Der Cal-Aero Airport in Chino im US-Bundesstaat Kalifornien liegt eingebettet in der hügeligen Landschaft im Westen von Los Angeles und ist Heimat von gleich zwei Warbird-Museen: Dem Planes of Fame Air Museum und dem Tanks Air Museum. Beide sind einen Besuch wert. Aerobuzz.de war kurz vor Ausbruch der Coronakrise in Chino und hat das Planes of Fame Air Museum besucht, das älteste unabhängige Luftfahrtmuseum der Vereinigten Staaten.
Flugzeuge im Planes of Fame Air Museum
Zu den deutschen Flugzeugen im Planes of Fame Air Museum gehört auch diese Focke-Wulf Fw 190. © V. K. Thomalla
Chinos Cal-Aero Airport glich im Zweiten Weltkrieg einem geschäftigen Bienennest: Die Cal-Aero Academy bildete auf dem Platz auf den Trainern Boeing Stearman und BT-13 Vultee Pilotennachwuchs für die US Army Air Force aus. Anfang 1945 endete das Trainingsprogramm, da das erwartete Kriegsende die Zahl der benötigten Piloten drastisch reduzierte.
Statt der Schulflugzeuge füllten nicht mehr benötigte Militärflugzeuge ab Spätsommer 1945 das Vorfeld des Flugplatzes. Doch das reichte schnell nicht mehr aus, so dass die Regierung auch die umliegenden Wiesen der Farmer pachtete und dort Tausende von zurückkehrenden Flugzeugen aus den Kriegsgebieten abstellte. Darunter befanden sich auch Hunderte von Neuflugzeugen aus den kalifornischen Flugzeugfabriken, die direkt aus der Endmontage zur Verschrottung nach Chino geflogen wurden. PT-17 Stearman, T-6 Harvard, P-47 Thunderbolt, P-51 Mustang, B-24 Liberator, B-25 Mitchell und andere Flugzeuge warteten in Chino auf die für diesen Zweck extra errichteten Schmelzöfen, um das wertvolle Flugzeugaluminium wieder zurückzugewinnen.
Chino war ein Schrottplatz
Nach der Untersuchung durch die US-Streitkräfte landeten auch viele Beuteflugzeuge in Chino, wo sie vernichtet werden sollten. Ed Maloney, ein zu diesem Zeitpunkt nicht einmal 20 Jahre alter Luftfahrt-Enthusiast, ahnte, dass dort historische Schätze vernichtet wurden. Er begann, nach seltenen Flugzeugen zu suchen und erwarb 1946 mit der Yokosuka MXY-7 Ohka, einer bemannten Kamikaze-Bombe, sein erstes Flugzeug. Von den 852 gebauten Ohkas existieren heute nur noch 14 Exemplare, eines davon ist im Planes of Fame Air Museum in Chino ausgestellt.
Maloney brauchte elf Jahre, um seine ersten zehn Flugzeuge zu erwerben, dann erfüllte er sich mit der Eröffnung des Luftfahrtmuseums in Claremont im Jahr 1957 in Kalifornien seinen Traum. Das Museum warf jedoch nicht genug ab, um an diesem Standort zu überleben, außerdem platzte die Sammlung an Flugzeugen und Artefakten aus allen Nähten. 1963 zog es an den Ontario Airport in Kalifornien um, wo ein größeres Publikum angesprochen wurde und ausreichend Platz vorhanden war, glaubte Maloney.
Doch schon 1970 stand ein weiterer Umzug an: In Buena Park in Kalifornien eröffnete ein Film-Freizeitpark, in dem „Cars of the Stars“ und „Planes of Fame“ gezeigt wurden – die Flugzeuge stammten alle aus der Sammlung von Ed Maloney. Doch der Park existierte nur drei Jahre, und endlich kam die inzwischen weiter angewachsene Flugzeugsammlung auf den Cal-Aero-Flugplatz in Chino. Hier war ausreichend Platz für Expansion, und Maloney und seine Mitarbeiter – viele darunter freiwillige Helfer – hatten die Idee, einige der historischen Flugzeuge wieder in einen flugfähigen Zustand zu versetzen, nun da sie schon an einem Flugplatz ihre neue Heimat gefunden hatten. 1974 war der Umzug abgeschlossen, und das Museum erhielt seinen endgültigen Namen: Planes of Fame Air Museum.
Northrops Flying Wing
Zur Sammlung hatten sich inzwischen einige besondere Luftfahrt-Schätze gesellt: Northrop N9MB Flying Wing, ein zweimotoriges Proof-of-Concept-Flugzeug mit 20 Meter Spannweite, mit dem Jack Northrop schon 1942 nachwies, dass Nurflügelflugzeuge technisch umsetzbar sind. Die N9MB legte den technologischen Grundstein für die späteren Muster YB-35 und YB-49 sowie die B-2 Spirit. Die Northrop N9MB wurde bei einem Flugunfall im April 2019 komplett zerstört.
Ein weiteres historisches Schätzchen, das Maloney auftrieb, ist die Boeing P-26A Peashooter (Pusterohr). Das Flugzeug aus den frühen dreißiger Jahren ist eines von nur noch zwei erhaltenen Originalflugzeugen dieses Typs und das einzige in flugfähigem Zustand. Maloney hatte es 1957 in Guatemala entdeckt und gekauft. Der Spitzname Pusterohr stammt übrigens von dem Visierrohr vor dem Cockpit des offenen Jagdflugzeugs.
Sieben Hangars warten auf die Besucher
In Chino gehören dem Museum mittlerweile sieben Hangars, die zum Teil als Werkstatt, zum Teil als Ausstellungshalle und zum Teil als normaler Flugzeughangar dienen. Alle Hangars sind für die Museumsbesucher zugänglich. Rund 150 fertige Flugzeuge sind auf der Inventarliste des Air Museums heute zu finden. Dazu kommt noch einmal die gleiche Zahl an Flugzeugen, die restauriert werden müssen und sich in verschiedenen Stadien des Zerfalls befinden. Zwischen den Hangars sind diese Wracks deponiert, denen die Sonne Kaliforniens arg zusetzt. Douglas A-4 Skyhawks, Lockheed F-104G Starfighter, Vought F8U Crusader, LTV A-7 Corsair II, SAETA HA-200, North American T-2 Buckeye, Republic F-84 Thunderjet, F7F Tigercat und Lockheed Lodestar sind nur einige der Flugzeuge, die auf ihre Restaurierung warten.
Eine F-100D Super Sabre in der Ausstellung sieht arg zerrupft aus, was nicht überrascht, denn nach ihrer aktiven Dienstzeit als Jagdbomber wurde sie zu einer QF-100D Zieldrohne umgebaut. 1988 ereilte sie ihr Schicksal, als eine AIM-120 AMRAAM traf, die von einer F-15 abgefeuert wurde. Heck und Leitwerk wurden stark beschädigt, aber die QF-100D konnte landen und sollte verschrottet werden. Nun steht sie im Planes of Fame Air Museum.
Neben ihr brät eine North American F-86H Sabre in der Sonne, die ebenfalls als Zieldrohne verwendet wurde. Die US Navy malträtierte das zur QF-86H modifizierte Flugzeug auf dem Schießplatz in China Lake bis es nicht mehr flugfähig war.
Hier geht es zum zweiten Teil des Beitrags über das Planes of Fame Air Museum.
Schon gelesen?