Dunkel ist es. Und ziemlich eng. Erschwerte Bedingungen für die Piloten. Jetzt nur keinen Fehler machen. Das Leitwerk der ASK 13 hebt sich, die Nase senkt sich. „Hinten noch etwas höher“, ruft Reinhard Hoffmann. „Und jetzt vorne rum.“ Eine Minute später setzt das Flugzeug auf. Auf einem kleinen Holzbock im Keller des „Stadtgarten“. Die Piloten vom Aero-Club aus dem ostwestfälischen Bünde atmen auf. Jetzt kann die Wartung des Doppelsitzers beginnen.
Nur ein kleines Metallschild auf der Kellertür deutet darauf hin, dass hier solcherlei Aktivitäten stattfinden. Hans Borgmann öffnet besagte Tür. Der 84-Jährige ist das älteste aktive Mitglied des Vereins. Ihren Flugplatz haben die Piloten im niedersächsischen Melle, ihre Werkstatt im Herzen der Stadt Bünde. Hier werden in der Nebensaison nach und nach alle Flugzeuge des Vereins instandgehalten oder -gesetzt, vornehmlich zwischen November und Februar. „Zweimal in der Woche treffen wir uns hier“, sagt Borgmann und weist in den kleinen Raum. „Jeden Dienstag- und jeden Freitagabend.“
An diesem Freitagabend liegen im Bauch des Stadtgartens zwei Flugzeuge: Die einsitzige Astir des Flugzeugherstellers Grob und eine K8, ein „altes Schätzchen“ aus den 1960er Jahren, das aber schon seit vielen Jahren nicht mehr in der Luft war.
„Die gehörte unserem ehemaligen Vorsitzenden und Gründungsmitglied Karl Brölhorst“, erzählt dessen Nachfolger Reinhard Hoffmann. „Er hatte uns das Flugzeug für einen symbolischen Preis verkauft und wir haben sie grundüberholt, das Gerüst gesandstrahlt und den Rumpf komplett neu bespannt.“ Jetzt fehle unter anderem noch die neue Zulassung. Hoffmann hofft, dass das Flugzeug bald wieder seine Kreise am Himmel ziehen wird.
Bei der Astir nebenan besteht da wenig Zweifel: Das zierliche Segelflugzeug wurde lediglich gesäubert, poliert, eingefettet, die Anschlüsse gereinigt. „Und der Höhenmesser war kaputt – den mussten wir einschicken, so etwas können wir nicht selbst machen“, erklärt Hans Borgmann, der sich vor einigen Jahrzehnten mal ein eigenes Ultraleicht-Flugzeug gebaut hat, aber längst zu einem reinen und leidenschaftlichen Segelflieger geworden ist.
Segelfliegen darf man ab 14 Jahren
Dasselbe sagen auch all die jungen Männer von sich, die nun nach und nach in den Keller kommen. Luis Maschmann, Marlin Wellensiek, Jonah Mäsker, Jan Thies – lauter Jungspunde. „Unsere jüngste Fliegerin ist gerade mal 14“, sagt Reinhard Hoffmann. „Die kann heute leider nicht.“ Nachwuchsprobleme habe der rund 100 Mitglieder zählende Verein zurzeit glücklicherweise nicht – die Lust am Fliegen ziehe sich quer durch alle Generationen. „Man muss dafür als Verein aber auch ein bisschen was tun“, betont Hoffmann.
An den meisten Wänden des Kellers stehen Werkzeugschränke, nur über der großen Werkbank hängt ein zersplitterter grauer Propeller. „Der gehörte mal zu unserem Motorsegler – da ist bei der Landung wohl was schiefgelaufen“, sagt Hans Borgmann und grinst. „Ist aber schon ein paar Jahre her.“
Ein paar Meter weiter stehen zwei Kisten Bier. Nach getaner Arbeit wird schon mal ein Fläschchen getrunken. Da macht die Sache mit dem Fliegerlatein doch gleich noch mehr Spaß.
Jetzt müssen die Männer aber erst noch mal ran: Die kleine Astir muss raus aus dem Keller, die wesentlich größere ASK 13, die zerlegt draußen auf dem Hänger liegt, muss rein – möglichst ohne Bruchlandung. Ein Unterfangen, das glücklicherweise gelingt. Auf Pleiten-Pech-&-Pannen-Geschichten von morgen hat heute noch niemand Lust, und seien sie noch so unterhaltsam.
Meiko Haselhorst
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