Im Rahmen einer vom Luftfahrt Presse Club (LPC) organisierten Diskussion im Januar dieses Jahres hatte Patrick Ky, der Executive Director der EASA (Agentur für Flugsicherheit der Europäischen Union), gesagt, dass die EASA an dem Thema Single Pilot Operations arbeite. Voraussetzung dafür sei, dass der Flugbetrieb mit nur einem Besatzungsmitglied im Cockpit aber immer sicherer sein müsse als der mit zwei Piloten. Man könne sich verschiedene Szenarien vorstellen, beispielsweise eine Regelung, bei der nur in bestimmten Flugphasen zwei Besatzungsmitglieder im Cockpit vorgeschrieben seien. Man werde dazu mit allen Stakeholdern, auch mit den Pilotengewerkschaften, sprechen.
Eine Regelung, bei der beispielsweise im Reiseflug eines gewerblich betriebenen Flugzeugs nur ein Crewmitglied im Cockpit sein müsse, während sich ein anderes im Crew Rest Compartment aufhalte, könne relativ zügig eingeführt werden. „Wir schauen uns das an. Das mag kommen oder aber auch nicht“, sagte Ky wörtlich.
Gefährdung des Sicherheitsniveaus
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat nun darauf reagiert. Sie lehnt eine solche Regelung ab. Björn Reimer, der Vorstand für Flight Safety bei der VC, sagte: „Die Vereinigung Cockpit sieht diese Bestrebungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr kritisch und hat eine eindeutige Position: Die Reduzierung der Cockpitbesatzung auf einen einzelnen Piloten oder eine einzelne Pilotin lehnen wir unabhängig von der Flugphase ab. Mit den aktuellen technischen Möglichkeiten würden Reduced Crew Operations das sehr hohe Sicherheitsniveau in der Verkehrsluftfahrt gefährden. Der Erhalt und die Erhöhung der Flugsicherheit müssen auch künftige Vorrang vor ökonomischen Interessen haben.“
Aber der Interessenverband weiß auch, dass er dieser Diskussion langfristig nicht entgehen kann. Er teilte mit: „Die VC wird der Diskussion um neue Technologien, die auch zu Flügen mit reduzierter Crew führen könnten, zu gegebener Zeit nicht ausweichen. Als Anwalt der Flugsicherheit warnt der Berufsverband zum jetzigen Zeitpunkt allerdings dringend davor, entsprechende Technologien vorschnell zuzulassen.“
Bis zur Rückkehr zu einer Normalität gebe es im gesamten System Luftfahrt viele flugsicherheitsrelevante Themen, die die Aufsichtsbehörden mit Priorität behandeln sollten, anstatt eine Debatte um Flüge mit reduzierter Crew zu befeuern, mahnt die Pilotenvertretung an.
Volker K. Thomalla
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