Das Verteidigungsministerium hatte zuletzt bei der Auswahl seiner Großraumflugzeuge für die Flugbereitschaft kein glückliches Händchen gehabt. Die beiden von der Lufthansa als Gebrauchte gekauften A340-313X erwiesen sich pannenanfälliger als erwartet, obwohl die Lufthansa Technik die technische Betreuung übernommen hatte. Die Lufthansa-Tochter hatte die Flugzeuge auch zwischen 2009 und 2011 von der Airline-Konfiguration in die VIP-Konfiguration umgebaut.
Aber auch die anderen Muster der Flugbereitschaft wie zum Beispiel die Bombardier Global 5000 waren zuletzt nicht so zuverlässig wie erhofft. Mal mussten hochrangige Regierungsmitglieder bei einem Staatsbesuch zusätzliche Nächte im Gastgeberland verbringen, mal mussten sogar Reisen aufgrund defekter Flugzeuge ausfallen. Zuletzt hat die Flugbereitschaft bei Reisen von Kanzlerin, Bundespräsident oder Außenminister eine Reservemaschine bereitgehalten, beziehungsweise teilweise sogar eine entsprechende Ersatzmaschine als Back-up mit auf die Reise geschickt.
Die erste A350 soll 2020 einsatzbereit sein
Dem Ansehen der Industrienation Deutschland haben diese Ausfälle geschadet, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Mit dieser Begründung hat die Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen auch die Neubeschaffung von drei A350-900 für die Flugbereitschaft dem Haushaltsausschuss vorgelegt. Der Ausschuss hat dem Antrag, der immerhin einen Budgetansatz von rund 1,2 Milliarden Euro vorsieht, zugestimmt.
Der Listenpreis eines Airbus A350-900 betrug 2018 noch 317,4 Millionen Euro. Der Umbau eines solchen Jets in ein Regierungsflugzeug – inklusive der notwendigen Selbstschutzeinrichtung und den Kommunikationsgeräten – schlägt noch einmal mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag zu Buche. Noch in diesem Monat soll die Bestellung der Flugzeuge vertraglich gesichert werden, teilte das BMVg mit.
„Das Flugzeugmuster A350-900 passt sich mit großen Synergieeffekten in die bestehende Flotte der Flugbereitschaft des BMVg ein. Insbesondere bei der technischen Unterstützung kann so der Aufwand im Betrieb der Flugzeuge minimiert werden. Flugzeuge des Typs A350 werden seit 2015 produziert, damit ist eine lange Verfügbarkeit von Ersatzteilen gegeben. Durch eine einheitliche Flotte von drei Flugzeugen auf der Langstrecke wird die Flugbereitschaft des BMVg flexibler und bei nichtplanbaren Ereignissen reaktionsfähiger sein“, schreibt das Ministerium.
Die erste A350 XWB soll noch in diesem Jahr ausgeliefert werden und bis Sommer 2020 umgebaut werden. Die technische Betreuung der Flugzeuge soll unverändert bei der Lufthansa Technik liegen, die auch bisher die Narrowbodies und die pannenanfälligen Widebodies der Flugbereitschaft instandgehalten hat.
Volker K. Thomalla
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