristige Perspektive, nachdem noch wenige Monate zuvor händeringend Personal gesucht wurde, um die prognostizierten Wachstumsraten überhaupt zu bewältigen. Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt oder gar entlassen und mussten sich neue Beschäftigungen suchen.

Diese Achterbahnfahrt der Perspektiven ist derzeit wieder auf dem Weg nach oben. Die Lufthansa Technik AG (LH Technik) verbucht beispielsweise eine sprunghaft steigende Nachfrage nach Triebwerkswartungen und -überholungen. Dafür benötigt sie entsprechend qualifiziertes Personal, was aber auf dem freien Markt nicht in ausreichendem Maß zu Verfügung steht.

Achterbahnfahrt der Perspektiven

Deshalb investiert das Unternehmen stärker als zuvor in die Ausbildung und steckt 7,5 Millionen Euro in ein Trainingszentrum im Hamburger Stadtteil Rahlstedt. Die Lufthansa Technik hat bei der jetzigen Initiative Menschen mit einer technischen oder handwerklichen Berufsausbildung im Fokus und will diese aus anderen Bereichen in die Luftfahrttechnik locken. „Allein in diesem Jahr werden dort 376 neue Mitarbeitende trainiert und können bereits nach vier bis sechs Monaten eigenverantwortliche Aufgaben im Betrieb übernehmen“, teilte die LH Technik mit. In den nächsten fünf Jahren würden mehr als 1.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter qualifiziert, die ursprünglich Ausbildungsberufe wie Tischler, KFZ-Mechaniker oder Zahntechniker gelernt hatten. Das luftfahrttechnische Training werde bilingual auf Deutsch und Englisch durchgeführt, um auch internationale Bewerber anzusprechen.

„Die Qualifizierung startet mit einem Theorieblock, der von Lufthansa Technical Training GmbH durchgeführt wird. Die praktischen Trainingseinheiten umfassen (bei Bedarf) den Erwerb von Kenntnissen in der Metallverarbeitung, der Demontage/Montage von Modulen, der Befundung sowie die Grundlagen der Einzelteilreparatur. Dafür stehen drei CFM56-TrainingsTriebwerke zur Verfügung. Ein Triebwerk der neuesten Generation, ein LEAP, wird in Kürze hinzukommen. Betreut werden die Trainees in dieser Phase von insgesamt acht erfahrenen Praxistrainern“, so die LH Technik.

Harald Gloy, der Chief Operating Officer (COO) und Personalvorstand von Lufthansa Technik, sagte: „Wir gehen gestärkt aus der Krise hervor und freuen uns über die große Nachfrage nach unseren Services und Produkten in der gesamten Lufthansa Technik Gruppe. Auch unsere Hamburger Triebwerkswerkstätten füllen sich wieder, dafür brauchen wir noch viele hoch qualifizierte und motivierte Mechaniker:innen. Das moderne Trainingszentrum bietet die optimalen Vorraussetzungen, um Quereinsteigende schnell und effizient auf das hohe Qualifikationsniveau zu bringen, das unsere Kunden von uns erwarten.“

Michael Kirstein, der Leiter der Triebwerksüberholung bei Lufthansa Technik, begründet, warum die Ausbildung in einem gesonderten Trainingszentruj Vorteile bietet: „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass ein On-the-job-Training im laufenden Betrieb in der Werkstatt für alle Beteiligten zeitaufwändig ist und die strukturierten betrieblichen Abläufe beeinflusst. Deswegen haben wir uns entschlossen, ein eigenes Zentrum für die Weiterqualifizierung von Menschen einzurichten, die bereits eine technische Ausbildung haben.“

Volker K. Thomalla

 

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Über Volker K. Thomalla

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Volker K. Thomalla ist Chefredakteur von aerobuzz.de. Er wurde 2021 mit dem Aerospace Media Award (Kategorie Business Aviation) ausgezeichnet. Er berichtet seit 40 Jahren als Journalist über die Luft- und Raumfahrt. Von 1995 bis 2016 leitete er als Chefredakteur die Redaktion aerokurier, von 2000 bis 2016 zusätzlich die Redaktionen FLUG REVUE und Klassiker der Luftfahrt. Thomalla war zwischen 2016 und 2020 Chefredakteur des englischsprachigen Business-Aviation-Magazins BART International. Er hat mehrere Bücher über die Luftfahrt geschrieben und als Privatpilot auch praktische Flugerfahrung gesammelt.

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